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Kommentar zum Neuen Testament
die Evangelien - Seite 4

Johannes 14,1

1 Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an GOTT und glaubt an mich! 

Obwohl dieser Vers häufig als Beweis für die Gottheit Jesu zitiert wird, drückt er in Wirklichkeit das exakte Gegenteil aus. Der unvoreingenommene Leser wird erkennen, dass Jesus sich von GOTT klar und deutlich abgrenzt. Das altgriechische Wort pisteuō, das meistens mit glauben übersetzt wird, bedeutet vertrauen. Bevor Jesus diese Aussage machte, deutete er den Jüngern seinen baldigen Abschied an. In diesem Zusammenhang weist er seine Jünger auf die Notwendigkeit hin, in Anbetracht der bevorstehenden Ereignisse sowohl GOTT als auch Seinem Messias weiterhin zu vertrauen. Die Jünger waren zunächst verwirrt über den Verrat, die Verhaftung und Kreuzigung ihres Herrn und Meisters, den sie drei Jahre lang ununterbrochen begleitet hatten. Zuerst flohen sie aus dem Garten, dann zerstreuten sie sich, gruppierten sich aber neu und versteckten sich hinter verschlossenen Türen. Jesus wusste, dass der Glaube der Jünger zum damaligen Zeitpunkt noch schwach war und dass ihnen für vieles, was er sie lehrte, noch die Einsicht fehlte. Mit seinen Worten versuchte Jesus, seine Jünger auf das vorzubereiten, was passieren würde und sie gleichzeitig zu ermutigen, nicht den Glauben zu verlieren. Die fortlaufende Unterscheidung zwischen GOTT und Jesus im Neuen Testament ist auch in diesem Vers unverkennbar. Ein ähnlicher Wortlaut findet sich auch in 2. Chronik 20,20. Eine andere Übersetzungsmöglichkeit lautet:

1 Euer Herz erschrecke nicht! Vertraut GOTT und vertraut auch mir! 

 

 

 

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Johannes 14,6-10

6 Jesus spricht zu ihm: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. 7 Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von nun an kennt ihr Ihn und habt Ihn gesehen.« 8 Spricht Philippus: »Herr, zeig uns den Vater, und es genügt uns.« 9 Jesus spricht zu ihm: »So lange bin ich bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater. Wie sagst du dann: Zeige uns den Vater? 10 Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht aus mir selbst. Der Vater aber, der in mir bleibt, der tut Seine Werke.«

An mehreren Stellen im Neuen Testament lesen wir, dass niemand GOTT jemals gesehen hat. In vielen Sprachen ist sehen eine gebräuchliche Redewendung für wissen. In der hebräischen Sprache lautet eine der Definitionen für sehen (hebr.: châzâh): sehen, um zu lernen / zu wissen. Auch im Griechischen kann das Wort sehen (altgr.: eidō) sowohl mit den Augen sehen als auch mit dem Verstand sehen / wahrnehmen / wissen bedeuten. Im Deutschen kann man sagen “Ich sehe, was du meinst“, um sein Verständnis für eine Aussage zum Ausdruck zu bringen. GOTT zu sehen bzw. zu erkennen, meint, Seinen Willen zu verstehen und danach zu handeln (1. Johannes 2,5). Es war Jesus, der die Wahrheit über GOTT in ihrer Fülle offenbart (Johannes 1,18) und Ihn damit den Menschen zum ersten Mal in der Geschichte wirklich bekannt gemacht hatte; nämlich als himmlischen Vater, der uns Menschen liebt. Dadurch können wir GOTT heute viel näher sein als die Menschen zur Zeit des alten Bundes. Deshalb sagte Jesus, dass niemand außer ihm den Vater gesehen bzw. erkannt hat (Johannes 6,46). Bereits im Alten Testament wussten die Menschen von GOTT. Jedoch war ihr Wissen über GOTT begrenzt. Das Mosaische Gesetz war lediglich ein Schatten. In der Person Jesu hingegen wird der vollkommene Wille GOTTES sichtbar. Kein Mensch kannte den Vater so gut wie Jesus.

