Kommentar zum Neuen Testament
die Evangelien - Seite 2
18 Niemand hat GOTT je gesehen. Der eingeborene / einziggezeugte / einzigartige Sohn, im Schoß des Vaters seiend, der hat Ihn uns verkündet.
GOTT ist unsichtbar. Bevor der Messias kam, kannten die Menschen GOTT nur soweit, wie Er sich im Alten Testament offenbart hatte. Niemand wusste wirklich, wer bzw. wie GOTT ist. Jesus machte den Menschen GOTTES väterliche Liebe verständlich und zeigte durch Sein Leben, was wahre Gerechtigkeit aus Glauben bedeutet. Im Schoß des Vaters ist eine semitische Redewendung, die eine besondere Nähe und eine vertrauensvolle Beziehung zwischen zwei Personen zum Ausdruck bringt; in diesem Fall zwischen Jesus und GOTT. Die Verwendung des Partizips seiend drückt keine ewige binitarische Einheit, sondern die beständige (geistliche) Gemeinschaft zwischen dem himmlischen Vater und Seinem menschlichen Sohn aus. Im Schoß des Vaters bezieht sich entweder auf die Zeit nach Jesu Geburt oder nach seiner Himmelfahrt zu GOTT.
Die Formulierung aus GOTT geboren und von GOTT gezeugt (Johannes 1,13 / Johannes 3,3-9 / Jakobus 1,18 / 1. Petrus 1,3 + 23 / 1. Johannes 3,9 / 1. Johannes 4,7 / 1. Johannes 5,4) bezieht sich auf die zweite / neue Schöpfung mit Jesus als dem Erstgeborenen. Im Gegensatz dazu steht die erste / gefallene Schöpfung, die mit Adam begann. Jesus Christus wurde buchstäblich von GOTT gezeugt, als neuer Mensch / neue Schöpfung ohne jede Beziehung zur alten Schöpfung. Dies macht Jesus unter allen Menschen einzigartig. Aus diesem Grund nennt das Neue Testament Jesus den einziggezeugten / einzigartigen Sohn (altgr.: monogenēs huios). Hebräer 2,11 erklärt, dass sowohl Jesus als auch die Gläubigen von GOTT kommen. Sie haben daher ein und denselben Vater (Johannes 20,17). Genau wie jeder andere Mensch hatte auch Jesus einen Anfang, nämlich durch seine Geburt. Diese ist im Neuen Testament ausführlich beschrieben.
Die Idee der sogenannten “ewigen Zeugung“, die besagt, dass Jesus (“GOTT der Sohn“) ohne Anfang wäre und das Konzept einer “ewigen Sohnschaft“, wonach Jesus GOTT sein müsse, weil er von GOTT gezeugt wurde, stammen nicht aus der Bibel. Die Vorstellung, dass Götter Nachkommen zeugen, die im metaphysischen Sinn göttlich sind, war im griechisch-römischen Heidentum weit verbreitet und wurde später durch die sogenannten “Kirchenväter“ auf den christlichen Glauben übertragen. Überall in der Bibel, wo von Zeugung oder Geburt die Rede ist, ist die Erschaffung bzw. der Anfang einer Person gemeint. GOTT zeugte Jesus nicht als (zweiten) GOTT, sondern als Menschen. Die Bibel bezeugt, dass Jesus erst zu einem bestimmten Zeitpunkt GOTTES Sohn und GOTT sein Vater geworden ist (Hebräer 1,5). Insofern lässt sich Johannes 1 sinngemäß wie folgt übersetzen:
1 Im Anfang stand der Ratschluss, und dieser Ratschluss kam von GOTT, und der Ratschluss beinhaltete eine göttlichen Botschaft. 2 Dieser Ratschluss ging von GOTT aus. 3 Durch diesen Ratschluss hat GOTT alles verwirklicht, was nun Wirklichkeit ist. 4 Der Inhalt von GOTTES Ratschluss war das Ewige Leben, welches der Menschheit Hoffnung (Licht) geben sollte. 5 Und diese Hoffnung erleuchtet die Finsternis, und die Finsternis hat dem nichts entgegenzusetzen. 6 Es war ein Mensch namens Johannes, der von GOTT gesandt wurde. 7 Sein Auftrag war, das Kommen des Hoffnungsträgers anzukündigen, damit alle durch ihn glaubten. 8 Er selbst war nicht der Hoffnungsträger, sondern er sollte dessen Kommen ankündigen. 9 Dieser Hoffnungsträger war die wahre Hoffnung für die Menschheit. 10 Er war in der Welt, die GOTT um seinetwillen geschaffen hat, doch die Welt erkannte ihn nicht. 11 Er kam zu seinem Volk, doch sein Volk wollte ihn nicht anerkennen. (...) 14 Und GOTTES Verheißung erfüllte sich in Gestalt eines Menschen, der unter uns wohnte. Und wir sahen seine Herrlichkeit als GOTTES Erbe (Sohn), der durch den Heiligen Geist GOTTES auf einzigartige Weise gezeugt wurde und der voller Gnade und Wahrheit ist. (...) 18 Niemand hat GOTT jemals gesehen; der einzigartig gezeugte Erbe (Sohn), der in engster (geistlicher) Gemeinschaft mit GOTT ist, der hat uns dessen Willen verkündet.
