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Kommentar zum Neuen Testament
die Evangelien - Seite 4

Johannes 10,11-15

 

11 Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. 12 Der Mietling, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht – und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie –, 13 denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe. 14 Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, 15 wie mich mein Vater kennt; und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe.

Der Begriff Hirte (Hebr.: râ‛âh / Altgr.: poimēn) wird sowohl für GOTT (Psalm 23,1-3 / Psalm 79,13 / Psalm 80,2 / Psalm 95,7 / Psalm 100,3 / Jesaja 40,11 / Hesekiel 34,31) als auch für Menschen (Jesaja 44,28 / Jesaja 56,11 / Jesaja 63,11 / Jeremia 2,8 / Jeremia 3,15 / Jeremia 10,21 / Jeremia 23,1-6 / Jeremia 23,2 / Hesekiel 34,1-10 + 23 f. / Sacharja 11,16 / Johannes 21,15-17 / Apostelgeschichte 20,28 / 1. Korinther 12,28 / Epheser 4,11 / 1. Petrus 5,1-5) verwendet. GOTT ist der oberste Hirte von allen. Gleichzeitig setzt GOTT Menschen (Priester, Richter, Könige, Lehrer und Älteste) als Hirten ein, um ihnen Verantwortung zu übertragen und sie an Seiner Herrschaft zu beteiligen. Die Aufgabe eines Hirten besteht darin, das Volk anzuleiten, GOTTES Willen zu befolgen und sie vor schlechten Einflüssen zu schützen. Zur Zeit Jesu lag diese Aufgabe bei den Schriftgelehrten und Pharisäern. Doch statt sich um die Schafe zu kümmern, suchten diese stets nur ihren eigenen Vorteil. Mit den Hirten, die vor ihnen gewesen sind, war es ähnlich. Aus diesem Grund versprach GOTT, Seinem Volk einen einzigen treuen Hirten zu geben: den Messias. Dass Jesus der gute Hirte ist, hat nichts mit seiner angeblichen Gottheit zu tun. Es drückt aus, dass Jesus das Wohl der Schafe, die sein Vater ihm anvertraut hatte, am Herzen liegt; genauso wie es beim König David der Fall war (Psalm 78,69-71). Darüber hinaus war Jesus bereit, sein Leben für die Schafe zu lassen. Dies zeigt, dass seine Schafe ihm voll und ganz vertrauen können. Jesus ist der oberste menschliche Hirte, dem alle Menschen nachfolgen sollen. Dass sowohl GOTT als auch Jesus Hirte genannt werden, ist somit kein Beweis, dass Jesus GOTT ist.

 

 

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Johannes 10,17 f.

 

17 Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, um es wiederzunehmen. 18 Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wiederzunehmen. Dieses Gebot habe ich empfangen von meinem Vater.

Die Bibel lehrt, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Genauer gesagt war es GOTT, der Jesus von den Toten auferweckt hat. Die Macht, vom Tod aufzuerstehen, kam nicht von Jesus selbst. Mit anderen Worten: Weil GOTT, der Vater Jesus auferweckt hat, konnte Jesus auferstehen. In diesem Vers erklärt Jesus, dass er sein Leben von GOTT zurückerhalten würde. Das griechische Wort lambanō bedeutet nehmen oder empfangen. In Vers 18 sagt Jesus, dass er das Gebot vom Vater empfangen (lambanō) hat. Das griechische Wort exousia kann Macht / Gewalt sowie Recht / Vollmacht bedeuten. GOTT gab Jesus das Recht bzw. die Vollmacht, von den Toten aufzuerstehen. Jesus war bereit, sein Leben freiwillig niederzulegen / zu lassen (altgr.: tithēmi), weil er wusste, dass GOTT ihm zugesichert hatte, dass Er ihn vom Tod befreien würde. Weil Jesus dem Willen seines Vaters gehorsam war, liebte ihn der Vater. Denn durch seinen eigenen Tod konnte Jesus Sühnung für die Sünden der Menschen schaffen. Darüber hinaus bescheinigt das Neue Testament, dass Jesus tot war. Ein Toter kann sich nicht selbst auferwecken. Jesus lebte zwischen seinem Tod und seiner Auferstehung nicht als GOTT oder als körperlose Seele weiter. Die Apostel bezeugen, dass GOTT Jesus als ganze Person auferweckte und nicht nur seinen toten Leib. Es war GOTT, der Vater, der den menschlichen Sohn wieder lebendig machte (Epheser 1,18-21). Die richtige Übersetzung lautet daher:

