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Kommentar zum Neuen Testament
Apostel-Briefe - Seite 2

2. Korinther 5,19

19 Denn GOTT war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung.

Es gibt mehrere Bibelstellen, die davon sprechen, dass GOTT in Christus war (Johannes 14,10 / 2. Korinther 5,19). An anderer Stelle heißt es, dass Christus in den Gläubigen wohnt (Galater 2,20 / Kolosser 1,27). Das gegenseitige Innewohnen (eine semitische Ausdrucksweise) zwischen GOTT und Jesus bzw. zwischen Jesus und den Gläubigen drückt eine geistliche Einheit aus, bei der es um Treue und Gehorsam geht. In Christus zu sein, bedeutet, GOTTES Gebote zu halten und so zu leben, wie Jesus gelebt hat. Weil Jesus die Gebote des Vaters befolgte, war er im Vater und der Vater in ihm, d.h. sie waren miteinander verbunden (Johannes 15,9 f.). Wenn wir Jesu Gebote befolgen, dann bleiben auch wir in ihm und er in uns, d.h. wir bleiben miteinander verbunden (Johannes 15,7 / 1. Johannes 2,3-6). Auf diese Weise können wir eine innige Beziehung zu GOTT und Jesus eingehen; so, als würden wir zusammen im selben Haus wohnen und ein gemeinsames Leben führen (Johannes 14,23). In Christus zu sein, heißt nicht, dass wir GOTT bzw. Christus sind. Dass GOTT in Christus war und Christus in uns ist, heißt ebenso wenig, dass Jesus GOTT ist; zumal Jesus bereits vor seiner Verherrlichung davon sprach, dass seine Jünger in ihm und er in seinen Jüngern bleiben sollte (Johannes 15,1-8). Demnach kann dies nicht wörtlich zu verstehen sein. Es heißt, dass in Adam alle sterben (1. Korinther 15,22). Niemand würde deshalb behaupten, dass Adam kein Mensch ist. Paulus erklärt, dass Christus durch den Glauben in unseren Herzen wohnt (Epheser 3,17). In Christus zu sein, bedeutet, sich voll und ganz mit Jesus zu identifizieren bzw. sich eins mit ihm zu machen, so, als würde Jesus selbst durch uns handeln; genauso wie Jesus sich eins mit dem Vater gemacht hat, so, als würde der Vater selbst durch Christus handeln (2. Korinther 5,19 f.). Das Ziel des Glaubens ist die vollkommene geistliche Einheit zwischen GOTT, Jesus und allen Christen (Johannes 17,21 + 26).

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2. Korinther 12,7-10

7 Und damit ich mich wegen der hohen Offenbarungen nicht überhebe, ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch, nämlich des Satans Engel, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe. 8 Seinetwegen habe ich dreimal zum Herrn gefleht, dass er von mir weiche. 9 Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, auf dass die Kraft Christi bei mir wohne. 10 Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark. 

In diesem Abschnitt erklärt Paulus, dass ihm ein Stachel ins Fleisch gegeben wurde, damit er trotz der großen Offenbarungen demütig bleibt und sich nicht überhebt. Aus dem Kontext wird ersichtlich, dass Paulus sich dabei auf die Verfolgungen und Misshandlungen bezieht (Vers 10), die ihm im Zuge seines missionarischen Dienstes regelmäßig wiederfuhren (2. Korinther 11,16-33). Jesus zeigte Hananias, dass Paulus für seinen Namen leiden werde (Apostelgeschichte 9,16). Offenbar kündigte der Herr dies dem Apostel im Vorfeld durch Träume oder Visionen an, während er ihn gleichzeitig ermutigte, durchzuhalten und sich auf seine Gnade zu verlassen (Apostelgeschichte 18,9 f. / Apostelgeschichte 20,22-25). Dass Paulus den Herrn Jesus anfleht (alrgr.: parakaleō), ist nicht mit einer Anbetung zu verwechseln, die ausschließlich GOTT, dem Vater zusteht; so, wie Jesus es seine Jünger lehrte (Matthäus 6,9-13). Jesus ist der Gesalbte GOTTES und das Haupt Seiner Gemeinde. Wie ein Knecht seinen Herrn um Hilfe ersuchen darf, können auch wir Jesus zu jeder Zeit anrufen und ihn in Bedrängnissen und Nöten um Beistand erbitten (Johannes 14,14). Für alle Segensgaben wiederum gebührt unser Dank dem himmlischen Vater. Die Kraft Christi bezieht sich nicht auf seine eigene Stärke, sondern auf die Kraft GOTTES, die sich in Demut und Gehorsam entfaltet; so, wie Jesus es vorgelebt hat (2. Korinther 13,4 / Philipper 2,1-11). Auch Christen können diese Kraft in Anfechtungen erleben, wenn sie gottesfürchtig leben wie Jesus.