Jes 53 / Joh 17,1 + 5 + 22 / Joh 8,58 / Phi 2,9 / Heb 12,2 / 1. Pet 1,11 f. / 1. Pet 1,20 f. / 2. Pet 1,17
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Johannes 1,22 f.
Jesaja 40,3
22 Da sprachen sie zu ihm: »Wer bist du dann?, dass wir denen Antwort geben, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst?« 23 Er sprach: »Ich bin die Stimme eines Predigers in der Wüste: Ebnet den Weg des Herrn!«, wie der Prophet Jesaja gesagt hat.
Dies ist ein prophetisches Zitat aus dem Buch Jesaja. Das Wort Herr (altgr.: kyrios) bezieht sich hier auf GOTT und nicht auf Jesus, wie oft angenommen wird. Johannes der Täufer wurde von GOTT mit dem Auftrag gesandt, das Kommen des Messias anzukündigen. Auf diese Weise bereitete er den Weg für GOTT vor, damit Er Seinen Ratschluss (Johannes 1,1-18) zur Erlösung der Menschheit durch den Messias verwirklichen konnte. Jesus kam im Namen des HERRN, Seines GOTTES, um dessen Plan und Willen auszuführen. Im Alten Testament lesen wir an vielen Stellen, wie GOTT Dinge ankündigt, die Er vorhat zu tun, obwohl Er zur Umsetzung Seiner Pläne Menschen oder Engel gebraucht. Jesus ist der Weg des Herrn (Jahwehs), d.h. er ist die Erfüllung der Verheißung, die GOTT Seinem Volk gegeben hat.
Mt 21,9 / Lk 1,32 / Joh 5,43 / Joh 14,6
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Johannes 1,29 f.
29 Am nächsten Tag sieht Johannes, dass Jesus zu ihm kommt, und spricht: »Siehe, das ist GOTTES Lamm, das der Welt Sünde trägt!
30 Dieser ist’s, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist, denn er war eher als ich.«
Das griechische Wort prōtos kann sowohl vor im zeitlichen Sinn als auch Erster bedeuten. Dafür gibt es in der Schrift viele Beispiele (Matthäus 20,27 / Matthäus 22,38 / Mk 6,21 / Markus 10,44 / Lukas 11,26 / Apostelgeschichte 28,17). Das griechische Wort emprosthen bedeutet vor im räumlichen Sinn sowie in Position oder Rang, Einfluss oder Ehre höher sein als jemand anderes. Daher kann Vers 30 auch mit er hat mich übertroffen oder er ist mir überlegen übersetzt werden. Jesus war das Lamm, welches von Grundlegung der Welt an geschlachtet worden war (Offenbarung 13,8). In diesem Sinn hat Jesus in GOTTES Heilsplan eine wichtigere Bedeutung als Johannes der Täufer. Es heißt, dass Johannes im Mutterleib vor Freude hüpfte, als Maria Elisabeth besuchte, weil er in diesem Moment seinem Retter nahe war (Lukas 1,41). Jesus wurde ungefähr sechs Monate nach Johannes dem Täufer geboren (Lukas 1,26). Johannes wusste, dass der Messias im Rang über ihm steht. Darüber hinaus nennt Johannes der Täufer den Messias ausdrücklich einen Mann / Menschen (altgr.: anēr).