17 Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, um es wiederzuempfangen. 18 Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es freiwillig.Ich habe das Recht, es zu lassen, und habe das Recht, es wiederzuempfangen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen.

siehe:

Apg 2,24 + 32 / Apg 3,15 / Apg 4,10 / Apg 5,30 / Apg 10,40 / Apg 13.30 / Röm 10,9 / 1. Kor 6,14 / Gal 1,1 / Eph 1,19 f. / Kol 2,12

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Johannes 10,29 f.

29 Was mir mein Vater gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann es aus der Hand des Vaters reißen. 30 Ich und der Vater sind eins.

In diesem Zitat geht es um geistliche Einheit. In 1. Korinther 3,8 verwendet Paulus dasselbe Wort für eins (altgr.: heis), indem er schreibt, dass er und Apollos eins sind. Hier geht es nicht um dieselbe Wesenheit, sondern darum, dass beide für dasselbe Ziel arbeiten. Genauso verfolgten auch Jesus und GOTT, der Vater immer dieselben Absichten. Jesus war eins (heis) mit dem Willen GOTTES. Das bedeutet, dass Jesus dem Vater in allem gehorsam war und tat, was der Vater vom ihm verlangte (Johannes 5,30 / Johannes 8,29). Genauso, wie Jesus und der Vater eins (heis) sind, so sollen auch die Gläubigen eins (heis) sein (Johannes 11,52 / Johannes 17,11 + 21 f.). Jesus betete, dass alle seine Jünger eines Sinnes seien und dasselbe Ziel verfolgen mögen, so, wie er und GOTT. Das gemeinsame Ziel, dass GOTT und Jesus in Vers 30 verbindet, besteht darin, die Schafe zu beschützen, damit niemand sie zu Fall bringt.

In Johannes 14,28 erklärt Jesus, dass der Vater größer (altgr.: meizon) ist als er. Das bleibt Er auch nach Jesu Auferstehung (1. Korinther 3,11 / 1. Korinther 15,27 f. / Offenbarung 3,12). Dies zeigt, dass der Vater größere Macht besitzt als Jesus und über ihm steht. Der Sinn des eins-seins in diesem Vers ist derselbe wie im heutigen Sprachgebrauch, wenn man davon spricht, dass zwei oder mehrere Personen eins sind. Es geht um die Einheit in der Intention. Eine sinngemäße Übersetzung von Vers 30 lautet:

30 Ich und der Vater sind eines Sinnes / agieren als Einheit.

30 Ich und der Vater arbeiten zusammen (für dasselbe Ziel).

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Johannes 11,4

4 Als aber Jesus es hörte, sprach er: Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern um der Herrlichkeit GOTTES willen, damit der Sohn GOTTES durch sie verherrlicht wird.

Auch dieser Vers ist kein Beleg, dass Jesus GOTT ist. Hier geht es darum, dass GOTT und Sein Gesalbter sich gegenseitig verherrlichen. Der Messias verherrlicht GOTT, indem Er die gewaltige Allmacht des Vaters durch die Auferweckung des verstorbenen Lazarus demonstriert. Die Herrlichkeit GOTTES bezieht sich eindeutig auf den Vater, der dieses Wunder durch Jesus wirkt (Verse 39-42). Gleichzeitig wird auch Jesus verherrlicht, indem GOTT ihn durch dieses Zeichen als Messias beglaubigt. Ähnlich verhält es sich mit Johannes 17,1: Der Messias verherrlicht GOTT, indem Er den bevorstehenden Leidensweg bereitwillig auf sich nimmt, während GOTT Jesus dadurch verherrlicht, dass Er Seinen Gesalbten am dritten Tag von den Toten auferweckt. Indem GOTT den Messias durch Wundertaten verherrlicht, wird gleichzeitig auch GOTT selbst verherrlicht. Auf ähnliche Weise verherrlichte sich GOTT durch Mose, David, Daniel, Elia, Elisa und andere Personen.