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2. Korinther 13,14

14 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe GOTTES und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

Dieser Schlussvers ist ein feierlicher Ausruf und ein typischer Abschluss der paulinischen Briefe. Galater-, Philipper- und beide Thessalonicherbriefe schließen mit den Worten: die Gnade unseres Herrn Jesus Christus. In Vers 13 werden drei verschiedene Dinge erwähnt, aber es wird nicht gesagt, dass sie “eins“ bzw. “aus einer Substanz“ sind oder “einen GOTT“ darstellen. Ähnlich wie in Matthäus 28,19 handelt es sich nicht um eine trinitarische Formel. Auch Petrus, Jakobus und Johannes werden oft zusammen erwähnt, ebenso wie Abraham, Isaak und Jakob. In der gesamten Bibel gibt es keinen einzigen Vers, der aussagt, dass der Vater, Jesus und der Geist “ein GOTT“ wären. Hier geht es um die Gemeinschaft, die Christen untereinander haben, weil in jedem von ihnen der Heilige Geist des Vaters gegenwärtig ist. Der Ausdruck Gemeinschaft des Geistes kommt auch in Philipper 2,1 vor. Hier ist nicht von einer dritten göttlichen Person die Rede. Nirgendwo sonst wird GOTTES Geist in einem Gruß- oder einem Abschiedswort erwähnt. Der Heilige Geist ist die Kraft und die Gabe GOTTES, die alle Gläubigen miteinander verbindet.

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Galater 1,1 + 11 f.

1 Paulus, Apostel nicht von Menschen, auch nicht durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und GOTT, den Vater, der ihn auferweckt hat von den Toten (...) 11 Denn ich tue euch kund, Brüder und Schwestern, dass das Evangelium, das ich predige, nicht von menschlicher Art ist. 12 Denn ich habe es nicht von einem Menschen empfangen oder gelernt, sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi.

Diese Aussage weist auf die göttliche Urheberschaft des Evangeliums hin. Paulus behauptet nicht, dass Jesus etwas anderes als ein Mensch wäre, zumal er Jesus in seinen Briefen an mehreren Stellen ausdrücklich als Mensch bezeichnet (1. Korinther 15,21 / 1. Timotheus 2,5). Vielmehr möchte Paulus verdeutlichen, dass seine Autorität als Apostel nicht von einer irdischen Instanz, sondern vom Himmel, d.h. von GOTT, dem Höchsten und Jesus Christus, den GOTT zum Herrn über alle gemacht hat, kommt (Apostelgeschichte 2,36 / 1. Korinther 15,28). Das meint Paulus, als er schreibt, dass das Evangelium nicht menschlichen Ursprungs ist. Dies wiederum ist ein bedeutsamer Aspekt im Streit mit den Judaisten, die durch ihre menschlichen Lehren die Gläubigen verwirrten, indem sie beispielsweise forderten, sich beschneiden zu lassen und das mosaische Gesetz zu befolgen, um gerettet zu werden. Dies stand im Widerspruch zur Botschaft des Evangeliums, die besagt, dass ein Mensch allein aus Gnade durch den Glauben an Jesus Christus gerettet wird. Paulus erklärt, dass er das Evangelium, das er verkündete, durch eine Offenbarung von aller höchster Instanz erhalten hat. Damit grenzt sich Paulus zugleich von den Lehren der Judaisten ab, die im Gegensatz dazu ein falsches Evangelium verbreiteten.