Johannes bezieht sich in seiner Aussage auf den, der nach (altgr.: opisa) ihm kommt. Jesus benutzte dasselbe Wort, als er die Leute aufforderte, ihm nachzufolgen (Matthäus 19,21) und als er zu Petrus sagte, er solle hinter ihn gehen (Matthäus 16,23). Da Johannes der Täufer vor Jesus auftrat, war Jesus zunächst hinter Johannes. Das griechische Wort gegonen ist eine Form des griechischen Verbs ginomai, welches sein bedeutet. Es steht im Perfekt und bedeutet ist geworden oder ist gewesen. Jesus, der nach bzw. hinter Johannes dem Täufer kam, ist der Erste vor ihm geworden, da er im Rang vor ihm steht bzw. ihn übertroffen hat. Zu einem bestimmten Zeitpunkt war Johannes vor Jesus. Doch in Johannes 3,30 sagt Johannes, dass er abnehmen und Jesus dafür zunehmen müsse. Der Dienst Johannes des Täufers ging dem des Messias voraus. Doch der Dienst Jesu sollte den des Johannes ablösen. Weil Jesus der Messias ist, hatte sein Dienst immer schon eine höhere Bedeutung als der des Johannes des Täufers. Somit kann Vers 30 wie folgt wiedergegeben werden:
30 Dieser ist’s, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der mich übertroffen (abgelöst) hat, denn er war (im Rang) vor mir.
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Johannes 2,24 f.
24 Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an; denn er kannte sie alle 25 und bedurfte nicht, dass jemand Zeugnis gäbe vom Menschen; denn er wusste, was im Menschen war.
Aus der Heiligen Schrift geht klar hervor, dass Jesus nicht alles wusste, da er an Weisheit (Lukas 2,52) zunahm und von bestimmten Dinge keine Kenntnis hatte (Matthäus 24,36). Wann immer das Wort alles (altgr.: pas) verwendet wird, muss anhand des Kontextes geprüft werden, ob es im absoluten oder im engeren bzw. eingeschränkten Sinn zu verstehen ist. Der Apostel Johannes schreibt, dass die Gläubigen alles wüssten (1. Johannes 2,20). Johannes meint nicht, dass Christen alles Wissen besitzen, sondern dass sie bereits die wichtigsten Dinge im Hinblick auf das Evangelium und den Willen GOTTES verstanden haben. Die Aussage in Johannes 21,17 bedeutet nicht, dass Petrus seinen Herrn für allwissend hielt, sondern dass Jesus ihn gut genug kannte, um zu wissen, dass Petrus ihn lieb hat. Auch Jesus wusste nur so viel, wie er wissen musste, um die Menschen beurteilen bzw. einschätzen zu können.
Die Behauptung, dass Jesus in seiner “Gottesnatur“ alles wusste, jedoch in seiner “menschlichen Natur“ begrenzt war, greift zu kurz. GOTT ist allwissend, während Menschen nur eingeschränktes Wissen besitzen. Jesus kann nicht gleichzeitig allwissend und doch nicht allwissend sein. Hätte Jesus seine Allwissenheit zwischenzeitlich abgestellt, hätte er nicht alles wissen können. Hätte Jesus sein Wissen nur verborgen, wäre die Aussage, dass er den Zeitpunkt seiner Wiederkunft nicht kannte, sondern einzig und allein der Vater, gelogen, da Jesus in Wahrheit alles wusste. Die Erklärung, dass Jesus seine Allwissenheit als Mensch verbarg, ist auch deshalb nicht glaubhaft, weil er sein übernatürliches Wissen wie in diesem Fall offenbar gezielt nutzte.
