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Kommentar zum Neuen Testament
Apostel-Briefe - Seite 2

 

Philipper 2,5-11

5 Seid so unter euch gesinnt, wie es der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht: 6 Er, der in Gestalt GOTTES war, achtete es nicht wie einen Raub, GOTT gleich zu sein, 7 sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an. Und den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt 8 erniedrigte er sich selbst und ward gehorsam bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz. 9 Darum hat GOTT ihn auch erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über allen Namen ist, 10 damit in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, 11 und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus Herr ist, zur Ehre GOTTES, des Vaters.

5 Seid so unter euch gesinnt, wie es der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht:

Im Kontext von Philipper 2 geht es um die Gesinnung bzw. Geisteshaltung, die Gläubige haben sollen; nicht um die Menschwerdung eines göttlichen Wesens. Es handelt sich auch nicht um ein Glaubensbekenntnis, wie oft behauptet wird. Paulus möchte die Gläubigen dazu anleiten, einander in Demut zu dienen. Jesus ist das Vorbild. Paulus verlangt nicht, dass Gläubige ihre Natur ändern, sondern dass sie die demütige Gesinnung Jesu nachahmen. Das Grundprinzip bei GOTT lautet, dass jeder, der sich selbst erhöht, erniedrigt, und jeder, der sich selbst erniedrigt, von GOTT erhöht wird (Matthäus 23,12). Dieses Prinzip veranschaulicht Paulus am Beispiel des Menschen Jesus. Im Kern geht es um die völlige Selbstverleugnung Jesu, um uns Menschen durch sein Lebensbeispiel den Weg zu GOTT zu weisen und um durch seinen Tod GOTTES Plan zur Rettung der Menschheit zu erfüllen. Über sich selbst schreibt Paulus, dass er sich zum Knecht aller gemacht hat (1. Korinther 9,19). Zugleich ermutigt Paulus die Gläubigen, sich ihn zum Vorbild zu nehmen, genauso, wie er sich Christus zum Vorbild nimmt (1. Korinther 11,1). In diesem Abschnitt geht es weder um eine “Präexistenz“ noch um eine “Inkarnation“ Jesu.

5 Er, der in Gestalt GOTTES / göttlicher Gestalt war / ist,

Das griechische Wort morphē, welches im Deutschen mit Gestalt übersetzt wird, bezieht sich auf die äußere Erscheinung; nicht auf die innere Natur einer Person. Wenn im Griechischen von “Natur“ oder “Essenz“ die Rede ist, werden die Wörter ousia oder physis verwendet (2. Petrus 1,4). Die Gestalt von jemandem zu haben, bedeutet nicht, diese Person zu sein oder dieselbe Natur zu besitzen. Es bedeutet, sich nach außen sichtbar wie diese Person zu verhalten. Aus weltlichen Schriften erfahren wir, dass die Griechen das Wort morphē gebrauchten, um zu beschreiben, wann “Götter“ ihr Aussehen veränderten; wie beispielsweise Aphrodite, Demeter und Dionysos. Diese Vorstellung war in der heidnischen Mythologie weit verbreitet. Hier geht es eindeutig um eine Änderung des Aussehens und nicht der inneren Natur. Josephus, ein Zeitgenosse der Apostel, verwendete morphē um die Form von Statuen zu beschreiben. Das Markusevangelium enthält einen kurzen Hinweis auf die bekannte Geschichte im Lukas-Evangelium, wo es darum geht, dass Jesus zwei Jüngern auf dem Weg nach Emmaus in anderer Gestalt (morphē) erschien, weshalb sie ihn nicht sofort erkannten. Daraus geht klar hervor, dass Jesus nicht seine Natur veränderte, sondern lediglich seine physische Erscheinung. Hinzu kommt, dass das Verb in Vers 6 im Präsenz steht und nicht in der Vergangenheit, wie es in vielen Bibeln wiedergegeben wird. Das heißt, dass Jesus nicht in GOTTES Gestalt “war“, sondern ist.

