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Kommentar zum Alten Testament - Seite 1
 

Lasst uns Menschen machen; ein Bild, das uns ähnlich sei

1. Mose 1,26

Siehe, da standen drei Männer vor ihm

1. Mose 18,1-3

Da ließ der HERR Schwefel und Feuer regnen vom HERRN

1. Mose 19,24 f.

Der HERR hat mich gehabt im Anfang seiner Wege

Sprüche 8,22-31

Wie heißt er? Und wie heißt sein Sohn?

Sprüche 30,4

Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?

Jesaja 6,8

Wunderbarer Ratgeber, ewiger Vater, Friedefürst

Jesaja 9,5 f.

Und nun sendet mich GOTT, der HERR und Sein Geist

Jesaja 48,16

Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt

Jeremia 17,5

dies wird sein Name sein: Der HERR ist unsere Gerechtigkeit

Jeremia 23,5 f.

eine Gestalt, dem Aussehen eines Menschen gleich

Hesekiel 1,26 f.

und der vierte sieht aus wie ein Sohn der Götter

Daniel 3,24 f.

ein Mann, der trug leinerne Kleider und einen goldenen Gürtel

Daniel 10,4-9

seine Ursprünge sind von der Vorzeit und von Ewigkeit her

Micha 5,1-3
 

und sie werden mich ansehen, den sie durchbohrt haben

Sacharja 12,10

1. Mose 1,26

26 Und GOTT sprach: »Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei (...).«

Wäre hier die Rede von einer Pluralität innerhalb der Gottheit, müsste man erwarten, dass GOTT in der gesamten Heiligen Schrift von sich in der “Wir“-Form spricht. Tatsächlich finden sich jedoch nur vier Beispiele im Alten Testament, wo dies der Fall ist. Als das hebräische Alte Testament ins Griechische übersetzt wurde, wurde 'ĕlôhîym (hebr. Plural: GÖTTER) mit theos (Singular: GOTT) übersetzt. Dies verdeutlicht, dass die Juden unter 'ĕlôhîym weder viele Götter noch einen GOTT bestehend aus mehreren Personen verstanden. Im Buch Hiob heißt es, dass die Engel GOTTES (wörtlich: Söhne GOTTES), die zu GOTTES himmlischem Rat gehören und mit denen GOTT in engem Austausch steht, bei der Schöpfung anwesend waren und GOTT priesen. Dieses Detail wird im Schöpfungsbericht nicht erwähnt; die Existenz von Engeln hingegen schon (1. Mose 3,24).

Auch wenn in der Bibel nicht direkt gesagt wird, dass die Engel in GOTTES Ebenbild geschaffen sind, liegt diese Annahme nahe. Der Ausdruck Ebenbild GOTTES bezieht sich auf die Heiligkeit bzw. Sündlosigkeit eines Geschöpfs. Der erste Mensch Adam entsprach bei seiner Erschaffung GOTTES Ebenbild, da er ohne Sünde war. Ebenso hat GOTT die Engel einst sündlos geschaffen. Somit kann man jedes mit Willen und Vernunft ausgestattete Geschöpf, zu denen sowohl Menschen als auch Engel zählen, als Ebenbilder GOTTES bezeichnen. Im oben genannten Vers spricht GOTT zu Seinem himmlischen Rat der Engel, den Er in Sein Schöpfungsvorhaben einbezieht. Die Engel waren indirekt an der Schöpfung beteiligt, auch wenn GOTT letztendlich derjenige war, der den Menschen aktiv schuf und nicht die Engel.

Ps 89,7 / Hb 15,8 / Jes 6,8 / Jer 23,18 + 22

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1. Mose 18,1-3

1 Und der HERR erschien ihm im Hain Mamre, während er an der Tür seines Zeltes saß, als der Tag am heißesten war. 2 Und als er seine Augen aufhob und sah, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Und als er sie sah, lief er ihnen entgegen von der Tür seines Zeltes und neigte sich zur Erde 3 und sprach: »Herr, habe ich Gnade gefunden vor Deinen Augen, so geh nicht an Deinem Knecht vorüber.«