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Johannes 12,37-41

Jesaja 6,9 f. / Jesaja 53,1

37 Und obwohl er solche Zeichen vor ihren Augen getan hatte, glaubten sie doch nicht an ihn, 38 auf dass erfüllt werde der Spruch des Propheten Jesaja, den er sagte: »Herr, wer glaubt unserer Predigt? Und wem ist der Arm des Herrn offenbart?« 39 Darum konnten sie nicht glauben, denn Jesaja sagte wiederum: 40 »Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verstockt, dass sie mit den Augen nicht sehen noch mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich ihnen helfe.« 41 Das sagte Jesaja, weil er seine Herrlichkeit sah und von ihm redete.

Hier werden zwei verschiedene Prophezeiungen aus dem Alten Testament zitiert. Zum einen Jesaja 53,1 und zum anderen Jesaja 6,9 f.. In Jesaja 6 sieht der Prophet Jesaja in einer Vision GOTT in physischer Erscheinung auf Seinem Thron sitzen. Jesaja 53 handelt vom Messias als dem Gottesknecht, der für die Sünden der Menschen leidet. Insgesamt finden sich im Buch Jesaja zahlreiche Prophezeiungen über den Messias (Jesaja 9,6 f. / Jesaja 11,1 / Jesaja 16,5 / Jesaja 32,1 / Jesaja 42,1-7 / Jesaja 49,1-7 / Jesaja 50,4-9 / Jesaja 52,12-15 / Jesaja 53,1-12 / Jesaja 55,4 f. / Jesaja 61,1 f. u.a.). In allen diesen Prophezeiungen unterscheidet Jesaja ausdrücklich zwischen GOTT und dem Messias.

An sämtlichen Stellen im Neuen Testament, wo Bezug auf alttestamentliche Prophezeiungen über den Messias genommen wird, wird der entsprechende Abschnitt jedes Mal vollständig zitiert (Matthäus 2,6 / Matthäus 2,17 f. / Matthäus 2,13-15 / Matthäus 2,23 / Matthäus 4,12-16 / Johannes 2,15-17 u.a.). Der Autor des Johannesevangeliums zitiert jedoch ausschließlich die Verse 9 + 10 aus Kapitel 6 sowie Vers 1 aus Kapitel 53. Es ist also naheliegend, dass nur diese Verse für die Aussagen von Johannes von Belang sind. Die Aussage diese Dinge (Johannes 12,41) bezieht sich auf beide Zitate; nicht nur auf das zweite Zitat aus Jesaja 6. Denn Johannes schreibt, dass er (Jesaja) diese Dinge sagte. In Jesaja 6,9 f. jedoch ist es GOTT, der spricht, und nicht Jesaja. Der Ausspruch aus Jesaja 6,9 f. stammt zwar von GOTT, doch geht es um den Unglauben Israels und die Ablehnung der von GOTT gesandten Botschaft im Zusammenhang mit dem Messias. Wie es zu Jesajas Zeiten war, so würde es auch zu Jesu Zeiten sein. Trotz wundersamer Zeichen, die Jesus unter den Juden tat, glaubten sie nicht an ihn. Johannes zitiert einen Teil aus Jesaja 6 und wendet ihn auf den Unglauben der Juden gegenüber Jesus an; ähnlich wie Paulus in Römer 10,16. Hier geht es nicht um die Vision an sich. Die Aussage, dass Jesaja seine Herrlichkeit (altgr.: doxa) sah, kann sich sowohl auf die Herrlichkeit GOTTES in Jesaja 6 als auch auf die Herrlichkeit des Messias beziehen, die GOTT Seinen Knecht Jesaja in verschiedenen Offenbarungen sehen ließ. Für die erste Variante spricht, dass beide Zitate von GOTT handeln. Folglich müssen auch die beiden Wörter Er (Vers 40) und Herr (Vers 38) auf GOTT bezogen werden statt auf Jesus. Herrlichkeit (Vers 41) kann somit auch mit GOTT verknüpft werden. In diesem Fall wären die Verse 38-41 ein Einschub, obwohl es im Kontext um Jesus geht.