Es gibt keinen Vers, der besagt, dass Jesus alles auf die gleiche Weise wusste wie GOTT. Alle Weisheit, die Jesus besitzt, kommt von GOTT. Es ist der Vater, der Jesus alles Wichtige im Voraus offenbarte. GOTT zeigte Jesus durch den Heiligen Geist, was im Herzen der Menschen war, d.h. deren wahre Motive und Absichten. In ähnlicher Weise offenbarte GOTT Seinen Propheten Geheimnisse, die ein normaler Mensch nicht wissen konnte. Der Prophet Nathan wusste von Davids geheimer Sünde (2. Samuel 12,7). Der Prophet Ahija wusste, was die Frau Jerobeams wollte und wer sie war, obwohl er zu diesem Zeitpunkt bereits blind war und sie eine Verkleidung trug (1. Kön 14,4 + 6). Elia wusste, dass der König Ahab einen Mord begangen hatte, indem er Naboth zu Unrecht beschuldigte (1. Könige 21,17-20). Er wusste auch, was der König Israels wissen wollte (2. Könige 1,1-4). Elisa wusste, dass sein Knecht Gehasi log und um die Gier in seinem Herzen (2. Könige 5,19-27). Daniel kannte Nebukadnezars Traum, obwohl Nebukadnezar ihn niemandem offenbart hatte (Daniel 2,5 + 28-30).
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Johannes 3,13
4 Und niemand ist in den Himmel aufgefahren außer dem, der vom Himmel herabgekommen ist, nämlich der Menschensohn.
Die in Johannes 3,13 aufgezeichneten Worte stammen nicht von Jesus, sondern vom Autor des Evangeliums. Als Jesus mit Nikodemus redete, befand er sich nicht im Himmel, sondern auf der Erde. Jesus selbst spricht bis nur Vers 12, während Vers 13 Teil der Erzählung des Autors ist, genauso wie der größte Teil des Johannesevangeliums. Die meisten Kapitel beginnen mit einer Erzählung; so auch das dritte. Diese Erzählung wird von Vers 13 an bis zum Ende des Kapitels fortgesetzt. Die Vergangenheitsform, die ab Vers 13 verwendet wird, weist auf abgeschlossene Ereignisse hin. Die Formulierung der im Himmel ist (Vers 13) macht deutlich, dass Jesus zu dem Zeitpunkt, als das Evangelium verfasst wurde, bereits zu GOTT, dem Vater in den Himmel aufgefahren war.
Das Verb aufgestiegen (altgr.: anabainō) steht im Griechischen in der Vergangenheitsform. In Vers 14 stehen beide Verben für erhöht (altgr.: hypsōsen und hypsōthēnai) ebenfalls in der Vergangenheitsform. Wie die Schlange Moses erhöht wurde, musste auch der Menschensohn erhöht werden. Sowohl die Schlange als auch der Menschensohn wurden in der Vergangenheit erhöht. Die in Vers 16 verwendeten Verben liebte und gab zeigen weiterhin, dass der Tod Jesu in der Vergangenheit liegt. Hinzu kommt, dass Jesus bis Vers 12 in der Ich-Form redet, während ab Vers 13 nur noch in der dritten Person vom Gottessohn gesprochen wird. Anstatt zu sagen jeder, der an mich glaubt (Johannes 6,35 / Johannes 7,38 / Johannes 8,12 / Johannes 11,25 f. / Johannes 12,44 + 46) lesen wir: jeder, der an ihn glaubt.