Im hebräischen Text heißt es, dass GOTT Seinem Knecht Abraham in der Gestalt eines Menschen erschien. Zudem lesen wir, dass Er von zwei Engeln begleitet wurde, die ebenfalls eine menschliche Gestalt angenommen hatten. GOTT hat die Menschheit geschaffen, damit Er eine enge Gemeinschaft mit uns haben kann. Deshalb zeigt GOTT sich gelegentlich in sichtbarer Form, auch wenn GOTT grundsätzlich unsichtbar ist. Menschen, denen GOTT sichtbar erschien, waren Adam und Eva, Abraham, Jakob, Mose, Samuel, Michaja, Jesaja, Hesekiel, Daniel, Amos, Stephanus und Johannes. Auch Engel und Dämonen sind für Menschen unsichtbar, können sich jedoch zu bestimmten Zeiten sichtbar machen. Wenn Engel und Dämonen in der Lage sind, sich visuell zu manifestieren, dann kann GOTT das erst recht.

Obwohl es drei Männer waren, die sich Abrahams Zelt näherten, sprach Abraham nur GOTT, den Anführer der Dreien, mit Herr (hebr.: adonai) an. In den Versen 1-15 sprechen Abraham, die Engel und GOTT abwechselnd. Manche Schriftgelehrte sind der Auffassung, dass es sich bei allen drei Männern um Engel handelt, die im Auftrag GOTTES zu Abraham kamen, um im Namen GOTTES mit ihm zu reden. Ähnlich wie der Engel des HERRN sprechen diese in der Ich-Form; so, als würde GOTT persönlich reden, obwohl sie GOTTES Gesandte / Botschafter sind. In 1. Mose 19,13 erklären die beiden Engel, dass der HERR sie gesandt hat. Das Wort er in Vers 17 bezieht sich auf einen der Engel. Daher steht in manchen Bibelübersetzungen einer von ihnen. Lots Antwort, die mit dem Wort Herr (hebr.: adon) beginnt, bezieht sich auf einen der Engel, auch wenn er zu beiden spricht. In der Bibel werden Engel häufig mit Herr angeredet (Daniel 10,16-19 / Sacharja 1,9 / Sacharja 6,4).

Auffällig ist, dass keiner der Apostel auch nur eine einzige alttestamentliche Aussage mit einem präexistenten Jesus verknüpft. Alle Zitate sind ausschließlich prophetische Aussagen und betreffen die (aus damaliger Sicht) zukünftige Erscheinung des Messias. Wäre die Begegnung Abrahams mit den drei Männern in Mamre ein Paradebeispiel für die Dreieinigkeit bzw. Präexistenz Christi, hätten die Apostel sowohl in ihren Briefen als auch in ihrer Verkündigung gewiss darauf Bezug genommen.

1. Mos 3,8 / 1. Mos 15,1 / 1. Mos 17,1 / 1. Mos 18,1 / 1. Mos 28,13 / 2. Mos 24,9-11 / 1. Sam 3,10 / 1. Kön 3,5 / 1. Kön 9,2 + 11 / 1. Kön 22,19-22 / Jes 6,1-5 / Hes 1,26-28 / Dan 7,9-14 / Amos 7,7 / Apg 7,56 / Off 5,1-8

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1. Mose 19,24

24 Und der HERR ließ Schwefel und Feuer regnen über Sodom und Gomorra, vom HERRN aus den Himmeln.

Diese Ausdrucksweise ist typisch semitisch. Hier wird ein Sachverhalt zur Betonung auf zwei verschiedene Arten ausgedrückt. Feuer und Schwefel kamen von GOTT, doch es waren die im Kapitel erwähnten Engel, die GOTTES Gericht an Sodom und Gomorra vollstreckten. Ähnliche Formulierungen im Zusammenhang mit Menschen finden sich in der Elberfelder-Übersetzung an verschiedenen Stellen.