 

Morphē ist das Stammwort vieler neutestamentlicher Wörter und wird auch in zusammengesetzten Wörtern verwendet. Die Bibel spricht von bösen Menschen, die eine Form (morphose) der Frömmigkeit haben (2. Timotheus 3,5). Ihre innere Natur war böse, aber nach außen hin erweckten sie den Anschein, göttlich zu sein. Auf dem Berg der Verklärung wurde Christus vor den Jüngern umgestaltet (metamorphoomai) (Matthäus 17,2 / Markus 9,2). Sie sahen nicht, dass Christus eine neue Natur bekam, sondern dass sich seine äußere Gestalt sichtbar veränderte. In ähnlicher Weise müssen auch Christen umgewandelt (metamorphoomai) werden, indem sie ihr Denken auf Basis der Bibel erneuern lassen. Sie bekommen dabei keine neue Natur. Es geht vielmehr um eine Veränderung der Gesinnung, die Außenstehende erkennen und erleben können. Zudem sollen Christen in das Bild Christi verwandelt (metamorphoomai) werden. Dass sie in ein Bild verwandelt werden, zeigt, dass die Veränderung etwas ist, das von außen sichtbar ist.

GOTT schuf den Menschen in Seinem Ebenbild; d.h. als Abbild Seiner Herrlichkeit (1. Mose 1,27 / 1. Korinther 11,7). Das bedeutet, dass sich im Denken und Handeln des Menschen GOTTES Wesen - die Liebe - wiederspiegeln sollte. Durch den Sündenfall hat der Mensch GOTTES Herrlichkeit verloren (Römer 3,23), weil die Sünde den Charakter des Menschen verdorben hat. Seitdem bestimmen Hochmut, Habgier und Selbstsucht sein Leben. Jesus hingegen ist das perfekte Ebenbild GOTTES (Kolosser 1,15), weil er GOTT, den Vater durch sein Verhalten auf perfekte Weise nach außen repräsentiert. Jesus spiegelt als Mensch die Herrlichkeit GOTTES wieder (Hebräer 1,3), wie Adam und Eva sie ursprünglich hatten. Sein Charakter entspricht so sehr dem seines Schöpfers, dass Jesus sagen konnte, dass jeder, der ihn sieht, den Vater sieht (Johannes 14,9). Indem wir dem Bilde des Sohnes gleich werden (Römer 8,29) - d.h. den Charakter Jesu annehmen - können wir die Herrlichkeit, die GOTT uns zugedacht hat, wiedererlangen. Wenn Paulus sagen wollte, dass Jesus GOTT ist, hätte er dies so klar und unmissverständlich geschrieben. Weil Jesus vollkommener Mensch ist, können wir uns mit ihm identifizieren. Mit einem GOTT-Menschen ist dies nicht möglich.

6 ...achtete es nicht wie einen Raub, GOTT gleich zu sein,

Infolge einer Lüge Satans übertraten Adam und Eva GOTTES Gebot, indem sie von der verbotenen Frucht aßen. Ihre Hoffnung war, dadurch wie GOTT zu werden. Doch ihr Hochmut brachte ihnen den Tod. Im Herzen von Jesus hingegen war keine Spur von Stolz oder Eigennutz. Ganz im Gegenteil: Er achtete (altgr.: hēgeomai) es nicht wie einen Raub (altgr.: harpagmos), GOTT gleich zu sein. Das heißt: Jesus widerstand entschlossen der Versuchung, sich GOTT gleichzustellen, obwohl Jesu hochrangige Stellung als König und seine außerordentliche Macht, die GOTT Seinem Messias verliehen hat, ihn hätten leicht dazu verleiten können. Jesus gab GOTT in allem die Ehre, denn er wusste, dass er vom Vater abhängig ist und Ihm alles zu verdanken hat. Wenn zudem Vers 6 bedeuten würde, dass Jesus GOTT ist, würde die Aussage in Vers 7, dass es für Jesus kein Raub war, GOTT gleich zu sein, keinen Sinn ergeben. Die von Trinitariern häufig bevorzugte Übersetzung, dass Jesus nicht an seiner Göttlichkeit “festhielt“, ist falsch und tendenziös. “Festhalten“ gehört nicht zu den Wortbedeutungen von hēgeomai.

7 ...sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an. Und den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt

8 erniedrigte er sich selbst und ward gehorsam bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz.