Für die zweite Variante spricht, dass sich eine ähnliche Aussage in Johannes 8,56 findet, wo es heißt, dass Abraham den Tag des Messias sah. Johannes schreibt nicht, dass Abraham den Messias leibhaftig sah, sondern lediglich dessen Tag, d.h. das Kommen des Messias. Dass Jesaja die Herrlichkeit des Messias sah, muss ebenfalls nicht buchstäblich verstanden werden, sondern im Sinne einer Vorausschau künftiger Ereignisse, wie sie in den Prophezeiungen Jesajas beschrieben sind. Das Wort Herrlichkeit kann sich sowohl auf die vielen Zeichen und Wunder beziehen, durch die GOTT den Messias verherrlichte als auch auf sein Martyrium und seine Auferstehung von den Toten (Johannes 7,39 / Johannes 12,23 / Johannes 17,5 / Apostelgeschichte 3,13 / 1. Petrus 1,11). Daher lässt sich der Ausdruck Arm des HERRN (Jesaja 6,9) mit Jesus verbinden, da Jesus der Gesandte ist, durch den GOTT Seinen Erlösungsplan in die Tat umsetzt. Hinzu kommt, dass man in allen Visionen, in denen GOTT sichtbar erscheint, nur den Thron mit GOTT als einzelne Person oder mit einer weiteren Person rechts neben Ihm sieht (Matthäus 22,41-44 / Apostelgeschichte 7,56 / Offenbarung 7 + 8). Nirgends ist hingegen von drei Thronen die Rede, auf denen drei göttliche Personen sitzen. In Jesaja 6 sieht der Prophet Jahweh als eine einzige Person; er sieht nicht die zweite Person einer dreieinigen Gottheit. Wenn Jesus jedoch der eine Jahweh des Alten Testaments ist, dann stellt sich die Frage, wo GOTT, der Vater und der Heilige Geist sind?

Jesaja 6 ist die einzige Stelle, wo Jesaja GOTT visuell sieht. Das Wort, das dort im Hebräischen für sehen verwendet wird, lautet râ'âh. An allen anderen Stellen, wo sehen im übertragenen Sinn zu verstehen ist, steht das hebräische Wort châzâh. Weil Johannes in Vers 41 schreibt, dass Jesaja seine Herrlichkeit sah, wird geschlussfolgert, dass Jesus GOTT ist, von dem Jesaja in Jesaja 6 spricht. Dagegen ist einzuwenden, dass Johannes höchstwahrscheinlich aus der altgriechischen Version des Alten Testaments – der Septuaginta – zitiert und nicht aus dem Masoretischen Text, der in hebräischer Sprache verfasst ist. Im Altgriechischen gibt es ebenfalls zwei verschiedene Wörter für sehen; nämlich eidō und horaō. Beide Wörter können das buchstäbliche Sehen mit den Augen oder ein verstehendes / erkennendes Sehen meinen. In Jesaja 6, wo Jesaja GOTTES Erscheinung mit den Augen sieht, wird das Wort eidō verwendet. Dasselbe Wort finden wir auch in Hesekiel 1,1 / Amos 1,1 / Micha 1,1 / Habakuk 1,1, obwohl dort das Sehen im übertragenen und nicht im physischen Sinn gemeint ist. In Johannes 8,56 kommen sogar beide griechische Wörter in einem Satz vor. Damit zeigt dieser Vers, dass eidō und horaō austauschbar verwendet werden können.

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Johannes 14,1

1 Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an GOTT und glaubt an mich! 