 

1. Mos 4,23 / 1. Mos 17,23 / 1. Kön 1,53 / 1. Kön 8,1 / 1. Kön 12,21 / Hes 11,24.

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Sprüche 8,22-31

22 Der HERR hat mich gehabt im Anfang Seiner Wege, ehe Er etwas schuf, von Anbeginn her. 23 Ich bin eingesetzt von Ewigkeit her, im Anfang, ehe die Erde war. 24 Als die Tiefe noch nicht war, ward ich geboren, als die Quellen noch nicht waren, die von Wasser fließen. 25 Ehe die Berge eingesenkt waren, vor den Hügeln ward ich geboren, 26 als er die Erde noch nicht gemacht hatte noch die Fluren darauf noch die Schollen des Erdbodens. 27 Als Er die Himmel machte, war ich da, als Er den Kreis zog über der Tiefe, 28 als Er die Wolken oben mächtig machte, als Er stark machte die tiefen Quellen, 29 als Er dem Meer seine Grenze setzte und den Wassern, dass sie nicht überschreiten seinen Befehl; als Er die Grundfesten der Erde legte, 30 war ich ständig bei Ihm; ich war Seine Lust täglich und spielte vor Ihm allezeit; 31 ich spielte auf Seinem Erdkreis u. hatte meine Lust an den Menschenkindern.

Weisheit (hebr.: chokmâh) und Klugheit (hebr.: ‛ormâh) sind weder Namen noch Umschreibungen von Personen. Im Buch der Sprüche werden sie lediglich personifiziert. Dabei handelt es sich um eine figurative Ausdrucksweise, bei der sachlichen oder abstrakten Dingen menschliche Eigenschaften oder Handlungen zugeschrieben werden. Durch den Gebrauch dieses poetischen Stilmittels soll eine besondere Betonung auf das gelegt werden, was damit ausgesagt wird. Das Personifizieren von Dingen war unter Juden weit verbreitet. So werden in der Bibel die Begriffe Wort, Weisheit, Torheit, Lehre, Tod, Städte, Natur, Geld und Sünde personifiziert. In Kapitel 9 findet sich auch eine Personifikation der Torheit (hebr.: kesîylûth). Niemand würde behaupten, dass Torheit ein Bild oder Synonym für eine reale Person sei. Weisheit und Klugheit sind Eigenschaften GOTTES, die Sein Handeln bestimmen. Nirgends steht, dass die Weisheit GOTT ist. Sie wird auch nicht HERR genannt. Die Personifizierung soll die tugendhaften Eigenschaften der Weisheit und die Rolle, die sie in GOTTES Schöpfungsakt einnimmt, bildhaft veranschaulichen. An keiner Stelle im Neuen Testament wird Jesus durch ein Zitat mit der Weisheit aus Sprüche 8 verknüpft. Zudem wird in Sprüche 7,4 die Weisheit als Schwester (hebr.: 'âchôth) bezeichnet. Auch dies spricht gegen eine Verbindung mit Jesus. In Sprüche 1,20 f. heißt es, dass die Weisheit auf den Straßen und in den Toren Israels ruft. Doch nirgends lesen wir etwas über das Wirken Jesu im Alten Testament. Abgesehen davon wird GOTT in Sprüche 8 als Schöpfer identifiziert; nicht die Weisheit.

1. Mos 4,6 f. / Ri 9,8-15 / Hb 28,22 / Spr 9,13-18 / Jes 44,23 + 49,13 + 55,12 / Mt 6,24 / Joh 5,26 / 1. Kor 8,6 / 1. Tim 6,6 / Heb 4,12​

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Sprüche 30,4

4 Wer ist hinaufgefahren zum Himmel und wieder herab? Wer hat den Wind in seine Hände gefasst? Wer hat die Wasser in ein Kleid gebunden? Wer hat alle Enden der Welt bestimmt? Wie heißt er? Und wie heißt sein Sohn? Weißt du das?

