Ist Jesus "die Weisheit" in Sprüche 8?
Weisheit (hebr.: chokmâh) und Klugheit (hebr.: ‛ormâh) sind weder Namen noch Umschreibungen von Personen. Im Buch der Sprüche werden sie lediglich personifiziert. Dabei handelt es sich um eine figurative Ausdrucksweise, bei der sachlichen oder abstrakten Dingen menschliche Eigenschaften oder Handlungen zugeschrieben werden. Durch den Gebrauch dieses poetischen Stilmittels soll eine besondere Betonung auf das gelegt werden, was damit ausgesagt wird. Das Personifizieren von Dingen war unter Juden weit verbreitet. So werden in der Bibel die Begriffe Wort, Weisheit, Torheit, Lehre, Tod, Städte, Natur, Geld, Sünde personifiziert. In Kapitel 9 findet sich auch eine Personifikation der Torheit (hebr.: kesîylûth). Niemand würde behaupten, dass Torheit ein Bild oder Synonym für eine reale Person sei. Weisheit und Klugheit sind Eigenschaften GOTTES, die Sein Handeln bestimmen. Nirgends steht, dass die Weisheit GOTT ist. Sie wird auch nicht HERR genannt. Die Personifizierung soll die tugendhaften Eigenschaften der Weisheit und die Rolle, die sie in GOTTES Schöpfungsakt einnimmt, bildhaft veranschaulichen. An keiner Stelle im Neuen Testament wird Jesus durch ein Zitat mit der Weisheit aus Sprüche 8 verknüpft. Zudem wird in Sprüche 7,4 die Weisheit als Schwester (hebr.: 'âchôth) bezeichnet. Auch dies spricht gegen eine Verbindung mit Jesus. In Sprüche 1,20 f. heißt es, dass die Weisheit auf den Straßen und in den Toren Israels ruft. Doch nirgends lesen wir etwas über das Wirken Jesu im Alten Testament. Abgesehen davon wird GOTT in Sprüche 8 als Schöpfer identifiziert; nicht die Weisheit.
1. Mos 4,6 f. / Ri 9,8-15 / Hb 28,22 / Spr 9,13-18 / Jes 44,23 + 49,13 + 55,12 / Mt 6,24 / Joh 5,26 / 1. Kor 8,6 / 1. Tim 6,6 / Heb 4,12
In 1. Korinther 1,30 f. heißt es, dass Jesus Christus für uns zur Weisheit wurde durch GOTT. Manche verknüpfen diese Aussage mit Sprüche 8. Dies bedeutet jedoch nicht, dass dort von Jesus die Rede ist. Schließlich ist Weisheit nicht der Name eines präexistenten Messias, sondern drückt eine geistliche Gesinnung aus. Überall, wo alttestamentliche Aussagen mit Jesus Christus in Verbindung gebracht werden, wird oft der entsprechende Abschnitt zitiert, wie auch 1. Korinther 1,31 zeigt. Vom ersten Augenblick seines Lebens wirkte GOTTES Geist in Jesus, der ihn an Weisheit zunehmen ließ, bis Jesus schließich alle Schriftgelehrten an Weisheit übertraf. GOTT, der Vater ließ alle Weisheit und Gotteserkenntnis in Seinem menschlichen Sohn wohnen (Kolosser 2,9), mehr, als in allen anderen Menschen zuvor (Johannes 3,34). Während in der Welt Dinge wie Intelligenz, Erfolg und Stärke zählen, zeigt sich göttliche Weisheit in Demut und Liebe (Jakobus 3,17 f.). In Jesu Verhalten erkennen wir wahre Weisheit, in der wiederum wahre Kraft liegt (1. Korinther 1,24-28). Insofern dient uns Jesus als Vorbild für Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung. Indem wir Jesus nachahmen und werden wie er, erkennen wir GOTT, den Vater (Johannes 14,6-11) und erweisen uns als Kinder GOTTES. In der Erkenntnis des Vaters, des allein wahren GOTTES, und Seines Gesandten Jesus Christus, liegt ewiges Leben (Johannes 17,3).
siehe Kommentar zu...
Sprüche 8,22-31:
Der HERR hat mich gehabt im Anfang seiner Wege
1. Korinther 1,30 f.:
Christus Jesus, der für uns zur Weisheit wurde