Mit ähnlichen Worten leitet Johannes das Buch der Offenbarung ein (Offenbarung 1,1). Dort heißt es: Offenbarung Jesu Christi, die GOTT ihm gegeben hat. Auch hier werden GOTT und Jesus deutlich unterschieden. GOTT lehrte Jesus und Jesus gab die Lehre durch einen Engel an Johannes weiter. Paulus wurde direkt von GOTT durch Jesus unterwiesen. Daraus geht klar hervor, dass GOTT der (nicht menschliche) Ursprung des Evangeliums und Jesus Christus der (menschliche) Mittler ist, durch den GOTT Seine Botschaft übermittelt. Jesus ist vollkommener Mensch. Jesu Autorität jedoch ist nicht menschlich, d.h. nicht von Menschen, sondern göttlich / von GOTT gegeben. Schließlich wurde Jesus nicht von Menschen zum Herrn und Messias gemacht, sondern von GOTT, dem Vater. Er ist es, der Jesus seine Herrlichkeit verleiht und ihm Macht und Gewalt über das Universum gibt. Eine sinngemäße Übersetzung könnte lauten:

1 Paulus, Apostel nicht durch irdische / menschliche Autorität, sondern durch Jesus Christus und GOTT, den Vater, der ihn auferweckt hat von den Toten (...) 11 Denn ich tue euch kund, Brüder und Schwestern, dass das Evangelium, das ich predige, nicht menschlichen Ursprungs ist. 12 Denn ich habe es nicht von irgendeinem gewöhnlichen Menschen empfangen oder gelernt, sondern durch eine himmlische Offenbarung von Jesus Christus.

 

 

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Epheser 3,9

9 ...und für alle ans Licht zu bringen, wie GOTT sein Geheimnis ins Werk setzt, das von Ewigkeit her verborgen war in ihm, der alles geschaffen hat (...).

Diese Übersetzung vermittelt den Eindruck, dass Jesus derjenige wäre, der alles erschaffen hat. Dies steht jedoch im Widerspruch zu vielen Aussagen, in denen GOTT, der Vater als Schöpfer bezeichnet wird ohne Verbindung zu Jesus (Matthäus 11,25 / Hebräer 11,1 / Offenbarung 4,11 / Offenbarung 14,7). In den meisten Übersetzungen steht das Wort GOTT (altgr.: theos) anstelle von ihm. Doch auch das Wort ihm würde sich in diesem Vers klar auf GOTT, den Vater beziehen und nicht auf Jesus. In einigen Übersetzungen steht die Ergänzung “der alles geschaffen hat durch Jesus Christus“. Dieser Wortlaut ist jedoch im Grundtext nicht zu finden. Die Elberfelder-Bibel übersetzt diesen Vers richtig und unmissverständlich:

9 ...und ans Licht zu bringen, was die Verwaltung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her in GOTT, der alles geschaffen hat, verborgen war (…).

(Elberfelder)

 

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Epheser 4,8-10

Psalm 68,19

8 Darum heißt es: »Er ist aufgefahren zur Höhe, hat Gefangene in die Gefangenschaft geführt und den Menschen Gaben gegeben.« 9 Dass er aber aufgefahren ist, was heißt das anderes, als dass er auch hinabgefahren ist in die Tiefen der Erde? 10 Der hinabgefahren ist, das ist derselbe, der aufgefahren ist über alle Himmel, damit er alles erfülle.

Das hebräische Original-Zitat aus Psalm 68,19 bezieht sich auf Jahweh, während sich der gleiche Vers in der griechischen Septuaginta, aus der Paulus im Epheserbrief zitiert, auf einen Menschen - in diesem Fall auf Mose - bezieht. Mose wiederum ist als Prophet das Vorbild für Christus (5. Mose 18,15 / Apostelgeschichte 3,22 f.). Insofern beweist dieser Text in keiner Weise, dass Jesus GOTT ist. Hinzu kommt, dass hier von Jesu Tod und Himmelfahrt die Rede ist; nicht von seiner angeblichen Menschwerdung. Jesus starb und wurde begraben. Am dritten Tag wurde er von GOTT auferweckt und in den Himmel aufgenommen. Der Messias musste zuerst leiden und danach verherrlicht werden, um alle Prophezeiungen der Heiligen Schrift zu erfüllen. Der Ausdruck Tiefen der Erde ist an dieser Stelle eine Umschreibung für das Totenreich, den Hades. In Römer 10,7 wird dasselbe Wort für hinabsteigen (altgr.: katabainō) im Zusammenhang mit dem Tod und der Auferstehung Jesu verwendet.

 

 

 

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Epheser 5,13 f.

Jesaja 60,1

13 Das alles aber wird offenbar, wenn’s vom Licht aufgedeckt wird; 14 denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.