Dieser Vers lässt sich auf unterschiedliche Weise nicht-trinitarisch verstehen. Der Autor stellt offensichtlich eine rethorische Frage, was bedeutet, dass ihm die Antwort auf diese Fragen bekannt ist. Es ist naheliegend, dass sich Vers 4 auf GOTT, den Schöpfer bezieht. Das Wort Sohn (hebr.: bên) kann für Auserwählte, Könige und Erben verwendet werden. Auch Israel (2. Mose 4,22 f.) wird als Sohn GOTTES bezeichnet; ebenso wie Könige, z.B. Salomo, (2. Samuel 7,14 / 1. Chronik 28.6). Auch wenn Israel ein Bild auf Christus ist, muss an dieser Stelle nicht zwingend der Messias gemeint sein. Die Aussage kann sich ebenso auf das Volk Israel beziehen. Selbst wenn hier der Messias gemeint sein sollte, ist dies kein Beleg dafür, dass Jesus GOTT ist, da der Begriff Sohn üblicherweise auf Menschen angewendet wird. Auch die Apostel gehen an keiner Stelle in ihren Briefen auf den Vers in Spr 30 ein oder schreiben ihm eine prophetische Bedeutung zu.

In Sprüche 30,4 wird zwischen GOTT und Seinem Sohn (wer auch immer an dieser Stelle gemeint ist) unterschieden. Sämtliche in Vers 4 genannten Attribute werden GOTT zugeschrieben und nicht dem Sohn. Außerdem impliziert die Frage nach dem Sohn nicht, dass GOTT tatsächlich einen Sohn hat. Die Antwort könnte ebenso lauten, dass GOTT, um den es in Vers 4 geht, keinen Sohn (im metaphysischen Sinn) besitzt, weil GOTT kein Mensch ist. Weiterhin lassen sich die vom Autor gestellten Fragen auch als Vergleich zwischen einem Menschen und GOTT verstehen; ähnlich wie in Hiob 38, wo GOTT Hiob dessen Niedrigkeit als Mensch im Verhältnis zu GOTTES Allmacht und Weis-heit vor Augen führt. Demnach würde die Fragestellung lauten:

Wer (= welcher Mensch) ist hinaufgefahren zum Himmel und wieder herab?

 

Wer (= welcher Mensch) hat den Wind in seine Hände gefasst?

 

Wer (= welcher Mensch) hat die Wasser in ein Kleid gebunden?

 

Wer (welcher Mensch) hat alle Enden der Welt bestimmt?

 

Wie heißt er (= dieser Mensch)? Und wie heißt sein Sohn (der Sohn dieser Person, die all das getan hat)? Weißt du das?

Die Antwort auf diese wiederum rethorische Frage ist klar: Niemand. Für diese Auslegung spricht der Umstand, dass es zuerst heißt Wer ist hinaufgefahren? und erst als zweites Wer ist herabgestiegen?. Denn kein Mensch war zum damaligen Zeitpunkt im Himmel. Jesus ist der erste und einzige Mensch, den GOTT von den Toten auferweckt hat und der in den Himmel aufgefahren ist (Johannes 3,13).

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Jesaja 6,8

5 Und ich hörte die Stimme des Herrn, der sprach: »Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich sprach: Hier bin ich, sende mich!«

Zu wem GOTT hier spricht, wird nicht ausdrücklich erwähnt. GOTT wollte jemanden senden, um Israel zu helfen. Daraufhin bietet sich der Prophet Jesaja als Bote an. Der Vers zeigt, dass GOTT derjenige ist, der das Sagen hat. Doch Er wird von anderen unterstützt bzw. bindet andere mit ein. Es ist naheliegend, dass GOTT an dieser Stelle zu Seinem göttlichen Rat spricht (Vers 2), zu dem die Engel im Himmel gehören, die GOTT Tag und Nacht dienen (2. Chronik 18,18-22 / Matthäus 18,10 / Hebräer 1,14). Diese Vermutung wird auch durch die Erwähnung von Serafim (= Engel) in den Versen 2 + 6 gestützt.

 

 

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Jesaja 9,5 f.

5 Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: »Wunderbarer Ratgeber, starker GOTT, ewiger Vater, Fürst des Friedens«.

6 Groß ist die Herrschaft, und der Friede wird kein Ende haben auf dem Thron Davids und über seinem Königreich, es zu festigen und zu stützen durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des HERRN der Heerscharen wird dies tun.

