Kommentar zum Alten Testament - Seite 2
Jesaja 9,5 f.
5 Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: »Wunderbarer Ratgeber, starker GOTT, ewiger Vater, Fürst des Friedens«. 6 Groß ist die Herrschaft, und der Friede wird kein Ende haben auf dem Thron Davids und über seinem Königreich, es zu festigen und zu stützen durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des HERRN der Heerscharen wird dies tun.
Das hebräische Wort 'êl gibbôr, das insgesamt nur dreimal im Alten Testament erscheint und hier in den meisten Bibeln mit mächtiger GOTT übersetzt wird, kann auch mächtiger Held oder göttlicher Held bedeuten. Derselbe Ausdruck wird im Plural in Hesekiel 32,21 für Helden und Mächtige verwendet. Hier sind eindeutig Menschen gemeint und nicht GOTT. In Jesaja 9 bezieht sich der Ausdruck auf den Messias, den von GOTT eingesetzten Herrscher. Der Vers beginnt mit der Aussage, dass ein Kind (hebr.: yeled) und ein Sohn (hebr.: bên) geboren werden soll, der die Herrschaft innehat (Jesaja 9,6). Das Wort Sohn war eine übliche Bezeichnung für einen König, der von GOTT gesalbt war. Daher ließe sich das Wort im Sinne eines Thronfolgers verstehen. Es gibt jedoch keinen Hinweis darauf, dass dieses Kind GOTT ist. Die Behauptung, dass die Juden zu damaliger Zeit nicht wussten, dass der Messias GOTT selbst wäre, ist spekulativ und biblisch nicht haltbar. Entscheidend ist, was die Schrift lehrt. Sowohl Altes als auch Neues Testament zeugen gegen diese Annahme.
In Vers 6 heißt es, dass dieser als Kind geborene Herrscher auf dem Thron Davids regieren würde. GOTT, der über allen Menschen steht und dessen Reich im Himmel ist, würde niemals auf einem irdischen Thron sitzen. Dies kann nur der Messias GOTTES, der auch Sohn Davids genannt wird. Manche Theologen schlagen Wunderbarer Ratgeber des heldenhaften GOTTES als Übersetzung vor. Hier wird der Unterschied zwischen GOTT und Seinem Messias am deutlichsten. Demnach ist der Messias derjenige, der GOTTES Volk mit seinem Rat und seiner göttlichen Weisheit dient; ähnlich wie Salomo.
Mächtiger GOTT (hebr.: 'êl gibbôr) kann auch als ein sogenannter theophorischer Name (= ein GOTT tragender Name) verstanden werden. In der hebräischen Kultur haben die Namen, die Menschen gegeben werden, eine Bedeutung. Theophorische Namen werden Menschen verliehen, um eine Wahrheit darüber zu verkünden, wer GOTT ist oder welche Beziehung GOTT zu der Person oder zu Israel (und damit auch zur Menschheit) hat. Beim Studium theophorischer Namen wird deutlich, dass der Name nichts über das Wesen oder den Charakter der Person aussagt, die den Namen trägt. Zum Beispiel bedeutet der Name Jehu, des Königs Israels, welcher die Baalsverehrung im Nordreich Israel auslöschte (2. Könige 10,18-28): Er ist Jahweh, obwohl Jehu nicht Jahweh war. Der Name Bithia, die eine Tochter des Pharaos war, bedeutet Tochter Jahwehs, auch wenn sie keine buchstäbliche Tochter Jahwehs war. Der Zweck theophorischer Namen besteht darin, dem Namensträger Ruhm und Aufmerksamkeit zu verschaffen. Der Name 'êl gibbôr kann daher auch mit GOTT ist mächtig übersetzt werden. Dies macht den Namensträger nicht zum mächtigen GOTT, sondern weist auf die Tatsache hin, dass GOTT mächtig ist, wie die Zeichen und Wunder, die GOTT durch Jesus tat, bezeugen. Eine andere Übersetzung lautet GOTT ist ein mächtiger Krieger; was GOTT u.a. bei der Zerstörung des assyrischen Heers (2. Könige 19,35) äußerst eindrucksvoll bewies. In 2. Mose 15,3 hat 'êl gibbôr die Bedeutung Jahweh ist ein Kriegsmann. Der Name Gabriel (= starker Mann GOTTES) setzt sich aus den Wörtern starker Mann / starker Held (hebr.: gever) und GOTT (hebr.: 'êl) zusammen. Niemand würde behaupten, der Engel Gabriel wäre GOTT. Dasselbe betrifft auch den Engel Michael, dessen Name Wer ist wie GOTT? bedeutet.
