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Der Brief des Plinius an Trajan

Im Jahr 112 n. Chr. verfasste ein gewisser römischer Anwalt mit dem Namen C. Plinius Caecilius Secundus – auch Plinius der Jüngere genannt (61 / 62 n. Chr. - 113/115 n. Chr.) einen Brief an den damaligen römischen Kaiser Trajan (53 n. Chr. – 117 n. Chr.). In diesem Brief findet sich unter anderem die Aussa-ge, dass die damaligen Christen Jesus “wie einen Gott“ besungen haben. Diese Aussage wird von vielen Schriftgelehrten als Beweis betrachtet, dass die frühen Christen Jesus als GOTT anbeteten. Bei näherer Betrachtung entpuppt sich diese Behauptung jedoch als unhaltbar.

Latein

"Adfirmabant autem hanc fuisse summam uel culpae suae uel erroris, quod essent soliti stato die ante lucem conuenire carmenque Christo quasi deo dicere secum in uicem seque sacramento non in scelus aliquod obstringere, sed ne furta, ne latrocinia, ne adulteria committerent, ne fidem fallerent, ne depositum appellati abnegarent."

 

Deutsch

"Sie (die Christen) versicherten darüber hinaus, ihre ganze Schuld oder ihr ganzer Irrtum habe darin bestanden, dass sie sich gewöhnlich an einem bestimmten Tage vor Sonnenaufgang versammelten, Christus wie einem Gott einen Wechselgesang darbrachten und sich durch Eid nicht etwa zu irgendeinem Verbrechen verpflichteten, sondern keinen Diebstahl, Raubüberfall oder Ehebruch zu begehen, ein Versprechen nicht zu brechen, eine angemahnte Schuld nicht abzuleugnen."

Plinius, der selbst kein Christ war, wurde um 111 n. Chr. in der Stellung eines kaiserlichen Gesandten nach Bithynien und Pontus geschickt. Dabei wurde er als Richter mit dem “Christenproblem“ in Rom konfrontiert. Plinius war in seiner Entscheidungsbefugnis, über die Christen zu richten, überfordert. Aus diesem Grund holte er um 112 n. Chr. mittels eines Briefes Rat bei seinem Kaiser ein. In seinem Brief, der in lateinischer Sprache erhalten geblieben ist, spricht Plinius insgesamt viermal von den Göttern, womit die heidnischen Götter der Römer gemeint sind. Im Gegensatz zum Christentum beteten die Römer verschiedene Gottheiten an. Zur Zeit der römischen Kaiser war es üblich, dass die Kaiser selbst als göttlich verehrt wurden. Die Anbetung von Menschen als göttliche Wesen war für Römer nichts Ungewöhnliches. Nach dem religiösen Verständnis der Römer gab es keinen allmächtigen und höchsten Schöpfergott, wie Christen es glauben.

Zunächst einmal ist festzustellen, dass Plinius nichts von einer Dreieinigkeit erwähnt. Ebenso wenig heißt es in dem Brief, dass die Christen Jesus wörtlich “als GOTT“ besungen hätten, sondern wie einen Gott (lateinisch: quasi deo). Das Wort quasi drückt aus, dass das Besingen des Messias den Plinius sehr an die Huldigung römischer Götter bzw. die Verehrung des Kaisers erinnerte. Dies wiederum wurde als Lästerung und evtl. als Treuebruch gegenüber dem Kaiser gedeutet, da dieser als höchste irdische Autorität galt. Deshalb schreibt Plinius in seinem Brief, dass die Christen gezwungen werden sollten, das Bild des Kaisers anzubeten, um freigesprochen zu werden. Dass Christen Lieder zur Ehre Jesu als ihrem Herrn sangen, ist nicht unbiblisch, aber zugleich auch nicht mit einer Anbetung zu verwechseln. In Offenbarung 5,9 stimmen die vier Wesen und die vierundzwanzig Ältesten ein Lied zur Ehre des Lammes an, worin sie das Erlösungswerk Jesu besingen. Auch im Buch der Psalmen finden sich mehrere Lieder, die zur Ehre von menschlichen Königen gedichtet wurden; wie z.B. Psalm 21 + 45 + 72. Psalm 45 hat auch eine prophetische Bedeutung in Verbindung mit Jesus als dem messianischen König.

 

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