Die Formulierungen vom Himmel / von oben / von GOTT gesandt, die Jesus im Johannesevangelium gebraucht, bedeuten, dass Jesus im Auftrag GOTTES gekommen ist, um die himmlische / göttliche Botschaft des Vaters zu verkünden, welche allen, die sie annehmen, Ewiges Leben bringt. In Johannes 17,18 und Johannes 20,21 nutzt Jesus denselben Ausdruck für seine Jünger, als er sagt, dass er sie in die Welt sendet, wie der Vater ihn in die Welt gesandt hat. Damit ist gemeint, dass Jesus die Gläubigen beauftragt bzw. ernannt hat, genauso, wie GOTT ihn beauftragt und ernannt hat. Johannes der Täufer war ebenfalls von GOTT gesandt (Johannes 1,6). Genau wie Mose und die Propheten erhielt Jesus seine Anweisungen und Offenbarungen direkt von GOTT (sinnbildlich: vom Himmel / von oben), jedoch in einem weit umfassenderem Maße als irgendein Mensch zuvor. In Jakobus 1,17 heißt es, dass jede gute Gabe von oben herabkommt. GOTT versprach den Menschen Seinen Segen, wenn sie Ihm ihren Zehnten geben würden, indem Er sagte, dass Er die Fenster des Himmels öffnen und Seinen Segen ausschütten würde (Maleachi 3,10). Das bedeutet nicht, dass GOTT buchstäblich Dinge aus dem Himmel fallen lässt, sondern dass Er die Quelle aller Segnungen ist. In Matthäus 21,25 fragt Jesus die Pharisäer, ob die Taufe des Johannes vom Himmel oder von Menschen sei. Auch hier bedeutet die Redewendung vom Himmel, dass die Taufe des Johannes von GOTT gegeben war. Paulus schreibt in 1. Korinther 15,47, dass der erste (vergängliche) Mensch von der Erde ist, während der zweite (verherrlichte) Mensch vom Himmel ist. Weil Jesus als einziger Mensch vom Heiligen Geist des Vaters im Mutterleib Marias gezeugt wurde, kommt er sinnbildlich von oben / vom Himmel / von GOTT. Jesus ist GOTTES Same und deshalb GOTTES Sohn.
2. Mos 4,22 / Ps 89,27 / Mt 25,34 / Joh 8,56 / Joh 20,17 / Eph 1,3 f. / Eph 2,10 / Heb 4,3 / 2. Tim 1,9 f. / Joh 15,19 / Joh 17,14-16 / 1. Pet 1,20 / Heb 4,14 / Off 17,8
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Johannes 3,27-35
27 Johannes antwortete und sprach: »Ein Mensch kann nichts nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben ist. 28 Ihr selbst seid meine Zeugen, dass ich gesagt habe: Ich bin nicht der Christus, sondern ich bin vor ihm her gesandt. 29 Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dabeisteht und ihm zuhört, freut sich sehr über die Stimme des Bräutigams. Diese meine Freude ist nun erfüllt. 30 Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen. 31 Der von oben her kommt, ist über allen. Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, ist über allen. 32 Was er gesehen u. gehört hat, bezeugt er; und sein Zeugnis nimmt niemand an. 33 Wer aber sein Zeugnis annimmt, der besiegelt, dass GOTT wahrhaftig ist. 34 Denn der, den GOTT gesandt hat, redet GOTTES Worte; denn GOTT gibt ihm den Geist ohne Maß. 35 Der Vater hat den Sohn lieb und hat ihm alles in seine Hand gegeben.«
Johannes der Täufer beginnt seine Aussage mit den Worten, dass alle Macht und Autorität, die ein Mensch besitzt, ihm vom Himmel bzw. von oben gegeben ist, d.h. von GOTT verliehen wird. GOTT beauftragte Johannes den Täufer, die Menschen zur Buße aufzufordern, sie zu taufen und sie auf das Kommen des Messias hinzuweisen. Seine Vollmacht war jedoch auf diese drei Aufgaben beschränkt. In den darauf folgenden Versen erklärt Johannes der Täufer, dass nicht er, sondern Jesus der Messias ist, und dass GOTT ihm alles in seine Hand gegeben (Vers 35) hat. Paulus schreibt, dass GOTT Jesus alles unterworfen hat (1. Korinther 15,27 / Hebräer 2,8). Jesus empfängt alle Autorität vom Vater; auch nach seiner Auferstehung. Dies widerspricht der Annahme, dass Jesus selbst GOTT ist, da GOTT allmächtig ist und schon alles besitzt (Römer 11,35).