Im Kontext dieses Abschnitts geht es um einen heiligen Lebenswandel im Licht, zu dem alle Gläubigen berufen sind (1. Petrus 1,14-17) und dessen Frucht lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit ist (Epheser 5,8 f.). Paulus zitiert dazu einen Teilvers aus dem Alten Testament, der von der Herrlichkeit Jahwehs handelt, und bezieht diesen auf Jesus. Damit möchte Paulus keinesfalls andeuten, dass Jesus GOTT wäre. Wie alle Aussagen des Paulus im Zusammenhang mit Jesus ist auch diese im Kontext von Jesu Mittlerrolle zu verstehen. GOTT sandte den Messias als Licht für die Menschen (Johannes 12,47). Als Ebenbild GOTTES spiegelt Jesus die Herrlichkeit und Heiligkeit GOTTES, die der Mensch durch die Sünde verloren hat, in seinem Verhalten wieder (Römer 3,23 / 2. Korinther 4,6). Damit ist Jesus das Vorbild für alle Christen. Wenn wir handeln wie Jesus, so wandeln wir im Licht. Auf diese Weise spiegeln wir die Herrlichkeit Jesu und damit die Herrlichkeit GOTTES, zu der jeder Mensch ursprünglich geschaffen wurde, wieder (2. Korinther 3,18).

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Philipper 2,5-11

5 Seid so unter euch gesinnt, wie es der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht: 6 Er, der in Gestalt GOTTES war, achtete es nicht wie einen Raub, GOTT gleich zu sein, 7 sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an. Und den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt 8 erniedrigte er sich selbst und ward gehorsam bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz. 9 Darum hat GOTT ihn auch erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über allen Namen ist, 10 damit in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, 11 und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus Herr ist, zur Ehre GOTTES, des Vaters.

5 Seid so unter euch gesinnt, wie es der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht:

Im Kontext von Philipper 2 geht es um die Gesinnung bzw. Geisteshaltung, die Gläubige haben sollen; nicht um die Menschwerdung eines göttlichen Wesens. Es handelt sich auch nicht um ein Glaubensbekenntnis, wie oft behauptet wird. Paulus möchte die Gläubigen dazu anleiten, einander in Demut zu dienen. Jesus ist das Vorbild. Paulus verlangt nicht, dass Gläubige ihre Natur ändern, sondern dass sie die demütige Gesinnung Jesu nachahmen. Das Grundprinzip bei GOTT lautet, dass jeder, der sich selbst erhöht, erniedrigt, und jeder, der sich selbst erniedrigt, von GOTT erhöht wird (Matthäus 23,12). Dieses Prinzip veranschaulicht Paulus am Beispiel des Menschen Jesus. Im Kern geht es um die völlige Selbstverleugnung Jesu, um uns Menschen durch sein Lebensbeispiel den Weg zu GOTT zu weisen und um durch seinen Tod GOTTES Plan zur Rettung der Menschheit zu erfüllen. Über sich selbst schreibt Paulus, dass er sich zum Knecht aller gemacht hat (1. Korinther 9,19). Zugleich ermutigt Paulus die Gläubigen, sich ihn zum Vorbild zu nehmen, genauso, wie er sich Christus zum Vorbild nimmt (1. Korinther 11,1). In diesem Abschnitt geht es weder um eine “Präexistenz“ noch um eine “Inkarnation“ Jesu.

6 Er, der in Gestalt GOTTES / göttlicher Gestalt war / ist,

Das griechische Wort morphē, welches im Deutschen mit Gestalt übersetzt wird, bezieht sich auf die äußere Erscheinung; nicht auf die Natur oder Substanz einer Person. Wenn von “Natur“ oder “Essenz“ die Rede ist, werden im Griechischen die Wörter ousia oder physis verwendet. Die Gestalt von jemandem zu haben, bedeutet nicht, diese Person zu sein oder dieselbe Natur zu besitzen. Aus weltlichen Schriften erfahren wir, dass die Griechen das Wort morphē gebrauchten, um zu beschreiben, wann “Götter“ ihr Aussehen veränderten; wie beispielsweise Aphrodite, Demeter und Dionysos. Diese Vorstellung war in der heidnischen Mythologie weit verbreitet. Hier geht es eindeutig um eine Änderung des Aussehens und nicht der inneren Natur. Josephus, ein Zeitgenosse der Apostel, verwendete morphē um die Form von Statuen zu beschreiben. Das Markusevangelium enthält einen kurzen Hinweis auf die bekannte Geschichte im Lukas-Evangelium, wo es darum geht, dass Jesus zwei Jüngern auf dem Weg nach Emmaus in anderer Gestalt (morphē) erschien, weshalb sie ihn nicht sofort erkannten. Daraus geht klar hervor, dass Jesus nicht seine Natur veränderte, sondern lediglich seine physische Erscheinung.