In 2. Mose 33,18-20 bittet Mose, GOTTES Angesicht zu sehen. Der Kontext zeigt, dass das Angesicht GOTTES Seine Herrlichkeit ist. Da Mose nicht sündlos war, konnte er GOTTES Angesicht nicht so sehen wie Jesus. Denn GOTT ist absolut heilig. Daher könnte eine direkte Begegnung für sündige Menschen tödlich sein. Wenn GOTT sich deshalb einem Menschen in physischer Gestalt offenbart, dann keinesfalls in Seiner ganzen Fülle. Erst auf der neuen Erde werden wir GOTT so nah sein können, wie niemals zuvor. Weil Jesus als einziger Mensch sündlos war und ein reines Herz hatte, konnte er sagen, dass er GOTT gesehen hat. Dass der Vater in Jesus war, macht Jesus nicht zu GOTT. Genauso wenig wird ein Christ zu GOTT, weil Jesus in ihm lebt (2. Korinther 13,5 / Galater 2,20). Es geht darum, dass sich Jesu Persönlichkeit in uns widerspiegelt. Eine sinngemäße Übersetzung lautet:

6 Jesus spricht zu ihm: »Ich bin das Vorbild und der Maßstab, um zu GOTT und zum ewigen Leben zu finden. Und niemand sonst. 7 Wenn ihr meinen Charakter versteht, werdet ihr verstehen, was GOTT von euch will. Und nun wisst ihr es und habt GOTTES Willen verstanden.« 8 Philippus sagt: »Herr, Hilf uns, GOTT zu verstehen, dann sind wir zufrieden.« 9 Jesus spricht zu ihm: »Obwohl ich schon so lang bei euch bin, hast du meinen Charakter nicht verstanden, Philippus? Wer mich nachahmt, der hat den Willen GOTTES verstanden. Wie kannst du sagen: Hilf uns, GOTT zu verstehen? 10 Glaubst du nicht, dass GOTT und ich dasselbe im Sinn haben? Die Worte, die ich euch sage, stammen nicht von mir. GOTT, der mit mir verbunden ist, handelt durch mich.

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Johannes 14,23

23 Jesus antwortete und sprach zu ihm: »Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.«

Wer nach GOTT sucht und eifrig danach strebt, Seinen Geboten zu gehorchen, wird eine innige Beziehung zu GOTT eingehen, indem GOTT, der Vater und Jesus bei ihm ein Zuhause finden; so, als würden sie zusammen im selben Haus wohnen und ein gemeinsames Leben führen. Der Ausdruck Wohnung machen (altgr.: monē poieō) meint nicht, dass der Vater und Jesus wörtlich in einem Menschen wohnen, sondern im übertragenen Sinn; nämlich durch den Heiligen Geist. Wie der Vater durch Seinen Geist in Jesus wohnte und wirkte, genauso wohnen und wirken Jesus und der Vater in den Gläubigen. Es geht um Verbundenheit und Identität.

 

 

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Johannes 16,28

28 Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.

Jesus Christus ist der einziggezeugte Sohn des Vaters (Johannes 1,18). Er wurde von GOTT im Mutterleib Marias anstelle eines Mannes gezeugt. Die Aussage Jesu, dass er vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen ist, meint nicht, dass Jesus vor seiner Geburt existierte, sondern bedeutet, dass GOTT ihn gesalbt und mit einem Auftrag in die Welt gesandt hat. Es geht um Jesu Mission. Auch Jesus sandte seine Jünger in die Welt (Johannes 17,18), d.h. sie gingen von ihm aus, um seine Botschaft zu verkünden. Jesus wusste aus der Schrift und aufgrund der Offenbarungen, die er von GOTT empfing, dass er nach seiner Auferstehung zum Vater gehen würde. Dies erklärte Jesus seinen Jüngern während des letzten gemeinsamen Mahls, kurz vor seiner Verhaftung und Kreuzigung. Keiner der Apostel schrieb in seinen Briefen, dass Jesus zu GOTT “zurückkehrte“, als ob er zuvor schon einmal physisch im Himmel gewesen wäre. Eine sinngemäße Übersetzung lautet:

 

28 Der Vater hat mich (durch Seinen Geist) gezeugt und in die Welt gesandt; nun verlasse ich die Welt wieder und gehe zum Vater, der mich gezeugt hat.