Die Aussagen der von oben / der vom Himmel kommt (Vers 31) meinen, dass Jesus GOTTES Gabe ist, wie auch Vers 27 deutlich macht. GOTT gibt den Menschen Seinen Sohn, um sie in ihm zu segnen (Apostelgeschichte 3,26) und ihnen durch den Glauben an ihn Ewiges Leben zu verleihen (Johannes 3,16 f.). Der Ausdruck ist über allen bedeutet, dass Jesus im Rang nicht nur über Johannes, sondern ebenso auch über allen anderen Menschen steht. GOTT hat den Messias zum Herrn / König / Richter über alle gesetzt (Apostelgeschichte 2,36). Die Tatsache, dass Jesus über allen steht, macht ihn nicht zu GOTT. Es bedeutet, dass Jesus die höchste Autorität (nach GOTT) im gesamten Universum hat und dass seinen Weisungen Folge zu leisten ist. Wer Jesus, dem Mittler GOTTES, nicht gehorsam sein will, den wird GOTTES Zorn treffen (Vers 36). Bemerkenswerterweise wird die Formulierung vom Himmel von keinem anderen Apostel an irgendeiner Stelle im Neuen Testament in Bezug auf Jesus verwendet.
In Vers 32 erklärt Johannes der Täufer, dass Jesus Dinge gesehen (altgr.: horaō) und gehört (altgr.: akouō) hat und diese bezeugt. Ein ähnlicher Wortlauf findet sich in Johannes 8,40. Dies bedeutet nicht, dass Jesus vor seiner Geburt als GOTT im Himmel gewesen ist. Vielmehr wird diese Ausdrucksweise für Menschen gebraucht, denen GOTT bestimmte Einsichten offenbart hat, die normalen Menschen nicht zugänglich sind. Dass Johannes der Täufer im Vergleich zu Jesus von der Erde ist und irdische Dinge redet (Vers 31), bedeutet, dass er nicht die himmlischen Offenbarungen von GOTT bekam wie Jesus. Auch die alttestamentlichen Propheten sahen und hörten Dinge von GOTT in Form von Träumen, Visionen und sonstigen Botschaften, die GOTT ihnen durch Seinen Geist vermittelte und die sie öffentlich verkünden sollten. Aus diesem Grund wurden Propheten zu frühen Zeiten auch Seher genannt (1. Samuel 9,9). Doch keinem der früheren Propheten gab GOTT solch tiefe Einsichten und Offenbarungen wie Seinem Messias.
In Vers 33 sagt Johannes der Täufer, dass Jesu Zeugnis von GOTT kommt. In Vers 34 fügt er hinzu, dass Jesus die Worte GOTTES redet und dass GOTTES Geist – im Gegensatz zu allen anderen Propheten GOTTES – im Messias ohne Einschränkung wirkt. GOTT, der Vater ließ alle Weisheit und Erkenntnis in seinem menschlichen Sohn wohnen, damit er uns den ganzen Willen des Vaters offenbart. Daher ist Jesus das Wort bzw. die Weisheit GOTTES in Person. Betrachtet man die Verse 34 + 35 zusammen, wird deutlich, dass Johannes zwischen GOTT (dem Vater) und Jesus (dem Sohn) klar und deutlich unterscheidet. Eine sinngemäße Übersetzung lautet:
31 Der in göttlicher / himmlischer Autorität kommt, steht über allen. Wer nur irdische Autorität hat, spricht nur von irdischen Dingen. Der in göttlicher / himmlischer Autorität kommt, steht über allen. 32 Was er gesehen und gehört hat, das verkündet er; auch wenn ihm niemand glaubt. 33 Doch wer ihm Glauben schenkt, zeigt, dass GOTT glaubwürdig ist. 34 Denn der, den GOTT gesandt hat, verkündet GOTTES Worte; denn GOTTES Geist wirkt in ihm ohne Einschränkung. 35 Und weil GOTT Seinen Erben lieb hat, hat Er alle Macht auf ihn übertragen.«
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Johannes 5,18
18 Darum trachteten die Juden noch mehr danach, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat brach, sondern GOTT seinen Vater nannte und sich damit GOTT gleich stellte.