 

Morphē ist das Stammwort vieler neutestamentlicher Wörter und wird auch in zusammengesetzten Wörtern verwendet. Die Bibel spricht von bösen Menschen, die eine Form (morphose) der Frömmigkeit haben (2. Timotheus 3,5). Ihre innere Natur war böse, aber nach außen hin erweckten sie den Anschein, göttlich zu sein. Auf dem Berg der Verklärung wurde Christus vor den Jüngern umgestaltet (metamorphoomai) (Matthäus 17,2 / Markus 9,2). Sie sahen nicht, dass Christus eine neue Natur bekam, sondern dass sich seine äußere Gestalt sichtbar veränderte. In ähnlicher Weise müssen auch Christen umgewandelt (metamorphoomai) werden, indem sie ihr Denken auf Basis der Bibel erneuern lassen. Sie bekommen dabei keine neue Natur. Es geht vielmehr um eine Veränderung der Gesinnung, die Außenstehende erkennen und erleben können. Zudem sollen Christen in das Bild Christi verwandelt (metamorphoomai) werden. Dass sie in ein Bild verwandelt werden, zeigt, dass die Veränderung etwas ist, das von außen sichtbar ist.

Wörtlich übersetzt würde Vers 6 lauten, dass Jesus das Aussehen GOTTES hat. Da GOTT unsichtbar ist und keine leibliche Gestalt besitzt, kann in diesem Falle nicht die äußere Erscheinung GOTTES gemeint sein. Die Gestalt bzw. das Aussehen GOTTES zu haben, bedeutet, sich nach außen sichtbar wie GOTT zu verhalten. GOTT schuf den Menschen in Seinem Ebenbild; d.h. als Abbild Seiner Herrlichkeit (1. Mose 1,27 / 1. Korinther 11,7). Das bedeutet, dass sich im Denken und Handeln des Menschen GOTTES Wesen - die Liebe - wiederspiegeln sollte. Durch den Sündenfall hat der Mensch GOTTES Herrlichkeit verloren (Römer 3,23), weil die Sünde den Charakter des Menschen verdorben hat. Seitdem bestimmen Hochmut, Habgier und Selbstsucht sein Leben. Jesus hingegen ist das perfekte Ebenbild GOTTES (Kolosser 1,15), weil er GOTT, den Vater durch sein Verhalten auf perfekte Weise nach außen repräsentiert. Jesus handelte immer, wie GOTT handeln würde. Auf diese Weise spiegelt Jesus als Mensch die Herrlichkeit GOTTES wieder (Hebräer 1,3), wie Adam und Eva sie ursprünglich hatten. Sein Charakter entspricht so sehr dem seines Schöpfers, dass Jesus sagen konnte, dass jeder, der ihn sieht, den Vater sieht (Johannes 14,9). Indem wir dem Bilde des Sohnes gleich werden (Römer 8,29) - d.h. den Charakter Jesu annehmen - können wir die Herrlichkeit, die GOTT uns zugedacht hat, wiedererlangen. Wenn Paulus sagen wollte, dass Jesus GOTT ist, hätte er dies so klar und unmissverständlich geschrieben. Weil Jesus vollkommener Mensch ist, können wir uns mit ihm identifizieren. Mit einem GOTT-Menschen ist dies nicht möglich.