 

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Johannes 17,5

5 Und nun, Vater, verherrliche Du mich bei Dir mit der Herrlichkeit, die ich bei Dir hatte, ehe die Welt war.

Im hebräischen Denken können Dinge, die auf die Zukunft prophezeit sind, als bereits existent bzw. erfüllt betrachtet werden, bevor sie Realität sind. Diese Formulierung drückt eine göttliche Vorherbestimmung aus. In der Bibel lassen sich viele solche prophetische Formulierungen finden. GOTT kannte David (Psalm 139,16) und Jeremia (Jeremia 1,4), ehe sie existierten. Die Gläubigen waren von GOTT bereits erwählt und ihre Namen im Buch des Lebens eingeschrieben, noch bevor es einen von ihnen gab (Epheser 1,4 / 2. Timotheus 1,9 / Offenbarung 13,8). Die Werke der Gläubigen waren ebenfalls bereits vor Erschaffung der Welt für sie vorbereitet (Epheser 2,10). Auch verschiedene Prophezeiungen im Alten Testament sind so formuliert, als wären sie bereits Realität, obwohl sie sich (aus damaliger Sicht) erst später erfüllen sollten (Jesaja 9,5 f. / Psalm 110,1 / Jesaja 53 / Hosea 11,1). Ähnlich verhält es sich mit Verheißungen GOTTES bezüglich Ereignissen, deren Erfüllung aus heutiger Sicht noch bevorsteht. So wird gesagt, dass alle, die an Jesus glauben, Ewiges Leben haben – d.h. Leben im künftigen Zeitalter – obwohl sie es faktisch erst in der Auferstehung empfangen (Markus 10,30). Weiter heißt es, dass die Heiligen mit allen himmlischen Segnungen gesegnet sind (Epheser 1,3 / Epheser 2,6), was sich ebenfalls auf das Leben im künftigen Zeitalter der neuen Erde bezieht, das GOTT allen Heiligen verspricht.

Der Messias war in GOTTES Plan bereits auserwählt, geopfert und verherrlicht, ehe GOTT die Welt erschuf, auch wenn Jesus erst zu einem späteren Zeitpunkt geboren (= Fleisch) wurde (Johannes 1,14), um die Prophezeiung zu erfüllen. In Vers 24 sagt Jesus, dass der Vater ihn vor Grundlegung der Welt geliebt hat. Das Wort geliebt (altgr.: agapaō) kann auch im Sinne von auserwählen (Römer 9,13) verstanden werden. Es heißt nicht, dass GOTT Jesus vor Grundlegung der Welt “gezeugt“ hat. Die Vorstellung der Existenz präexistenter Seelen stammt aus der hellenistischen Mythologie e. Johannes, der ein Jude war, verstand die Präexistenz des Messias im hebräischen, d.h. ideelen und nicht im griechischen bzw. wörtlichen Sinn.