Jesus entäußerte (altgr.: kenoō) sich selbst und nahm die Gestalt (morphē) eines Dieners / Sklaven an. Dieser Vers sagt nicht, dass Jesus Mensch wurde oder die Natur eines Sklaven annahm. Jesus entäußerte sich nicht als GOTT, sondern als Mensch und König von allem, was er hatte und was ihm zustand, um seinen Auftrag zu erfüllen. Als Gesalbter des Höchsten war Jesus mit großer Vollmacht ausgestattet. Als König besaß Jesus das Recht, auf dem Thron Davids zu sitzen und über sein Volk zu herrschen. Doch obwohl er ein angenehmes und wohlhabendes Leben wie die Könige hätte haben können, entschied sich Jesus dazu, freiwillig zu verzichten, um den Menschen wie ein Sklave in Liebe zu dienen (Markus 10,45 / 2. Korinther 8,9). Jesu Erniedrigung zeigt sich unter anderem darin, dass er seinen Jüngern die Füße wusch; eine Tätigkeit, die gewöhnlich von Sklaven verrichtet wurde. Schließlich war Jesus sogar bereit, auf schmachvolle Weise am Kreuz für alle Menschen zu sterben. Jesaja prophezeite über das Leiden Christi, dass am Kreuz sein Gesicht mehr entstellt war als das jedes anderen Menschen (Jesaja 52,14). Diese fortschreitende Demütigung seiner selbst bis zum Tod geschah während seines Lebens und Sterbens, nicht bei Jesu Geburt.

In Vers 7 wird das griechische Wort schema für Erscheinung verwendet. Im Gegensatz zu morphē bezieht es sich nicht auf die äußere Erscheinung, sondern darauf, wer bzw. was etwas ist, einschließlich des funktionalen Aspekts von etwas oder jemandem. Die Aussage in Gleichheit (homoiōma) der Menschen und Gestalt (schema) wie ein Mensch bedeuten nicht, dass Jesus nur als Mensch erschien, obwohl er in Wahrheit GOTT war. Die Bibel bezeugt, dass Jesus ein echter Mensch ist. Im Gegensatz dazu behaupteten Gnostiker, dass Christus einen menschlichen Scheinleib gehabt hätte. Der Schwerpunkt in diesem Vers liegt auf der Tatsache, dass Jesus voll und ganz Mensch war wie wir. Auch wenn ihn seine Stellung und Vollmacht als Messias von anderen Menschen unterschied, verhielt sich Jesus immer bescheiden und unauffällig wie andere (normale) Menschen statt wie ein erhabener Herrscher. Insofern wurde (altgr.: ginomai) Jesus den Menschen ähnlich / gleich. Paulus spricht hier von Jesu Verhalten; nicht von seiner Natur. In Vers 8 heißt es, dass Jesus gehorsam wurde (ginomai). Auch in diesem Fall ist Jesu Verhalten gemeint. Doch auch das äußere Erscheinungsbild Jesu – als Mensch mit einem leinenen Gewand statt als König mit purpurnem Mantel, Krone und Zepter – ließ nicht darauf schließen, dass Jesus jemand Besonderes war.

9 Darum hat GOTT ihn auch erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über allen Namen ist,

10 damit in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind,

11 und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus Herr ist, zur Ehre GOTTES, des Vaters.

Die beiden entscheidenden Wörter in diesen Versen sind darum (altgr.: dio) und erhoben (altgr.: huperupsoō). Sie belegen, dass die Erhöhung des Messias über alle Maßen und über alle Namen nichts mit seiner angeblichen Gottheit zu tun hat, sondern der Lohn für die freiwillige Selbsterniedrigung bis zum Kreuzestod ist. Für seinen absoluten Gehorsam, der ihn vor allen anderen Menschen auszeichnet, wurde Jesus höchste Ehre zuteil: der Platz zur Rechten GOTTES. Hätte Jesus diese Stellung schon vorher gehabt, könnte man nicht von einer Erhöhung sprechen. Auch die Formulierung zur Rechten GOTTES wäre irreführend, da GOTT nicht an GOTTES Seite thront. Aus diesen und anderen Schriftstellen geht klar und deutlich hervor, dass es GOTT, der Vater war, der Jesus erhöht hat; nicht er sich selbst.