Jesus erklärte in Johannes 10,31-38, dass die Bezeichnung Sohn eine allgemein übliche Ausdrucksweise sei, die für Personen gebraucht wurde, die von GOTT gesalbt und beauftragt sind. Die Unterstellungen der Juden gegenüber Jesus waren daher falsch. Die Juden behaupteten lediglich, dass Jesus sich GOTT gleichstellen wollte. Dies war jedoch nicht Jesu Absicht. Im Johannesevangelium finden sich mehrere Situationen, wo die Juden Jesus entweder bewusst oder unbewusst missverstanden (Johannes 3,4 / Johannes 6,52 / Johannes 8,27). Jesus jedoch entkräftet die Vorwürfe sogleich in Vers 19, indem er klarstellt, dass er nichts von sich selbst aus tun kann, sondern nur das ausführt, was der Vater ihm aufträgt. Dieselbe Aussage wiederholt Jesus in Vers 30.
Sich GOTT gleichzustellen, bedeutet zudem nicht, GOTTES Natur zu haben, wie irrtümlicherweise angenommen wird. Es heißt, sich etwas anzumaßen, das nur GOTT zusteht. Jesus hingegen erklärte mehrfach, dass er alles mit der Vollmacht des Vaters tut. Hinzu kommt, dass Jesus nicht wirklich den Sabbat brach, wie es die Juden ihm unterstellten, sondern lediglich die selbsterdachten Vorschriften der Pharisäer außer Kraft setzte, womit sie den Menschen schwere Lasten aufbürdeten, ohne dass GOTT dies jemals verlangt hatte (Matthäus 23,4). Hätte Jesus tatsächlich ein Gebot von GOTT gebrochen, so wäre dies eine Sünde gewesen. Das wiederum hätte bedeutet, dass das gesamte Erlösungswerk gescheitert wäre, da Jesus sündlos sein musste, um Sühnung für die Sünden der Menschheit erwirken zu können.
GOTT als Vater zu bezeichnen – wie es im Neuen Testament fortlaufend geschieht – bedeutet nicht, sich GOTT gleichzustellen. Bereits im Alten Testament wurde GOTT stellenweise Vater genannt (Jesaja 61,16 / Jeremia 31,9). Selbst die Juden, die mit Jesus stritten, bezeichneten GOTT als ihren Vater (Johannes 8,41). Wären die Vorwürfe der Juden rational gewesen, hätten sie sich damit selbst der Gotteslästerung schuldig gemacht, wie sie es Jesus in Johannes 5,18 unterstellten. Stattdessen zeigt dies, dass die Vorwürfe der Juden nicht nur falsch, sondern darüber hinaus auch voller Widersprüche waren. Die Pharisäer waren von Anfang an von Neid und Hass getrieben (Matthäus 27,18). Ihnen ging es nicht um Wahrheit, sondern einzig und allein um Macht (Johannes 8,44 f.). Sie suchten die ganze Zeit nach einem Vorwand, um Jesus anklagen und umbringen zu können, obwohl Jesu Taten bezeugten, dass er der angekündigte Messias ist. Jesus als Messias anzuerkennen, hätte einen Machtverlust für sie bedeutet. Insofern ist die Behauptung der Pharisäer keine Bestätigung dafür, dass Jesus sich GOTT gleichstellen wollte, sondern eine Verleumdung Jesu.
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Johannes 5,22 f.
22 Denn der Vater richtet niemand, sondern hat alles Gericht dem Sohn übergeben, 23 damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.
GOTT, der Vater hat Jesus gesandt und ihn als Richter über die Menschen eingesetzt. In Vers 23 erklärt Jesus, dass wer den Sohn nicht ehrt, auch den Vater nicht ehrt, der ihn gesandt hat. Jesus, der Messias, kam im Namen GOTTES, (Johannes 5,43), um dessen Willen zu tun (Johannes 5,30 / Johannes 6,38). Damit ist Jesus der Repräsentant des Vaters. Anders ausgedrückt: Jesus, der selbst Mensch ist, vertritt den himmlischen Vater vor allen Menschen. Denn Jesus ist der Mittler zwischen GOTT und den Menschen (1. Tim 2,5) und damit der einzige Weg zum Vater (Johannes 14,6). Er spricht die Worte des Vaters und tut die Werke des Vaters (Johannes 14,10 f. + 24). Jesus betonte, dass jeder, der an ihn glaubt, nicht an ihn selbst, sondern an GOTT, den Vater glaubt (Johannes 12,44).