...achtete es nicht wie einen Raub, GOTT gleich zu sein,

Infolge einer Lüge Satans übertraten Adam und Eva GOTTES Gebot, indem sie von der verbotenen Frucht aßen. Ihre Hoffnung war, dadurch wie GOTT zu werden. Doch ihr Hochmut brachte ihnen den Tod. Im Herzen von Jesus hingegen war keine Spur von Stolz oder Eigennutz. Ganz im Gegenteil: Er achtete (altgr.: hēgeomai) es nicht wie einen Raub (altgr.: harpagmos), GOTT gleich zu sein. Das heißt: Jesus widerstand entschlossen der Versuchung, sich GOTT gleichzustellen, obwohl Jesu hochrangige Stellung als König und seine außerordentliche Macht, die GOTT Seinem Messias verliehen hat, ihn hätten leicht dazu verleiten können. Jesus gab GOTT in allem die Ehre, denn er wusste, dass er vom Vater abhängig ist und Ihm alles zu verdanken hat. Wenn zudem Vers 6 bedeuten würde, dass Jesus GOTT ist, würde die Aussage in Vers 7, dass es für Jesus kein Raub war, GOTT gleich zu sein, keinen Sinn ergeben. Die von Trinitariern häufig bevorzugte Übersetzung, dass Jesus nicht an seiner Göttlichkeit “festhielt“, ist falsch und tendenziös. “Festhalten“ gehört nicht zu den Wortbedeutungen von hēgeomai.

7 ...sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an. Und den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt

8 erniedrigte er sich selbst und ward gehorsam bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz.

Jesus entäußerte (altgr.: kenoō) sich selbst und nahm die Gestalt (morphē) eines Dieners / Sklaven an. Ähnlich wie in Vers 6 lautet auch hier die wörtliche Übersetzung, dass Jesus das Aussehen eines Sklaven annahm; d.h. sich nach außen sichtbar wie ein Sklave verhielt. Dieser Vers sagt nicht, dass Jesus Mensch wurde oder die Natur eines Sklaven annahm. Jesus entäußerte sich nicht als GOTT, sondern als Mensch und König von allem, was er hatte und was ihm zustand, um seinen Auftrag zu erfüllen. Als Gesalbter des Höchsten war Jesus mit großer Vollmacht ausgestattet. Als König besaß Jesus das Recht, auf dem Thron Davids zu sitzen und über GOTTES Volk zu herrschen. Doch obwohl er ein angenehmes und wohlhabendes Leben wie die Könige hätte haben können, verzichtete Jesus freiwillig darauf, um den Menschen wie ein Sklave in Liebe zu dienen (Markus 10,45 / 2. Korinther 8,9). Jesu Erniedrigung zeigt sich unter anderem darin, dass er seinen Jüngern die Füße wusch; eine Tätigkeit, die gewöhnlich von Sklaven verrichtet wurde. Schließlich war Jesus sogar bereit, auf schmachvolle Weise am Kreuz für alle Menschen zu sterben. Jesaja prophezeite über das Leiden Christi, dass am Kreuz sein Gesicht mehr entstellt war als das jedes anderen Menschen (Jesaja 52,14). Diese fortschreitende Demütigung seiner selbst bis zum Tod geschah während seines Lebens und Sterbens, nicht bei Jesu Geburt.

In Vers 7 wird das griechische Wort schema für Erscheinung verwendet. Im Gegensatz zu morphē bezieht es sich nicht auf die äußere Erscheinung, sondern darauf, wer bzw. was etwas ist, einschließlich des funktionalen Aspekts von etwas oder jemandem. Die Aussage in Gleichheit (homoiōma) der Menschen und Gestalt (schema) wie ein Mensch bedeuten nicht, dass Jesus nur als Mensch erschien, obwohl er in Wahrheit GOTT war. Die Bibel bezeugt, dass Jesus ein echter Mensch ist. Im Gegensatz dazu behaupteten Gnostiker, dass Christus einen menschlichen Scheinleib gehabt hätte. Der Schwerpunkt in diesem Vers liegt auf der Tatsache, dass Jesus voll und ganz Mensch war wie wir. Auch wenn ihn seine Stellung und Vollmacht als Messias von anderen Menschen unterschied, verhielt sich Jesus immer bescheiden und unauffällig wie andere (normale) Menschen statt wie ein erhabener Herrscher. Insofern wurde (altgr.: ginomai) Jesus den Menschen ähnlich / gleich. Paulus spricht hier von Jesu Verhalten; nicht von seiner Natur. In Vers 8 heißt es, dass Jesus gehorsam wurde (ginomai). Auch in diesem Fall ist Jesu Verhalten gemeint. Doch auch das äußere Erscheinungsbild Jesu – als Mensch mit einem leinenen Gewand statt als König mit purpurnem Mantel, Krone und Zepter – ließ nicht darauf schließen, dass Jesus jemand Besonderes war.