Der Name Ewiger Vater (hebr.: ab ad) kann ebenso im theophorischen Sinn aufgefasst werden. Er soll daran erinnern, dass der einzig wahre GOTT ein Vater für uns ist. Er kümmert sich um uns und hat immer unser Wohl im Blick. Es gibt heute in Israel lebende Juden, die diesen Namen tragen, genauso wie es heute in Israel lebende Juden gibt, die Immanuel genannt werden. Keiner dieser Menschen glaubt, dass er der ewige Vater oder ein fleischgewordener GOTT wäre. Hinzu kommt, dass nach dem Glaubensbekenntnis von Nicea der Vater und Jesus zwei verschiedene Personen derselben Gottheit sind, die sich voneinander unterscheiden. Daher kann ewiger Vater nicht bedeuten, dass der Messias GOTT, der Vater ist, da dies Vater und Sohn zu ein und derselben Person machen würde.
Eine weitere mögliche Übersetzung des Namens lautet: Vater der Ewigkeit oder Vater des kommenden Zeitalters, zu dem Jesus geworden ist, indem er uns durch seinen Kreuzestod den Zugang zum Ewigen Leben eröffnet hat. Das hebräische Wort ad bezieht sich auf etwas, das lange oder für immer währt oder auf etwas, das ein oder mehrere Zeitalter lang andauert. Die jeweilige Bedeutung hängt davon ab, ob es sich auf GOTT (Psalm 103,19) oder auf vergängliche Dinge wie Menschen (Daniel 6,4) oder Sachen (Habakuk 3,6) bezieht. Genauso wie GOTT ewig ist, wird auch das kommende Zeitalter der neuen Erde ewig bzw. unvergänglich sein. Somit gibt es mehrere Möglichkeiten, Jes 9,5 nicht-trinitarisch zu übersetzen:
5 Wunderbarer Ratgeber, göttlicher / starker Held, Vater der Ewigkeit...
5 Wunderbarer Ratgeber, GOTT ist mächtig...
5 Wunderbarer Ratgeber des mächtigen / heldenhaften GOTTES...
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Jesaja 48,16
16 Tretet her zu mir und hört dies! Ich habe von Anfang an nicht im Verborgenen geredet; von der Zeit an, da es geschieht, bin ich auf dem Plan. – Und nun sendet mich GOTT der HERR und Sein Geist.
Zunächst einmal ist zu beachten, dass der hebräische Originaltext keine Versangaben und keine Satzzeichen und somit auch keine Anführungszeichen enthielt. Daher muss genau geprüft werden, wo GOTT zu sprechen beginnt und wo Er aufhört, zu sprechen. In Vers 2 heißt es, dass GOTT die früheren Dinge vor langer Zeit verkündete. Auch in Jesaja 45,18-19 sagt GOTT, dass Er nicht im Verborgenen geredet hat. Daraus lässt sich schließen, dass GOTT auch derjenige ist, der im ersten Teil von Jesaja 48,16 spricht. Das Reden GOTTES endet jedoch in der Mitte des Verses. Der zweite Teil von Vers 16, in dem es heißt: Und nun sendet mich der HERR deutet auf eine weitere Person hin, wie auch die neue Einleitung in Vers 17 anzeigt. Der Kontext des Kapitels gibt Aufschluss darüber, um wen es sich bei der zweiten Person, mit der GOTT im Dialog steht, handelt. In Vers 1 spricht GOTT zu Jakob bzw. Israel, den Er ruft. In Vers 12 wird erneut Israel als Adressat genannt. GOTT ruft Seinen Knecht Israel (Verse 1-16a) und Israel antwortet (Vers 16b). Ein ähnlicher Wortlaut findet sich in Jesaja 49,1-5, wo er eine prophetische Bedeutung in Verbindung mit dem Messias hat. Auch Jesaja 48,16 kann im Zusammenhang mit dem Messias verstanden werden; jedoch bezogen auf dessen zukünftiges Wirken und nicht als Beweis für eine Präexistenz des Messias. In Jesaja 42,1 heißt es, dass GOTT Seinen Geist auf Seinen Knecht gelegt hat. Daher kann Jesaja 48,16 auch mit Und nun sendet der HERR mich und Seinen Geist übersetzt werden. Mit anderen Worten: GOTT sendet Israel bzw. den Messias durch Seinen Geist. Dieser Vers ist somit kein Beweis für die Dreieinigkeit.