Obwohl dieser Vers häufig als Beweis für die Gottheit Jesu zitiert wird, drückt er in Wirklichkeit das exakte Gegenteil aus. Der unvoreingenommene Leser wird erkennen, dass Jesus sich von GOTT klar und deutlich abgrenzt. Das altgriechische Wort pisteuō, das meistens mit glauben übersetzt wird, bedeutet vertrauen. Bevor Jesus diese Aussage machte, deutete er den Jüngern seinen baldigen Abschied an. In diesem Zusammenhang weist er seine Jünger auf die Notwendigkeit hin, in Anbetracht der bevorstehenden Ereignisse sowohl GOTT als auch Seinem Messias weiterhin zu vertrauen. Die Jünger waren zunächst verwirrt über den Verrat, die Verhaftung und Kreuzigung ihres Herrn und Meisters, den sie drei Jahre lang ununterbrochen begleitet hatten. Zuerst flohen sie aus dem Garten, dann zerstreuten sie sich, gruppierten sich aber neu und versteckten sich hinter verschlossenen Türen. Jesus wusste, dass der Glaube der Jünger zum damaligen Zeitpunkt noch schwach war und dass ihnen für vieles, was er sie lehrte, noch die Einsicht fehlte. Mit seinen Worten versuchte Jesus, seine Jünger auf das vorzubereiten, was passieren würde und sie gleichzeitig zu ermutigen, nicht den Glauben zu verlieren. Die fortlaufende Unterscheidung zwischen GOTT und Jesus im Neuen Testament ist auch in diesem Vers unverkennbar. Ein ähnlicher Wortlaut findet sich auch in 2. Chronik 20,20. Eine andere Übersetzungsmöglichkeit lautet:

1 Euer Herz erschrecke nicht! Vertraut GOTT und vertraut auch mir! 

 

 

 

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Johannes 14,6-10

6 Jesus spricht zu ihm: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. 7 Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von nun an kennt ihr Ihn und habt Ihn gesehen.« 8 Spricht Philippus: »Herr, zeig uns den Vater, und es genügt uns.« 9 Jesus spricht zu ihm: »So lange bin ich bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater. Wie sagst du dann: Zeige uns den Vater? 10 Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht aus mir selbst. Der Vater aber, der in mir bleibt, der tut Seine Werke.«

Dass Jesus sich selbst als die Wahrheit (altgr.: alētheia) bezeichnet, macht ihn nicht zu GOTT. Im biblischen Kontext steht der Begriff Wahrheit für den göttlichen Maßstab von Gut und Böse. Da wir im Ebenbild GOTTES geschaffen sind, sollte ursprünglich jeder Mensch GOTTES heiligem Maßstab entsprechen. Doch die Sünde hat den Menschen verdorben und ihm seine Herrlichkeit als GOTTES Ebenbild geraubt. Jesus hingegen war ohne Sünde, da sein Verhalten zu 100% GOTTES Maßstab entsprach. Darum verkörpert Jesus die Wahrheit, d.h. GOTTES Maßstab in Person. Er ist der perfekte Mensch und damit zugleich das Vorbild für jeden Menschen. Insofern ist Jesus der Weg (altgr.: hodos) zu GOTT, dem Vater. Indem wir Jesus erkennen, d.h. uns so verhalten wie Jesus, erkennen wir GOTT, den Vater und haben Gemeinschaft mit Ihm (1. Johannes 1,5-7). GOTT zu erkennen, ist die Basis für ewiges Leben (Johannes 17,3). Insofern ist Jesus das Leben (altgr.: zōē). Kurz zusammengefasst: Indem wir Jesu Beispiel folgen, erfüllen wir GOTTES Willen und haben ewiges Leben.

An mehreren Stellen im Neuen Testament lesen wir, dass niemand GOTT jemals gesehen hat. In vielen Sprachen ist sehen eine gebräuchliche Redewendung für wissen. In der hebräischen Sprache lautet eine der Definitionen für sehen (hebr.: châzâh): sehen, um zu lernen / zu wissen. Auch im Griechischen kann das Wort sehen (altgr.: eidō) sowohl mit den Augen sehen als auch mit dem Verstand sehen / wahrnehmen / wissen bedeuten. Im Deutschen kann man sagen “Ich sehe, was du meinst“, um sein Verständnis für eine Aussage zum Ausdruck zu bringen. GOTT zu sehen bzw. zu erkennen, meint, Seinen Willen zu verstehen und danach zu handeln (1. Johannes 2,5). Es war Jesus, der die Wahrheit über GOTT in ihrer Fülle offenbart (Johannes 1,18) und Ihn damit den Menschen zum ersten Mal in der Geschichte wirklich bekannt gemacht hatte; nämlich als himmlischen Vater, der uns Menschen liebt. Dadurch können wir GOTT heute viel näher sein als die Menschen zur Zeit des alten Bundes. Deshalb sagte Jesus, dass niemand außer ihm den Vater gesehen bzw. erkannt hat (Johannes 6,46). Bereits im Alten Testament wussten die Menschen von GOTT. Jedoch war ihr Wissen über GOTT begrenzt. Das Mosaische Gesetz war lediglich ein Schatten. In der Person Jesu hingegen wird der vollkommene Wille GOTTES sichtbar. Kein Mensch kannte den Vater so gut wie Jesus.