9 Darum hat GOTT ihn auch erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über allen Namen ist,

10 damit in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind,

11 und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus Herr ist, zur Ehre GOTTES, des Vaters.

Die beiden entscheidenden Wörter in diesen Versen sind darum (altgr.: dio) und erhoben (altgr.: huperupsoō). Sie belegen, dass die Erhöhung des Messias über alle Maßen und über alle Namen nichts mit seiner angeblichen Gottheit zu tun hat, sondern der Lohn für die freiwillige Selbsterniedrigung bis zum Kreuzestod ist (Matthäus 23,12). Für seinen absoluten Gehorsam, der ihn vor allen anderen Menschen auszeichnet, wurde Jesus höchste Ehre zuteil: der Platz zur Rechten GOTTES. Hätte Jesus diese Stellung schon vorher gehabt, könnte man nicht von einer Erhöhung sprechen. Auch die Formulierung zur Rechten GOTTES wäre irreführend, da GOTT nicht an GOTTES Seite thront. Aus diesen und anderen Schriftstellen geht klar und deutlich hervor, dass es GOTT, der Vater war, der Jesus erhöht hat; nicht er sich selbst.

Der Name, den Jesus ererbt hat, bezieht sich in diesem Fall nicht auf einen Eigen- oder Personennamen, sondern auf seinen Ruf bzw. Titel als Herr über alle Menschen und Engel (Apostelgeschichte 2,36). Gleichzeitig gab GOTT Jesus alle Macht im Himmel und auf Erden (Matthäus 28,18). Dies macht Jesus zur mächtigsten und einflussreichsten Person im Universum unmittelbar nach GOTT. Die Tatsache, dass sich jedes Knie vor Jesus beugen wird, hat ebenfalls nichts damit zu tun, dass Jesus GOTT ist, sondern mit seiner Stellung als GOTTES Richter. Das Beugen der Knie ist ein sichtbarer Akt der Ehrerbietung. Indem Menschen ihre Knie vor Jesus beugen, erkennen sie seine göttliche Autorität als Richter an. Gleichzeitig erweisen sie damit auch GOTT, dem Vater, der Jesus erhöht und ihm diese Stellung verliehen hat, Ehre und Anerkennung. Entscheidend ist, dass Jesu Ehre von GOTT kommt. Auch Joseph und Daniel wurden auf besondere Weise von GOTT geehrt und erhöht, weil sie Seinen Geboten treu geblieben waren und GOTT vor ihren Feinden die Ehre gaben. Sogar der babylonische König Nebukadnezar – der mächtigste Herrscher seiner Zeit – musste seine Knie vor Daniel beugen und brachte Daniel und seinen Gefährten Opfer dar (Daniel 2,46 f.). Mit dieser demütigen Geste zeigte er, dass er GOTT als obersten Herrscher und Daniel als Seinen menschlichen Repräsentanten anerkennt. Eine sinngemäße Übersetzung könnte lauten:

 

5 Habt dieselbe (demütige) Gesinnung, wie sie Jesus Christus hatte: 6 Er, der GOTTES Charakter wiederspiegelt, trachtete nicht (hochmütig) wie nach einen Raub, sich GOTT gleich zu stellen (wie Adam und Eva es taten). 7 Im Gegenteil: Er verzichtete sogar freiwillig auf seinen Ruhm (als König) und verhielt sich stattdessen wie ein Sklave. So wirkte er nach außen wie jeder andere gewöhnliche Mensch 8, wobei er sich erniedrigte und gehorsam blieb bis zu seinem Tod am Kreuz. 9 Für diesen Gehorsam hat GOTT ihn erhöht und ihm die höchste Ehre vor allen anderen Geschöpfen verliehen, 10 damit alle sich seiner Autorität unterordnen, 11 und jeder bekennt, dass Jesus Christus der oberste (menschliche) Herrscher ist; zur Ehre (des einzig wahren) GOTTES, des Vaters.

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Kolosser 1,15-20

15 Er ist das Ebenbild des unsichtbaren GOTTES, der Erstgeborene aller Schöpfung. 16 Denn in ihm wurde alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. 17 Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm. 18 Und er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde. Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, damit er in allem der Erste sei. 19 Denn es hat GOTT gefallen, alle Fülle in ihm wohnen zu lassen 20 und durch ihn alles zu versöhnen zu Ihm hin, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz.