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Jeremia 17,5
16 »So spricht der HERR: Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt und hält Fleisch für seinen Arm und weicht mit seinem Herzen vom HERRN.«
Der unmittelbare Kontext zeigt, dass ein Mensch verflucht ist, wenn er anderen Menschen vertraut, während er gleichzeitig sein Herz von GOTT abwendet. GOTT fordert ausdrücklich, dass wir an Jesus glauben, da GOTT ihn und niemand anderes als ihn zum Erlöser für alle Menschen bestimmt hat. Gleichzeitig ist der Messias der Wegweiser zu GOTT, dem Vater, dem er dient. Wer an Jesus Christus glaubt und ihm nachfolgt, erfüllt somit GOTTES Willen.
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Jeremia 23,5 f.
5 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. 6 Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: »Der HERR ist unsere Gerechtigkeit«.
Diese beiden Verse gelten als Prophezeiung über den Messias, den kommenden Erlöser. Neben dem Messias wird auch die Stadt Jerusalem der HERR ist unsere Gerechtigkeit genannt. (Jeremia 33,16). Das heißt nicht, dass der Messias oder Jerusalem GOTT sind. Es drückt vielmehr aus, dass eine Person oder Sache etwas mit GOTT zu tun hat. Abraham nannte den Berg, auf dem er Isaak opfern wollte, der HERR wird versorgen (1. Mose 22,14). Niemand würde glauben, dass der Berg Jahweh war. Mose baute einen Altar und nannte ihn der HERR ist mein Feldzeichen (2. Mose 17,15). Auch hier würde niemand annehmen, dass der Altar Jahweh sei. Gideon baute einen Altar und nannte ihn der HERR ist Friede (Richter 6,24). Ein Name, in denen das Wort Jahweh / HERR oder GOTT vorkommt, macht eine Person nicht zu GOTT. Der Grund, weshalb der Messias der HERR ist unsere Gerechtigkeit genannt wird, ist, dass GOTT, der Allmächtige Seine Gerechtigkeit durch Seinen Gesalbten wirkt. Das gleiche gilt für die Stadt Jerusalem. In der Bibel finden sich verschiedene Namen und Titel für Jesus. Ein Name oder Titel, der mit GOTT in Verbindung steht, sagt etwas über die Bestimmung bzw. den Auftrag einer Person aus. Jesu Auftrag bestand darin, den Menschen in Israel den Willen GOTTES zu offenbaren. In Jesu Lehre erkennen wir die wahre Gerechtigkeit GOTTES, die aus dem Glauben und der Nachfolge Jesu kommt.
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Hesekiel 1,26 f.
26 Und oberhalb des festen Gewölbes, das über ihren Häuptern war, befand sich – wie das Aussehen eines Saphirsteines – etwas wie ein Thron und auf dem, was wie ein Thron aussah, oben auf ihm eine Gestalt, dem Aussehen eines Menschen gleich. 27 Und ich sah: Wie das Funkeln von glänzendem Metall, wie das Aussehen von Feuer, das ringsum ein Gehäuse hat, war es von dem Aussehen Seiner Hüften an aufwärts; und von dem Aussehen Seiner Hüften an abwärts sah ich etwas wie das Aussehen von Feuer; und ein Glanz war rings um Ihn.
In Hesekiel 1 wird dem Propheten die Herrlichkeit GOTTES gezeigt. Auch wenn es geringfügige Ähnlichkeiten mit der Beschreibung des auferstandenen Jesus in Offenbarung 1,12-16 gibt, besteht keinerlei Grund, Jesus und GOTT gleichzusetzen. Auch die vier himmlischen Wesen werden mit ähnlichen Merkmalen beschrieben (Verse 4-25). Hinzu kommt, dass GOTT sich an verschiedenen Stellen in sichtbarer Gestalt zeigt; auch in Gestalt von Menschen (1. Mose 18,1-3 / Daniel 7,8 + 13 + 21 f.). Die Vision in Hesekiel 1 passt am besten zu der Beschreibung GOTTES in Offenbarung 4. Im Buch der Offenbarung werden GOTT und Jesus konsequent voneinander unterschieden.