Das hebräische Wort 'êl gibbôr, das insgesamt nur dreimal im Alten Testament erscheint und hier in den meisten Bibeln mit mächtiger GOTT übersetzt wird, kann auch mächtiger Held oder göttlicher Held bedeuten. Derselbe Ausdruck wird im Plural in Hesekiel 32,21 für Helden und Mächtige verwendet. Hier sind eindeutig Menschen gemeint und nicht GOTT. In Jesaja 9 bezieht sich der Ausdruck auf den Messias, den von GOTT eingesetzten Herrscher. Der Vers beginnt mit der Aussage, dass ein Kind (hebr.: yeled) und ein Sohn (hebr.: bên) geboren werden soll, der die Herrschaft innehat (Jesaja 9,6). Das Wort Sohn war eine übliche Bezeichnung für einen König, der von GOTT gesalbt war. Daher ließe sich das Wort im Sinne eines Thronfolgers verstehen. Es gibt jedoch keinen Hinweis darauf, dass dieses Kind GOTT ist. Die Behauptung, dass die Juden zu damaliger Zeit nicht wussten, dass der Messias GOTT selbst wäre, ist spekulativ und biblisch nicht haltbar. Entscheidend ist, was die Schrift lehrt. Sowohl Altes als auch Neues Testament zeugen gegen diese Annahme.

In Vers 6 heißt es, dass dieser als Kind geborene Herrscher auf dem Thron Davids regieren würde. GOTT, der über allen Menschen steht und dessen Reich im Himmel ist, würde niemals auf einem irdischen Thron sitzen. Dies kann nur der Messias GOTTES, der auch Sohn Davids genannt wird. Manche Theologen schlagen Wunderbarer Ratgeber des heldenhaften GOTTES als Übersetzung vor. Hier wird der Unterschied zwischen GOTT und Seinem Messias am deutlichsten. Demnach ist der Messias derjenige, der GOTTES Volk mit seinem Rat und seiner göttlichen Weisheit dient; ähnlich wie Salomo.

Mächtiger GOTT (hebr.: 'êl gibbôr) kann auch als ein sogenannter theophorischer Name (= ein GOTT tragender Name) verstanden werden. In der hebräischen Kultur haben die Namen, die Menschen gegeben werden, eine Bedeutung. Theophorische Namen werden Menschen verliehen, um eine Wahrheit darüber zu verkünden, wer GOTT ist oder welche Beziehung GOTT zu der Person oder zu Israel (und damit auch zur Menschheit) hat. Beim Studium theophorischer Namen wird deutlich, dass der Name nichts über das Wesen oder den Charakter der Person aussagt, die den Namen trägt. Zum Beispiel bedeutet der Name Jehu, des Königs Israels, welcher die Baalsverehrung im Nordreich Israel auslöschte (2. Könige 10,18-28): Er ist Jahweh, obwohl Jehu nicht Jahweh war. Der Name Bithia, die eine Tochter des Pharaos war, bedeutet Tochter Jahwehs, auch wenn sie keine buchstäbliche Tochter Jahwehs war. Der Zweck theophorischer Namen besteht darin, dem Namensträger Ruhm und Aufmerksamkeit zu verschaffen. Der Name 'êl gibbôr kann daher auch mit GOTT ist mächtig übersetzt werden. Dies macht den Namensträger nicht zum mächtigen GOTT, sondern weist auf die Tatsache hin, dass GOTT mächtig ist, wie die Zeichen und Wunder, die GOTT durch Jesus tat, bezeugen. Eine andere Übersetzung lautet GOTT ist ein mächtiger Krieger; was GOTT u.a. bei der Zerstörung des assyrischen Heers (2. Könige 19,35) äußerst eindrucksvoll bewies. In 2. Mose 15,3 hat 'êl gibbôr die Bedeutung Jahweh ist ein Kriegsmann. Der Name Gabriel (= starker Mann GOTTES) setzt sich aus den Wörtern starker Mann / starker Held (hebr.: gever) und GOTT (hebr.: 'êl) zusammen. Niemand würde behaupten, der Engel Gabriel wäre GOTT. Dasselbe betrifft auch den Engel Michael, dessen Name Wer ist wie GOTT? bedeutet.