Wenn ein König jemanden in seinem Namen sendet, der ihn vor den Menschen vertreten soll, wird er erwarten, dass die Leute diese Person genauso ehren, wie sie den König ehren würden, und auf sie hören wie auf den König selbst. Wenn jemand hingegen den Gesandten des Königs, der in königlicher Vollmacht gekommen ist, abweist oder ihn schlecht behandelt, so entehrt er gleichzeitig auch den König. GOTT sandte Jesus, um den Menschen die Botschaft der Versöhnung zu bringen. Es ist GOTTES ausdrücklicher Wille, dass sie den Messias ehren und Seine Worte befolgen, so, als würde GOTT selbst zu den Menschen sprechen. Hinzu kommt, dass es nicht Jesus war, der sich selbst diese Ehre verliehen hat, sondern GOTT, der Vater, von dem Jesus alles empfängt (Johannes 8,54 / Hebräer 5,5).
Ebenso handeln auch Jesu Jünger in seinem Namen (Johannes 20,21 f.). Wer sie ablehnt, lehnt Jesus und damit letztendlich GOTT, den Vater ab (Matthäus 10,40 / Johannes 13,20). Da der Vater dem Sohn die Macht gegeben hat, Sein göttliches Urteil an der Menschheit zu vollstrecken, muss man den Sohn ehren, wie man den Vater ehrt. Denn das Urteil, das der Sohn vollstreckt, ist das Urteil des Vaters (Römer 2,6 + 16 / Apostelgeschichte 17,30 f.). Daher kann das Wort ehren (altgr.: timaō) im Sinne einer Anerkennung verstanden werden. Hier geht es nicht um Anbetung, wie sie allein GOTT, dem Vater zusteht. Die Menschen sollen nicht nur GOTT, den Vater, sondern auch Jesus als Seinen Gesandten und Richter anerkennen. Diese Ehre steht Jesus nicht von Natur aus zu, sondern sie hängt mit der Vollmacht zusammen, die GOTT Seinem Messias verliehen hat. Daher lautet die sinngemäße Übersetzung:
22 Denn der Vater richtet niemand, sondern Er hat den Sohn zum Richter bestimmt, 23 damit alle den Sohn (als Richter) anerkennen, wie sie auch den Vater (als obersten Richter) anerkennen. Wer den Sohn nicht (als Richter) anerkennt, der erkennt auch GOTT nicht an, der ihn gesandt hat.
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Johannes 5,26 f.
26 Denn wie der Vater das Leben hat in sich selbst, so hat Er auch dem Sohn gegeben, das Leben in sich selbst zu haben; 27 und Er hat ihm Vollmacht gegeben, das Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist.
GOTT, der Vater ist der Einzige, der aus sich selbst heraus existiert und Unsterblichkeit besitzt (1. Timotheus 6,16). Doch weil GOTT wusste, dass Jesus ohne Sünde sein würde, gab (altgr.: didōmi) Er dem Messias das Vorrecht, als erster Mensch vom Tod erlöst zu werden. Damit ist Jesus der einzige Mensch, dem GOTT bisher Unsterblichkeit verliehen hat (Apostelgeschichte 2,24 f. / Römer 6,9). Dass Jesus dieses Recht vom Vater emgfangen hat, zeigt, dass er es nicht von Natur aus hatte. Genauso wurde Jesus auch die Vollmacht vom Vater gegeben (didōmi), Gericht zu halten (Vers 7). Alle Macht, die Jesus besitzt, ist ihm vom Vater verliehen worden. Hinzu kommt, dass GOTT Geist ist und nicht sterben kann. Jesus hingegen starb am Kreuz und wurde vom Vater durch die Kraft des Heiligen Geistes wieder lebendig gemacht (1. Korinther 6,14 / Kol 2,12).