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Daniel 3,24 f.
24 Da entsetzte sich der König Nebukadnezar, fuhr auf und sprach zu seinen Räten: »Haben wir nicht drei Männer gebunden in das Feuer werfen lassen?« Sie antworteten und sprachen zum König: »Ja, König.«
25 Er antwortete und sprach: »Ich sehe aber vier Männer frei im Feuer umhergehen, und sie sind unversehrt; und der vierte sieht aus, als wäre er ein Sohn der Götter.«
In der prophetischen Vision in Daniel 7 wird der Messias als Menschensohn (hebr.: bar 'ĕnâsh) bezeichnet; nicht als Sohn der Götter (hebr.: bar 'ĕlâhh). Dafür werden Engel an mehreren Stellen Göttersöhne genannt (1. Mose 6,1-4 / Hiob 1,6 + 2,1). Insofern handelt es sich bei der vierten Person im Feuerofen um einen Engel und nicht um einen präexistenten Jesus. GOTT sandte einen Seiner Engel, um die drei tapferen Freunde Daniels zu retten, weil sie sich geweigert hatten, den Götzen, den der babylonische König Nebukadnezar hat aufrichten lassen, anzubeten und stattdessen Jahweh, dem einzig wahren GOTT die Ehre gaben.
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Daniel 7,13 f.
13 Ich sah in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor Ihn gebracht. 14 Ihm wurde gegeben Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende.
Wie an allen anderen alttestamentlichen Aussagen über den Messias gibt es auch hier eine klare Unterscheidung zwischen GOTT, dem Alten an Tagen und Jesus, der als Menschensohn (hebr.: bar 'ĕnâsh) bezeichnet wird, was Mensch bedeutet. In Offenbarung 4 + 5, wo auf dieses prophetische Wort Bezug genommen wird, wird ebenfalls zwischen GOTT, der auf dem Thron sitzt und Jesus, dem Lamm, unterschieden. Weder im Buch Daniel noch im Buch der Offenbarung findet sich auch nur der geringste Hinweis auf eine angebliche Gottheit oder Präexistenz Jesu. Dass dem Messias Macht, Ehre und Herrschaft gegeben (Hebr.: yehab) wird, bezieht sich eindeutig auf einen Zeitpunkt nach Jesu Auferweckung von den Toten (Matthäus 28,18 / Markus 14,62) und nicht vor Jesu Geburt. Darüber hinaus widerspricht diese Tatsache der Annahme, dass Jesus der Schöpfer des Universums sei. Vielmehr wird auch hier das Geber-Empfänger-Prinzip sichtbar, was gegen eine Gleichstellung von Jesus und GOTT spricht. Jesus ist ein Mensch, den GOTT erhöht und als Herrscher über Sein kommendes Reich eingesetzt hat. Als solcher wird er auf den Wolken wiederkommen, um GOTTES ewige Königsherrschaft aufzurichten.
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Daniel 10,4-9
4 Und am vierundzwanzigsten Tage des ersten Monats war ich an dem großen Strom Tigris 5 und hob meine Augen auf und sah, und siehe, da stand ein Mann,der trug leinene Kleider und einen goldenen Gürtel um seine Hüften. 6 Sein Leib war wie ein Türkis, sein Antlitz sah aus wie ein Blitz, seine Augen wie feurige Fackeln, seine Arme und Füße wie glänzendes Kupfer, und seine Rede war wie eine große Volksmenge. (...) 8 Ich blieb allein und sah dies große Gesicht. Es blieb keine Kraft in mir; jede Farbe wich aus meinem Gesicht und ich hatte keine Kraft. 9 Und ich hörte seine Rede; und während ich sie hörte, sank ich ohnmächtig auf mein Angesicht zur Erde.