Der Name Ewiger Vater (hebr.: ab ad) kann ebenso im theophorischen Sinn aufgefasst werden. Er soll daran erinnern, dass der einzig wahre GOTT ein Vater für uns ist. Er kümmert sich um uns und hat immer unser Wohl im Blick. Es gibt heute in Israel lebende Juden, die diesen Namen tragen, genauso wie es heute in Israel lebende Juden gibt, die Immanuel genannt werden. Keiner dieser Menschen glaubt, dass er der ewige Vater oder ein fleischgewordener GOTT wäre. Hinzu kommt, dass nach dem Glaubensbekenntnis von Nicea der Vater und Jesus zwei verschiedene Personen derselben Gottheit sind, die sich voneinander unterscheiden. Daher kann ewiger Vater nicht bedeuten, dass der Messias GOTT, der Vater ist, da dies Vater und Sohn zu ein und derselben Person machen würde.

Eine weitere mögliche Übersetzung des Namens lautet: Vater der Ewigkeit oder Vater des kommenden Zeitalters, zu dem Jesus geworden ist, indem er uns durch seinen Kreuzestod den Zugang zum Ewigen Leben eröffnet hat. Das hebräische Wort ad bezieht sich auf etwas, das lange oder für immer währt oder auf etwas, das ein oder mehrere Zeitalter lang andauert. Die jeweilige Bedeutung hängt davon ab, ob es sich auf GOTT (Psalm 103,19) oder auf vergängliche Dinge wie Menschen (Daniel 6,4) oder Sachen (Habakuk 3,6) bezieht. Genauso wie GOTT ewig ist, wird auch das kommende Zeitalter der neuen Erde ewig bzw. unvergänglich sein. Somit gibt es mehrere Möglichkeiten, Jes 9,5 nicht-trinitarisch zu übersetzen:

5 Wunderbarer Ratgeber, göttlicher / starker Held, Vater der Ewigkeit...

 

5 Wunderbarer Ratgeber, GOTT ist mächtig...

 

5 Wunderbarer Ratgeber des mächtigen / heldenhaften GOTTES...

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Jesaja 48,16

16 Tretet her zu mir und hört dies! Ich habe von Anfang an nicht im Verborgenen geredet; von der Zeit an, da es geschieht, bin ich auf dem Plan. – Und nun sendet mich GOTT der HERR und Sein Geist.

Zunächst einmal ist zu beachten, dass der hebräische Originaltext keine Versangaben und keine Satzzeichen und somit auch keine Anführungszeichen enthielt. Daher muss genau geprüft werden, wo GOTT zu sprechen beginnt und wo Er aufhört, zu sprechen. In Vers 2 heißt es, dass GOTT die früheren Dinge vor langer Zeit verkündete. Auch in Jesaja 45,18-19 sagt GOTT, dass Er nicht im Verborgenen geredet hat. Daraus lässt sich schließen, dass GOTT auch derjenige ist, der im ersten Teil von Jesaja 48,16 spricht. Das Reden GOTTES endet jedoch in der Mitte des Verses. Der zweite Teil von Vers 16, in dem es heißt: Und nun sendet mich der HERR deutet auf eine weitere Person hin, wie auch die neue Einleitung in Vers 17 anzeigt. Der Kontext des Kapitels gibt Aufschluss darüber, um wen es sich bei der zweiten Person, mit der GOTT im Dialog steht, handelt. In Vers 1 spricht GOTT zu Jakob bzw. Israel, den Er ruft. In Vers 12 wird erneut Israel als Adressat genannt. GOTT ruft Seinen Knecht Israel (Verse 1-16a) und Israel antwortet (Vers 16b). Ein ähnlicher Wortlaut findet sich in Jesaja 49,1-5, wo er eine prophetische Bedeutung in Verbindung mit dem Messias hat. Auch Jesaja 48,16 kann im Zusammenhang mit dem Messias verstanden werden; jedoch bezogen auf dessen zukünftiges Wirken und nicht als Beweis für eine Präexistenz des Messias. In Jesaja 42,1 heißt es, dass GOTT Seinen Geist auf Seinen Knecht gelegt hat. Daher kann Jesaja 48,16 auch mit Und nun sendet der HERR mich und Seinen Geist übersetzt werden. Mit anderen Worten: GOTT sendet Israel bzw. den Messias durch Seinen Geist. Dieser Vers ist somit kein Beweis für die Dreieinigkeit.

 

 

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