Der Name, den Jesus ererbt hat, bezieht sich in diesem Fall nicht auf einen Eigen- oder Personennamen, sondern auf seinen Ruf bzw. Titel als Herr über alle Menschen und Engel (Apostelgeschichte 2,36). Gleichzeitig gab GOTT Jesus alle Macht im Himmel und auf Erden (Matthäus 28,18). Dies macht Jesus zur mächtigsten und einflussreichsten Person im Universum unmittelbar nach GOTT. Die Tatsache, dass sich jedes Knie vor Jesus beugen wird, hat ebenfalls nichts damit zu tun, dass Jesus GOTT ist, sondern mit seiner Stellung als GOTTES Richter. Das Beugen der Knie ist ein sichtbarer Akt der Ehrerbietung. Indem Menschen ihre Knie vor Jesus beugen, erkennen sie seine göttliche Autorität als Richter an. Gleichzeitig erweisen sie damit auch GOTT, dem Vater, der Jesus erhöht und ihm diese Stellung verliehen hat, Ehre und Anerkennung. Entscheidend ist, dass Jesu Ehre von GOTT kommt. Auch Joseph und Daniel wurden auf besondere Weise von GOTT geehrt und erhöht, weil sie Seinen Geboten treu geblieben waren und GOTT vor ihren Feinden die Ehre gaben. Sogar der babylonische König Nebukadnezar – der mächtigste Herrscher seiner Zeit – musste seine Knie vor Daniel beugen und brachte Daniel und seinen Gefährten Opfer dar (Daniel 2,46 f.). Mit dieser demütigen Geste zeigte er, dass er GOTT als obersten Herrscher und Daniel als Seinen menschlichen Repräsentanten anerkennt. Eine sinngemäße Übersetzung könnte lauten:

 

5 Habt dieselbe demütige Gesinnung, wie sie Jesus Christus hatte: 6 Er, der GOTTES Charakter wiederspiegelt, trachtete nicht (hochmütig) wie nach einen Raub, sich GOTT gleich zu stellen (wie Adam und Eva es taten). 7 Im Gegenteil: Er verzichtete sogar freiwillig auf seinen Ruhm (als König) und verhielt sich stattdessen wie ein Sklave. So wirkte er wie jeder andere gewöhnliche Mensch 8, wobei er sich erniedrigte und gehorsam blieb bis zu seinem Tod am Kreuz. 9 Für diesen Gehorsam hat GOTT ihn erhöht und ihm die höchste Ehre vor allen anderen Geschöpfen verliehen, 10 damit alle sich seiner Autorität unterordnen, 11 und jeder bekennt, dass Jesus Christus der oberste (menschliche) Herrscher ist; zur Ehre GOTTES, des Vaters.

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Kolosser 1,15-20

15 Er ist das Ebenbild des unsichtbaren GOTTES, der Erstgeborene aller Schöpfung. 16 Denn in ihm wurde alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. 17 Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm. 18 Und er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde. Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, damit er in allem der Erste sei. 19 Denn es hat GOTT gefallen, alle Fülle in ihm wohnen zu lassen 20 und durch ihn alles zu versöhnen zu Ihm hin, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz.

15 Er ist das Ebenbild des unsichtbaren GOTTES, der Erstgeborene aller Schöpfung.

Die Worte von Paulus in diesem Brief offenbaren, dass die Gemeinde in Kolossae ihren Fokus auf Christus verloren hatte. Einige der Gläubigen hatten in der Praxis ihre Verbindung zu Jesus als ihrem Haupt aufgegeben. Manche wurden sogar dazu gebracht, Engel anzubeten (Kolosser 2,18 f.). Der Abschnitt beginnt mit der Aussage, dass Christus das Bild bzw. Ebenbild (altgr.: eikon) des unsichtbaren GOTTES ist. Wenn jemand ein Bild eines anderen darstellt, dann sind Bild und Original nicht identisch. Im Gegensatz zu Jesus wird der Vater an Dutzenden Stellen eindeutig GOTT genannt. Wenn Jesus GOTT wäre, würde Paulus dies auch hier direkt sagen.