Im Buch Daniel werden dem Autor verschiedene Visionen gezeigt. In einer dieser Visionen erscheint eine Person, die von einigen Theologen als der präexistente Christus identifiziert wird. Als Beweis dafür wird auf Offenbarung 1,12-17 verwiesen, wo der verherrlichte Sohn GOTTES in einer ähnlichen Gestalt wie in der Vision beschrieben wird. Es lassen sich einige Gemeinsamkeiten, zugleich aber auch deutliche Unterschiede zwischen der Beschreibung Jesu im Buch der Offenbarung und der Person in Daniels Vision erkennen:
Daniel 10
ein Mann
in Leinen gekleidet
Hüften umgürtet mit Gold von Ufas
keine Angaben zum Aussehen der Haare
Gesicht wie das Aussehen eines Blitzes
Augen wie Feuerfackeln
Arme und Füße wie der Anblick von leuchtendem Kupfer
Klang seiner Worte wie der Klang einer Volksmenge
Offenbarung 1
ein Menschensohn
bekleidet mit bis zu den
Füßen reichendem Gewand
an der Brust umgürtet mit
einem goldenen Gürtel
(keine Angaben)
Haupt und Haare weiß wie
weiße Wolle / Schnee
Angesicht, wie die Sonne
leuchtet in ihrer Kraft
Augen wie eine Feuerflamme
Füße gleich glänzendem Kupfer,
als glühten sie im Ofen
Stimme wie das Rauschen
vieler Wasser
Des Weiteren ist zu beachten, dass an keiner Stelle im Neuen Testament eine Verbindung zwischen Jesus und der Vision in Daniel 10 aufgezeigt wird. In Daniel 7,12-14 sieht Daniel in einer Vision den Menschensohn, wie er auf einer Wolke des Himmels kommt und vor GOTT (den Uralten) gebracht wird. Hier handelt es sich um ein künftiges Ereignis, welches sich später erfüllen sollte und das in Offenbarung 4 + 5 näher beschrieben wird. In beiden Büchern heißt es, dass der Menschensohn (Daniel 7) bzw. das Lamm (Offenbarung 5) Ehre und Macht von GOTT empfängt. Dies zeigt, dass GOTT und Jesus nicht identisch sind. Zum anderen macht es deutlich, dass Jesus geringer ist als GOTT und dass alle Macht des Messias von GOTT kommt. Die Beschreibung in Daniels Vision passt am besten auf einen Engel. Diese werden im Alten Testament häufig als Männer bezeichnet. Zudem ähnelt die Reaktion Daniels der in Daniel 8,15-18, als ihm der Engel Gabriel zum ersten Mal erscheint und mit ihm spricht. An vielen Stellen lesen wir, wie furchteinflößend und ehrfurchtgebietend die Gestalt von Engeln ist, sodass Menschen aus Angst wie tot zu Boden fielen.
In Offenbarung 15,5 werden sieben Engel genannt, die ebenfalls mit reinem, hellem Leinen bekleidet sind und goldene Gürtel um ihre Brust tragen. Auch der Engel in Offenbarung 10,1 hat ein Antlitz wie die Sonne und Füße wie Feuersäulen. Der in Matthäus 28,3 erwähnte Engel des HERRN hat ebenfalls eine Erscheinung wie der Blitz sowie ein Gewand, das weiß wie der Schnee ist. In Anbetracht dieser Tatsachen gibt es keinen Grund, die Person in Daniels Vision als Jesus zu identifizieren. Viel wahrscheinlicher handelt es sich um einen Engel. Ob es der Engel Gabriel, Michael oder ein anderer nicht namentlich erwähnter Engel ist, kann nicht eindeutig festgestellt werden. Vielleicht handelt es sich um den Erzengel Michael, der als Schutzengel Israels bezeichnet wird und den der Engel Gabriel bei seiner Auslegung zu Daniels Vision erwähnt (Daniel 12,1). Doch selbst wenn es tatsächlich Jesus gewesen sein sollte, den Daniel in dieser Vision sah, so wäre dies eine Vorausschau auf die künftige Herrlichkeit des Messias, da Jesus zum damaligen Zeitpunkt noch nicht existierte.