In 2. Mose 33,18-20 bittet Mose, GOTTES Angesicht zu sehen. Der Kontext zeigt, dass das Angesicht GOTTES Seine Herrlichkeit ist. Da Mose nicht sündlos war, konnte er GOTTES Angesicht nicht so sehen wie Jesus. Denn GOTT ist absolut heilig. Daher könnte eine direkte Begegnung für sündige Menschen tödlich sein. Wenn GOTT sich deshalb einem Menschen in physischer Gestalt offenbart, dann keinesfalls in Seiner ganzen Fülle. Erst auf der neuen Erde werden wir GOTT so nah sein können, wie niemals zuvor. Weil Jesus als einziger Mensch sündlos war und ein reines Herz hatte, konnte er sagen, dass er GOTT gesehen hat. Dass der Vater in Jesus war, macht Jesus nicht zu GOTT. Genauso wenig wird ein Christ zu GOTT, weil Jesus in ihm lebt (2. Korinther 13,5 / Galater 2,20). Es geht darum, dass sich Jesu Persönlichkeit in uns widerspiegelt. Eine sinngemäße Übersetzung lautet:

6 Jesus spricht zu ihm: »Ich bin das Vorbild und der Maßstab, um zu GOTT und zum ewigen Leben zu finden. Und niemand sonst. 7 Wenn ihr mich nachahmt, werdet ihr GOTTES Willen erfüllen. Und nun kennt ihr ihn und habt GOTTES Willen verstanden.« 8 Philippus sagt: »Herr, Hilf uns, GOTT zu verstehen, dann sind wir zufrieden.« 9 Jesus spricht zu ihm: »Obwohl ich schon so lang bei euch bin, hast du meinen Lebenswandel noch nicht verinnerlicht, Philippus? Wer mich nachahmt, der hat den Willen GOTTES verstanden. Wie kannst du sagen: Hilf uns, GOTT zu verstehen? 10 Glaubst du nicht, dass GOTT und ich dasselbe im Sinn haben? Die Worte, die ich euch sage, stammen nicht von mir. GOTT, der mit mir verbunden ist, handelt durch mich.

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Johannes 14,23

23 Jesus antwortete und sprach zu ihm: »Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.«

Wer nach GOTT sucht und eifrig danach strebt, Seinen Geboten zu gehorchen, wird eine innige Beziehung zu GOTT und Jesus eingehen, als würden sie zusammen im selben Haus wohnen und ein gemeinsames Leben führen (Johannes 14,23). GOTT wohnte und wirkte durch Seinen Geist in Christus. Da Jesus und der Vater eines Sinnes sind, wohnt und wirkt auch Christus im übertragenen Sinn durch den Heiligen Geist in den Gläubigen. Jesus ist das Vorbild, dem alle Christen gleich werden sollen. Doch es ist der Heilige Geist des Vaters, den Jesus an Pfngsten über seine Jünger ausgegossen hat, der diese innere Verwandlung wirkt; nicht Jesus. Im Gegensatz zu Jesus kann der Heilige Geist in beliebig vielen Personen wohnen (4. Mose 11,17 / 1. Korinther 6,19). Zudem werden Jesus und der Heilige Geist nirgendwo gleichgesetzt, sondern klar voneinander unterschieden. Der Heilige Geist verkörpert die persönliche Gegenwart Christi im Leben eines jeden Gläubigen (Johannes 14,18-21 / Galater 2,20 / Kolosser 1,27). Er übernimmt die Aufgabe, die Jesus zuvor hatte, solange er bei seinen Jüngern war. Diese besteht darin, die Gläubigen zu lehren, zu leiten, sie zu erinnern und Jesus zu verherrlichen (Johannes 14,26 / Johannes 15,26 / Johannes 16,13).

 

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