Alle Aussagen mit Bezug auf die Herrlichkeit Christi, die im Alten Testament vorgeschattet sind, beziehen sich entweder auf sein Wirken als Messias (seine Zeichen und Wunder) oder auf seine Auferstehung und Erhöhung; nirgends jedoch auf einen Zeitpunkt vor Jesu Geburt. Die Schrift sagte voraus, dass der Messias GOTTES zuerst leiden und danach verherrlicht werden würde (1. Petrus 1,11). Jesus bittet den Vater, ihm die Herrlichkeit zuteil werden zu lassen, die GOTT dem Messias in Seiner Vorsehung zugedacht hatte. Abraham, der König David, Daniel, der Prophet Jesaja und andere Propheten sahen Jesu Herrlichkeit in Visionen und Träumen voraus. Sie sahen keinen real präexistenten Messias. In Vers 22 heißt es, dass Jesus seinen Jüngern dieselbe Herrlichkeit gibt, die der Vater ihm gegeben hat. In 2. Thessalonicher 2,14 steht, dass die Gläubigen die Herrlichkeit Jesu erlangen sollen. Dies zeigt, dass das Wort Herrlichkeit (altgr.: doxa) nicht gleichbedeutend mit “Göttlichkeit“ ist. Es geht eindeutig um Jesu Herrlichkeit als Mensch und nicht als GOTT. Gemeint ist die zukünftige Herrlichkeit, die ein Kind GOTTES in der Auferstehung der Gerechten empfangen wird (Römer 8,18 / 1. Johannes 3,2). Eine sinngemäße Übersetzung lautet:

5 Und nun, Vater, gib mir die Herrlichkeit, die Du bereits vor Erschaffung der Welt für mich vorgesehen hast.

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Johannes 17,10

10 Und alles, was mein ist, das ist Dein, und was Dein ist, das ist mein; und ich bin in ihnen verherrlicht.

Dieser Vers spricht nicht von Jesu Natur. Es geht darum, dass alles, was Jesus hat, vom Vater kommt (Johannes 17,1-11). Dieselbe Formulierung bezogen auf Menschen findet sich in Lukas 15,31.

 

 

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Johannes 18,6-8

6 Als nun Jesus zu ihnen sprach: »Ich bin’s!«, wichen sie zurück und fielen zu Boden. 7 Da fragte er sie abermals: »Wen sucht ihr?« Sie aber sprachen: »Jesus von Nazareth«. 8 Jesus antwortete: »Ich habe euch gesagt, dass ich es bin. Wenn ihr mich sucht, so lasst diese gehen!«

Ähnlich wie in Johannes 8,58 gibt es auch bei dieser Aussage keinen Grund, anzunehmen, dass Jesus sich als Jahweh offenbarte. Jesu Worte sind eine Antwort auf die Frage der Soldaten. Jesus fragte, wen sie suchten, und sie antworteten, dass sie nach Jesus von Nazareth suchten. Daraufhin bekannte ihnen Jesus, dass er derjenige ist, den sie suchen. Auch der Blindgeborene in Johannes 9,9 identifizierte sich mit denselben Worten ich bin's (altgr.: ego eimi) wie Jesus es hier tat. Dies macht weder Jesus noch den Blindgeborenen zu GOTT. Johannes 7,32-46 zeigt, dass Unentschlossenheit beim Volk im Hinblick auf Jesus herrschte. Die Hohepriester und Pharisäer hatten zuvor Beamte geschickt, um Jesus zu verhaften (Johannes 7,32). Diese kehrten jedoch ohne Jesus zurück. Die Antwort der Soldaten, weshalb sie Jesus nicht festgenommen haben, verdeutlicht, dass sie von Jesu Predigt und seinem Aufreten offenbar sehr beeindruckt waren (Johannes 7,45). Daraus lässt sich schließen, dass diese Männer, bei denen es sich um Soldaten der Tempelwache und nicht um Römer handelte, davor zurückschreckten, Jesus zu verhaften, weil sie erkannten, dass er möglicherweise der Gesalbte GOTTES und als solcher ihr König – der König von Israel – sein könnte. Schließlich möchte kein jüdischer Soldat seinen eigenen König verhaften. Die kühne Reaktion Jesu auf ihre Frage verunsicherte sie, sodass sie zu Boden fielen, weil ihnen noch nicht klar war, ob Jesus tatsächlich der verheißene König der Juden ist oder nicht. Das Rückwärtsfallen einer Person kann in der Heiligen Schrift sinnbildlich als ein Gerichtszeichen verstanden werden. Dass sie Jesus doch verhafteten, macht die Zwiegespaltenheit der Soldaten deutlich. Höchstwahrscheinlich war es ihre Angst vor den Pharisäern, weshalb sie sich trotz innerer Widerstände letztlich doch dem Druck ihrer religiösen Führer, Jesus festzunehmen, beugten.