Dass Jesus GOTTES Ebenbild ist, bedeutet, dass Jesus die Persönlichkeit / den Charakter GOTTES besitzt. Auch der erste Mensch Adam wurde im Bild bzw. Ebenbild (eikon) GOTTES erschaffen (Septuaginta: 1. Mose 1,27), so, wie jeder andere Mensch auch (Jakobus 3,9). Das heißt nicht, dass ein Mensch GOTTES Natur besitzt. Das Wort eikon kommt im Neuen Testament insgesamt 23 Mal vor. Es wird u.a. für das Bild von Cäsar auf einer Münze verwendet (Matthäus 22,20), für Idole, die von Menschen geschaffene Götterbilder sind (Römer 1,23), für Dinge aus dem Alten Testament, die nur ein Abbild derheutigen Realität waren, und für das Bild es Tieres (Offenbarung 13,15). Christen sollen in das Bild des Herrn verwandelt werden, indem sie seine Herrlichkeit widerspiegeln (2. Korinther 3,18). Es heißt, dass der Mann GOTTES Bild und Herrlichkeit ist (1. Korinther 11,7). In allen Beispielen wird eikon im üblichen Sinne des Wortes verwendet. Es bedeutet: eine vom Original getrennte Darstellung bzw. Ähnlichkeit mit etwas oder jemandem haben. Der Unterschied zwischen Jesus und uns besteht darin, dass wir Menschen von der Sünde befleckt sind und daher die Herrlichkeit GOTTES nicht so widerspiegeln wie Jesus es tat (2. Korinther 4,6). Ebenbild GOTTES zu sein, bedeutet also nicht, GOTT zu sein. Zudem erklärt Paulus im selben Vers, dass GOTT unsichtbar ist. Jesus hingegen hatte und hat eine sichtbare Gestalt.

Dass Jesus als Erstgeborener (altgr.: prōtotokos) bezeichnet wird, hat nichts mit Jesu Natur noch mit seiner angeblichen Präexistenz zu tun. Auch Israel wird GOTTES Erstgeborener (1. Mose 4,22) genannt, ebenso wie alle Gläubigen (Hebräer 12,23). Der Erstgeborene einer Familie besaß das Vorrecht, vor allen anderen Kindern zu erben. Er hatte eine höhere Stellung als seine Geschwister und Vorrang vor ihnen. Dass Jesus der Erstgeborene aller Schöpfung ist, drückt klar aus, dass Jesus selbst Teil der Schöpfung ist. Zudem impliziert das Wort prōtotokos einen Anfang. Dies widerspricht der Idee, dass Jesus existierte, bevor er vom Vater gezeugt wurde. Das Wort “vor“ (aller Schöpfung), wie es in manchen Übersetzungen steht, kommt im Grundtext nicht vor. Wäre Jesus GOTT, so wäre es nicht nötig, zu betonen, dass er vor aller Schöpfung existierte, da GOTT ohne Anfang ist.

16 Denn in ihm wurde alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles um seinetwillen und zu ihm geschaffen.

Paulus beschreibt die erhabene Stellung Jesu als Messias und Herr über GOTTES Schöpfung. Dass alles in ihm / für ihn (altgr.: eis) und um dessentwillen (altgr.: dia) geschaffen wurde, heißt, dass GOTT alles mit Blick auf Jesus bzw. mit Jesus im Zentrum seines Schöpfungsplans erschaffen hat. Auch hier wird Jesus nicht als der aktiv Schaffende dargestellt, wie es bei GOTT der Fall ist (Offenbarung 4,11). Außerdem bezieht sich das Wort alles nicht auf die erste, materielle Schöpfung, zu der die Pflanzen, Tiere und Menschen zählen. Paulus schreibt nicht, dass Jesus Himmel und Erde erschaffen hätte, sondern dass alles, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare - nämlich Throne, Herrschaften, Mächte und Gewalten - in (eis) Jesus erschaffen wurde. Das bedeutet, dass GOTT all diese Dinge geschaffen hat, um sie Seinem gesalbten  König Jesus zu unterwerfen (Epheser 1,7-10). Der Auftrag, den Jesus von GOTT erhielt, bestand nicht nur darin, uns mit dem Vater zu versöhnen, sondern auch jene Mächte und Gewalten, die unter Satans Herrschaft stehen, zu vernichten und die Herrschaft wieder an GOTT zurückzubringen (1. Korinther 15,23-27). Dann wird GOTT alleiniger Herrscher über seine Schöpfung sein. In ihm kann auch bedeuten: mit Jesus als Vorbild (Epheser 2,10).

17 Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm. Und er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde.