Manche Theologen behaupten, dass sich hinter dem Namen Michael der präexistente Jesus verbirgt. Dagegen spricht zum einen, dass Jesu prophetischer Name Immanuel lautet und nicht Michael. Zudem lesen wir nirgends, dass Michael eine anderer Bezeichnung für Jesus wäre. Der Name Michael bedeutet Wer ist wie GOTT? Das heißt nicht, dass Michael GOTT ist. Hier handelt es sich um einen theophorischen Namen, der – wie die allermeisten hebräischen Namen – lediglich auf GOTT hinweisen soll, ähnlich wie der Name Jesus (= GOTT rettet) bzw. Immanuel (= GOTT mit uns). Hinzu kommt, dass Jesus im Buch der Offenbarung namentlich genannt wird. Dagegen erscheint der Name Michael nur einmal in Offenbarung 12,7; unabhängig von Jesus. Darüber hinaus wird Michael als Engelsfürst bezeichnet. Der Hebräerbrief stellt klar, dass Jesus kein Engel bzw. Erzengel ist, sondern zunächst niedriger gewesen ist als die Engel (Hebräer 2,6-9) und erst seit seiner Erhöhung durch GOTT über den Engeln steht (Hebräer 1,4). Zudem heißt es, dass GOTT die künftige Welt nicht den Engeln zum Erbe gegeben hat, sondern dem Sohn (Hebräer 2,5). In Lukas 20,36 erklärt Jesus, dass die Menschen in der Auferstehung wie die Engel sein werden. Dies erklärt die Ähnlichkeit zwischen dem Aussehen des verherrlichten Sohnes und einiger Engel, die in der Bibel erwähnt werden.
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Micha 5,1-3
1 Und du, Bethlehem Efrata, das du klein unter den Tausendschaften von Juda bist, aus dir wird mir der hervorgehen, der Herrscher über Israel sein soll; und seine Ursprünge sind von der Vorzeit, von den Tagen der Ewigkeit her. 2 Darum wird er sie dahingeben bis zur Zeit, da eine Gebärende geboren hat und der Rest seiner Brüder zu den Söhnen Israel zurückkehrt. 3 Und er wird auftreten und seine Herde weiden in der Kraft des HERRN, in der Hoheit des Namens des HERRN, seines GOTTES.
In Vers 1 geht es um den Ursprung des Messias. Diese Formulierung verbindet das Kommen des Erlösers mit den alttestamentlichen Verheißungen und Prophezeiungen, die GOTT Seinem Volk gegeben hat. Das Wort Ausgang (hebr.: mōtsa / mōtsa'ah) kann sich auf die Herkunft (aus dem Stamm Juda) oder die Aktivitäten des Messias beziehen. Das hebräische Wort qedem qêdmâh wird oftmals für Osten verwendet und bedeutet eigentlich soviel wie Aufgang; abgeleitet vom Aufgang der Sonne im Osten, womit der Tagesanfang gemeint ist. Eine der häufigsten Übersetzungen lautet Tage der Vorzeit. Diese beschreiben immer einen Zeitpunkt innerhalb der bestehenden Schöpfung; nicht vor der Schöpfung (2. Könige 19,25 / Psalm 44,2 / Jeremia 46,26). GOTT ist derjenige, der die Zeitalter geschaffen hat. Vor der Erschaffung des ersten Tages gab es keine Dinge, die “Tage“ genannt wurden.
Das hebräische Wort yōm ōlam, das in einigen Übersetzungen mit Ewigkeit wiedergegeben wird, beschreibt entweder eine sehr lange Zeitspanne oder eine unbestimmte Zeitspanne. Dies lässt sich anhand der Verwendung des Wortes in der Heiligen Schrift erkennen. Im Zusammenhang mit GOTT, der allein Unsterblichkeit besitzt und schon immer existierte, kann ōlam im Sinne einer buchstäblichen Ewigkeit verstanden werden. Eine andere Übersetzung des Wortes ist von alters her und bezieht sich auf die Vergangenheit. Es hängt dabei vom Kontext ab, worauf in der Vergangenheit Bezug genommen wird. An einigen Stellen wird ōlam für Zeiten und Ereignisse vor dem Exil Israels (Amos 9,11 / Micha 7,14 / Maleachi 3,4) verwendet. An anderen Stellen steht es in Verbindung mit den Zeiten und Ereignissen im Zusammenhang mit dem Auszug Israels aus Ägypten (Jesaja 51,9 / Jesaja 63,9 + 11). Es kann sich auch allgemein auf vergangene Tage beziehen (5. Mose 32,7). Darüber hinaus wird ōlam auch als Adjektiv in Verbindung mit anderen Substantiven gebraucht, beispielsweise für die alten Fundamente bzw. alten Ruinen Israels vor dessen Eroberung (Jesaja 58,12 / Jesaja 61,4), für Propheten aus alten Zeiten (Jeremia 28,8), für Babylon als “alte Nation“ (Jer 5,15) sowie für alte Wege oder alte Pfade (Hiob 22,15 / Jeremia 6,16 / Jeremia 18,15). Die erste Verheißung des Messias reicht bis in die Vorzeit der Erde, nämlich bis auf Adam und Eva, welche die ersten Menschen waren, zurück (1. Mose 3,15). Ehe der Messias in Gestalt von Jesus erschien, existierte er bereits in GOTTES Plan bzw. Ratschluss vor Grundlegung der Welt (Offenbarung 13,8). In der Vergangenheit offenbarte GOTT verschiedenen Menschen die künftige Erscheinung des Messias in Träumen und Visionen; darunter Abraham sowie Daniel und dem Propheten Jesaja.