15 Er ist das Ebenbild des unsichtbaren GOTTES, der Erstgeborene aller Schöpfung.

Die Worte von Paulus in diesem Brief offenbaren, dass die Gemeinde in Kolossae ihren Fokus auf Christus verloren hatte. Einige der Gläubigen hatten in der Praxis ihre Verbindung zu Jesus als ihrem Haupt aufgegeben. Manche wurden sogar dazu gebracht, Engel anzubeten (Kolosser 2,18 f.). Der Abschnitt beginnt mit der Aussage, dass Christus das Bild bzw. Ebenbild (altgr.: eikon) des unsichtbaren GOTTES ist. Wenn jemand ein Bild eines anderen darstellt, dann sind Bild und Original nicht identisch. Im Gegensatz zu Jesus wird der Vater an Dutzenden Stellen eindeutig GOTT (altgr.: theos) genannt. Wenn Jesus GOTT wäre, würde Paulus dies auch hier direkt sagen.

Dass Jesus GOTTES Ebenbild ist, bedeutet, dass Jesus die Persönlichkeit / den Charakter GOTTES besitzt. Auch der erste Mensch Adam wurde im Ebenbild (eikon) GOTTES erschaffen (Septuaginta: 1. Mose 1,27), so, wie jeder andere Mensch auch (Jakobus 3,9). Das heißt nicht, dass ein Mensch GOTTES Natur besitzt. Das Wort eikon kommt im Neuen Testament insgesamt 23 Mal vor. Es wird u.a. für das Bild von Cäsar auf einer Münze verwendet (Matthäus 22,20), für Idole, die von Menschen geschaffene Götterbilder sind (Römer 1,23), für Dinge aus dem Alten Testament, die nur ein Abbild derheutigen Realität waren, und für das Bild es Tieres (Offenbarung 13,15). Christen sollen in das Bild des Herrn verwandelt werden, indem sie seine Herrlichkeit widerspiegeln (2. Korinther 3,18). Es heißt, dass der Mann GOTTES Bild und Herrlichkeit ist (1. Korinther 11,7). In allen Beispielen wird eikon im üblichen Sinne des Wortes verwendet: Es bedeutet eine vom Original getrennte Darstellung bzw. Ähnlichkeit mit etwas oder jemandem haben. Der Unterschied zwischen Jesus und uns besteht darin, dass wir Menschen von der Sünde befleckt sind und daher die Herrlichkeit GOTTES nicht so widerspiegeln wie Jesus es tat (2. Korinther 4,6). Ebenbild GOTTES zu sein, bedeutet also nicht, GOTT zu sein. Zudem erklärt Paulus im selben Vers, dass GOTT unsichtbar ist. Jesus hingegen hatte und hat eine sichtbare Gestalt.

Dass Jesus Erstgeborener (altgr.: prōtotokos) genannt wird, hat nichts mit Jesu Natur noch mit seiner angeblichen Präexistenz zu tun. In der gesamten Bibel wird diese Bezeichnung für Menschen verwendet. Neben Jesus werden auch Israel (1. Mose 4,22), der König David (Psalm 89,28) sowie alle Gläubigen (Jakobus 1,18 / Hebräer 12,23 / Offenbarung 14,4) Erstgeborene genannt. Der Erstgeborene einer Familie besaß das Vorrecht, vor allen anderen Kindern zu erben. Er hatte eine höhere Stellung als seine Geschwister und Vorrang vor ihnen. Der erstgeborene Sohn eines Königs galt als dessen Thronfolger. GOTT hat Jesus zum höchsten König auf Erden gemacht. Es ist Jesu Stellung als oberster menschlicher Herrscher sowie sowie Jesu Vorreiterrolle (Römer 8,29), die ihn von seinen Brüdern unterscheidet; nicht seine Natur. Dass Jesus der Erstgeborene aller Schöpfung ist, drückt klar aus, dass Jesus selbst Teil der Schöpfung ist. Zudem impliziert das Wort prōtotokos einen Anfang. Dies widerspricht der Idee, dass Jesus existierte, bevor er vom Vater gezeugt wurde. Das Wort “vor“ (aller Schöpfung), wie es in manchen Übersetzungen steht, kommt im Grundtext nicht vor. Wäre Jesus GOTT, so wäre es nicht nötig, zu betonen, dass er vor aller Schöpfung existierte, da GOTT ohne Anfang ist.

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