18 Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, damit er in allem der Erste sei.

Das Wort vor (altgr.: pro) kann sich auf die Zeit, den Ort oder die Position im Sinne von Überlegenheit oder Vorrang beziehen. Der Sinn der Aussage besteht darin, zu zeigen, dass Jesus über allen Dingen steht bzw. Vorrang vor allen hat. Damit ist die Aussage in Vers 17 eng mit der Bezeichnung Erstgeborener in Vers 15 verknüpft. Im nächsten Vers wird Jesus der Anfang (altgr.: archē) genannt. Hier steht das Wort im Zusammenhang mit der Bezeichnung Jesu als Erstgeborener von den Toten. Daran ist zu erkennen, dass es nicht um einen zeitlichen Anfang oder eine Präexistenz geht, sondern um Jesu Stellung innerhalb der Schöpfung. Jesus hat in zweierlei Hinsicht Vorrang vor allen anderen Menschen bzw. Gläubigen: Zum einen hat GOTT nur ihn zum Herrn und Richter über Seine gesamte Schöpfung gemacht. Zum anderen ist Jesus der erste Mensch, den GOTT vom Tod zum unsterblichen Leben auferweckt hat. Weil Jesus der Messias ist und GOTTES Willen erfüllt hat, erhielt er das Vorrecht, als Erster vor allen Heiligen vom Tod aufzuerstehen. Alle anderen sollten ihm bei seiner Wiederkunft folgen. Wäre Jesus GOTT und damit Schöpfer, wäre es nicht nötig, zu schreiben, dass er der Anfang von allem ist.

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19 Denn es hat GOTT gefallen, alle Fülle in ihm wohnen zu lassen und durch ihn alles zu versöhnen zu Ihm hin, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz.

Die Ausdrucksweise Gottesfülle (altgr.: plērōma) meint, dass Jesus durch den Heiligen Geist die volle Gotteserkenntnis besaß, was nichts mit GOTTES Natur zu tun hat. Jesus kannte GOTT wie kein anderer Mensch (Johannes 6,46). Bereits in den Propheten und anderen Personen, die im Alten Testament erwähnt werden, wirkte GOTT durch Seinen Geist, jedoch in einem begrenzten Maß. Der Heilige Geist verleiht Menschen Weisheit, prophetische Gaben sowie die Fähigkeit, übernatürliche Wunder zu tun. Doch die primäre Aufgabe des Heiligen Geistes besteht darin, uns in alle Wahrheit zu leiten. Das bedeutet, dass der Heilige Geist uns hilft, GOTT zu erkennen, also GOTTES Willen zu verstehen und nach Seinen Geboten zu handeln. Wäre Jesus GOTT, so wäre die Aussage, dass GOTT die Fülle GOTTES in Jesus wohnen ließ, unsinnig, da GOTT logischerweise eine göttliche Natur besitzt.

Das Wort Gottesfülle (plērōma) bezieht sich auf die Persönlichkeit GOTTES, welche Liebe ist; nicht auf Seine Eigenschaften als GOTT (Allmacht, Allwissenheit, Schöpferkraft usw.). Zu lieben, bedeutet, GOTT zu erkennen. GOTT zu erkennen, bedeutet wiederum, Ewiges Leben zu haben (Johannes 17,3). Paulus schreibt in Epheser 3,19, dass alle Gläubigen zur Gottesfülle (plērōma) erfüllt werden sollen. Dies verdeutlicht, dass die Begriffe Gottesfülle und Göttlichkeit nicht dasselbe bedeuten. In 2. Petrus 1,4 schreibt Petrus, dass Gläubige Teilhaber der göttlichen Natur (altgr: physis) sind. Petrus meint nicht, dass Christen GOTT gleich seien, sondern bezieht sich eindeutig auf den göttlichen Charakter bzw. den heiligen Lebenswandel, wie er einem Kind GOTTES entspricht. Durch seinen Tod am Kreuz versöhnte Jesus alle Menschen und stellte den Frieden zwischen GOTT und Mensch wieder her. Wenn Jesus wiederkommt, um Satan zu vernichten, wird dieser Friede vollumfänglich sichtbar sein. Eine sinngemäße Übersetzung könnte lauten:

15 Sein Verhalten spiegelt den Charakter des unsichtbaren GOTTES wieder. Er hat den Vorrang vor allen anderen Geschöpfen. 16 Denn alles, was im Himmel und auf Erden existiert - das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne, Herrschaften, Mächte oder Gewalten - hat GOTT um seinetwillen geschaffen. 17 Er steht im Zentrum der Schöpfung. 18 Und er ist das Haupt der Gemeinde GOTTES. Er hat bislang als einziger das Vorrecht erhalten, von den Toten aufzuerstehen, weil er in allem Vorrang haben soll. 19 Denn es hat GOTT gefallen, ihm einen vollkommenen göttlichen Charakter zu verleihen 20 und alles auf Erden oder im Himmel durch ihn mit sich zu versöhnen. Denn sein Tod am Kreuz bringt uns den Frieden.

1. Mos 1,27 / Gal 1,11 f. Eph 3,19 / Eph 6,19 / Kol 1,15 + 19 / Kol 4,3 / 2. Pet 1,4 / 1. Joh 4,16 / Heb 1,3

 

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Kolosser 1,19

1 Ich will euch nämlich wissen lassen, welchen Kampf ich für euch und für die in Laodizea und für alle führe, die mich nicht von Angesicht gesehen haben, 2 auf dass ihre Herzen gestärkt und verbunden werden in der Liebe und zu allem Reichtum an der Fülle der Einsicht, zu erkennen das Geheimnis GOTTES, welches Christus ist.

Die genaue Übersetzung dieses Satzes ist umstritten. Es gibt 15 verschiedene Möglichkeiten, wie Vers 2 wiedergegeben werden kann, darunter als das Geheimnis GOTTES, nämlich Christus oder das Geheimnis des Christus GOTTES. Das griechische Wort für Geheimnis (mustērion) bedeutet: etwas Verborgenes ans Licht bringen. Hier geht es nicht um etwas Unbegreifliches, das der menschliche Verstand nicht erfassen kann. Es geht um etwas, das GOTT zu einem Zeitpunkt den Menschen bekannt macht / kundtut. Kolosser 1,26 f. macht dies sehr gut deutlich. Ein Geheimnis lässt sich, nachdem es einmal gelüftet wurde, verstehen. Das, was für die Menschen seit Grundlegung der Welt für lange Zeit verborgen war, weil es nur als Schatten bzw. durch Prophezeiungen angedeutet war, hat GOTT uns durch Jesus offenbart. Ein Mysterium, als welches das Dogma der Dreieinigkeit und der Zwei-Naturen-Lehre Christi häufig bezeichnet wird, bleibt für Menschen unbegreiflich, da es jenseits des menschlichen Verstandes sowie jeglicher Logik liegt.

Mt 13,11 / Röm 16,25 / 1. Kor 2,7 / 1. Kor 4,1 / Eph 3,2-9 / Kol 1,26 f.

 

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1. Timotheus 3,16

16 Und groß ist, wie jedermann bekennen muss, das Geheimnis des Glaubens: GOTT ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.

Es gibt einige Manuskripte, in denen es heißt, dass GOTT im Fleisch erschienen ist. Viele Gelehrte geben jedoch zu, dass diese griechischen Texte von Schriftgelehrten zugunsten des trinitarischen Dogmas geändert wurden. Beim Lesen der frühesten Manuskripte kommt das Wort GOTT (altgr.: theos) nicht vor. Anstelle dessen steht in vielen Übersetzungen das Wort der oder er. Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über das Leben und die Errungenschaften Jesu. Wäre Jesus GOTT, wäre hier die ideale Stelle gewesen, um dies zu sagen. Stattdessen bezeugt der Vers, dass Jesus ein von GOTT, dem Vater gezeugter Mensch ist, der in die Herrlichkeit aufgenommen wurde. Hinzu kommt, dass nur ein Mensch von GOTT gerechtfertigt werden kann. Denn GOTT ist immer gerecht und heilig. Wäre Jesus GOTT, wäre die Aussage, dass er den Engeln erschien, überflüssig, da Engel ständig Zugang zu GOTT haben (Hiob 1,6 / Matthäus 18,10). Die richtige Übersetzung lautet daher:

16 Und groß ist, wie jedermann bekennen muss, das Geheimnis des Glaubens: Er (der Messias) ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.

(Einheitsübersetzung)

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