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Johannes 20,28

28 Thomas antwortete und sprach zu ihm: »Mein Herr und mein GOTT!«

In Johannes 14 erklärte Jesus seinen Jüngern, dass GOTT, der Vater durch Seinen Heiligen Geist in Jesus wohnt und dass GOTT auf diese Weise durch Jesus spricht und Seine Werke (gemeint sind die Zeichen und Wunder) tut. Außerdem machte Jesus deutlich, dass jeder, der ihn gesehen bzw. erkannt hat, GOTT, den Vater sieht bzw. erkennt. Damit wollte Jesus nicht sagen, dass er GOTT wäre, sondern zeigen, dass GOTT durch ihn handelt und dass in dem, was Jesus tut, GOTTES Wesen – die Liebe – sichtbar wird. Auch der Jünger Thomas war bei dieser Unterredung anwesend. Als Thomas nun seinen auferstandenen Herrn leibhaftig vor sich stehen sieht, spricht er sowohl Jesus (mein Herr), als auch den in ihm wohnenden Vater (und mein GOTT) an, der Jesus von den Toten auferweckt und sich auf diese Weise verherrlicht hat. Thomas erkannte GOTT, den Vater in Jesus; nicht Jesus als GOTT.

Die Aussage von Thomas lässt sich als ehrfurchtsvolle Ehrerbietung gegenüber Jesus und GOTT, dem Vater verstehen. Thomas preist die gewaltige Allmacht GOTTES, die Er offenbarte, indem Er den toten Jesus wieder lebendig gemacht hat. Bemerkenswerter Weise wirft Thomas sich nicht anbetend vor Jesus nieder, wie man es erwarten würde, wenn er Jesus für den allmächtigen GOTT gehalten hätte. Die Aussage mein Herr und mein GOTT kann in diesem Falle auf zwei, statt auf eine Person bezogen werden, auch wenn Thomas hier zu Jesus spricht. Es gehört zum normalen Sprachgebrauch, eine Aussage an eine anwesende Person zu adressieren und dennoch eine weitere Person in die Aussage mit einzuschließen; wie z.B. in dem Satz: „Peter sagt zu Tanja: Du und dein Vater...“. Wenige Verse vorher bringt Jesus deutlich zum Ausdruck, dass es der Vater ist, der sowohl unser als auch Jesu GOTT ist (Johannes 20,17). Dass Jesus der Aussage von Thomas nicht widersprach, ist kein Beweis dafür, dass Jesus seine angebliche Gottheit bestätigte, sondern zeigt, dass Jesus offensichtlich sehr wohl verstand, dass Thomas mit den Worten mein GOTT den Vater in ihm und nicht Jesus selbst meinte. Insofern bestand für Jesus keine Notwendigkeit, Thomas zu widersprechen. Abgesehen davon nennt Jesus in Vers 55 seinen Vater den GOTT der Juden. Hinzu kommt, dass Jesus an keiner (anderen) Stelle im Neuen Testament als "Herr und GOTT" bezeichnet wird.

Im Kontext des Kapitels geht es um den Glauben an die Auferstehung Jesu bzw. den Unglauben des Thomas (Vers 25) und nicht darum, dass Jesus GOTT ist. Die Worte des Thomas sind kein Glaubensbekenntnis. Jesus preist diejenigen glücklich (Vers 29 f.), die glauben, dass er wahrhaftig von den Toten auferstanden ist, auch wenn sie ihn nicht leibhaftig gesehen haben. Das Kapitel endet mit dem mehrfach im Johannesevangelium bezeugten Bekenntnis, dass Jesus der Christus, der Sohn GOTTES (nicht GOTT) ist (Vers 31). Auch hier wird die Bedeutung von Sohn als Synonym für Christus (= Gesalbter) deutlich.

 

 

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