Eines der Hauptthemen in Micha 4 + 5 ist die Rettung und Wiederherstellung des Volkes Israel und der Aufstieg eines siegreichen Königs, der GOTTES Volk zusammenführen und für Sicherheit und Frieden sorgen wird. Micha 5,2 erklärt, dass GOTT einen Nachkommen Judas einsetzen wird, um Sein Volk zu regieren. Der Kontext zeigt, dass dieser Herrscher Israels aus Bethlehem-Efrata, der Geburtsstadt des Königs David, kommen und mit der Stärke Jahwehs, seines GOTTES, herrschen und dass seine Größe bis an die Enden der Erde reichen wird (Vers 4). Dabei unterscheidet Micha deutlich zwischen diesem messianischen Herrscher und GOTT, in dessen Namen der Messias regieren wird. Bethlehem war der Stammsitz der alten Vorfahren Jesu sowie der Sterbeort von Jakobs Frau Rahel und der Geburtsort seines Vaters David. Damit ist Bethlehem der Ursprung des Messias von alters her. Man bedenke, dass David ca. 1000 Jahre und Juda etwa 1800 Jahre vor Jesus geboren wurden. Aus der zeitlichen Perspektive Jesu ist dies uralt. Eine besser verständliche Übersetzung könnte lauten:
1 Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Tausenden in Juda, aus dir soll mir der kommen, der Herrscher über Israel sein soll; und dessen Ursprung (Kommen) von den Tagen der Vorzeit (die Zeit der Stammväter) und von alters her (sehr alte Prophezeiungen) sind.
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Sacharja 12,10
10 Aber über das Haus David und über die Bürger Jerusalems will ich ausgießen den Geist der Gnade und des Gebets. Und sie werden mich ansehen, den sie durchbohrt haben, und sie werden um ihn klagen, wie man klagt um das einzige Kind, und werden sich um ihn betrüben, wie man sich betrübt um den Erstgeborenen.
Zu diesem Vers gibt es verschiedene Übersetzungen. Manche beziehen die Aussage den sie durchbohrt haben auf GOTT, andere wiederum auf eine andere Person als GOTT. Das jüdische Verständnis dieses Verses war immer so, dass es sich bei dem Durchbohrten um eine Person handelt, die in sehr enger Beziehung zu GOTT steht; so, wie der Messias. Es gibt jedoch keine Aufzeichnungen darüber, dass ein früheher jüdischer Kommentator diesen Vers so verstanden hätte, als würde GOTT Mensch werden und am Kreuz sterben. Hinzu kommt, dass Johannes dieses Wort zitiert, nachdem der römische Soldat seinen Speer in die Seite Jesu stieß. Das wörtliche Zitat in Johannes 19,36 f. lautet: Sie werden auf den sehen, den sie durchbohrt haben. In allen Übersetzungen des Neuen Testaments wird das Wort den (altgr.: ho) statt mich verwendet; so auch in der Septuaginta, der griechischen Version des alten Testaments, aus der Johannes offenbar zitiert. In Offenbarung 1,7 wird ebenfalls Bezug auf diesen Vers genommen. Auch hier bezieht er sich auf den Messias und nicht auf GOTT. Im zweiten Teil von Sacharja 12,10 steht: und sie werden um ihn klagen. Die Tatsache, dass GOTT derjenige ist, der hier spricht, deutet darauf hin, dass auch der erste Teil des Satzes ursprünglich in der dritten Person formuliert war. Andererseits könnte man sagen, dass GOTTES Herz bei der Kreuzigung Jesu durchbohrt wurde. GOTT leidet innerlich mit, als Sein geliebter Sohn von den Menschen gefoltert und unschuldig hingerichtet wird. Dies drückt aus, dass GOTT voller Mitgefühl für seine Kinder ist, wenn sie Leid ertragen müssen.
