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Kommentar zum Neuen Testament
Apostel-Briefe - Seite 4

 

7 Von den Engeln heißt es zwar: »Er macht Seine Engel zu Winden und Seine Diener zu Feuerflammen«,

8 aber von dem Sohn: »Gott ist dein Thron von Ewigkeit zu Ewigkeit, und das Zepter der Gerechtigkeit ist das Zepter deines Reiches.

9 Du hast die Gerechtigkeit geliebt und die Ungerechtigkeit gehasst; darum hat dich GOTT, dein GOTT mit Freudenöl gesalbt mehr als deine Gefährten.« (Psalm 45,7 f.)

Manche Übersetzungen geben Vers 8 mit darum hat dich, o GOTT, dein GOTT, mit Freudenöl gesalbt wieder. Vers 2 gibt einen Hinweis darauf, dass der Psalm von einem menschlichen König spricht, der als schönster unter den Menschenkindern bezeichnet wird. Womöglich bezieht er sich auf den König Salomo. Die oben genannte Übersetzung würde Salomo zu GOTT erklären. Da GOTT außerdem keinen GOTT hat, weil GOTT der Höchste ist, würde eine solche Übersetzung keinen Sinn ergeben; zumal dies bedeuten würde, dass zwei Götter existieren. Die Bibel bezeugt jedoch eindeutig, dass es nur einen GOTT gibt (Johannes 17,3 / 1. Korinther 8,6 u.a.). Die Aussage mehr als deine Gefährten ist ein weiterer Beleg dafür, dass es sich bei dem besagten König um einen Menschen und nicht um GOTT handelt.

Das griechische Wort theos kann sowohl im Vokativ (o GOTT) als auch im Nominativ (GOTT) wiedergegeben werden. Der Kontext des Verses spricht deutlich für die zweite Variante. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass der ursprüngliche Text keine Satzzeichen enthielt, die das Verständnis der Aussage beeinflussen können. Ein weiterer Grund, der für den Nominativ spricht, ist die Ähnlichkeit im Aufbau zwischen dem ersten und dem zweiten Teil des Verses. In Hebräer 1,8b stehen zwei Substantive im Nominativ, zwischen denen ein ist eingefügt wird: Das Zepter (Nominativ) der Gerechtigkeit ist das Zepter (Nominativ) deines Königreichs. Hebräer 1,8a wiederum hat denselben Aufbau. Daher ist die Übersetzung im Nominativ naheliegend: Dein Thron (Nominativ) ist GOTT (Nominativ) von Ewigkeit zu Ewigkeit. Dass GOTT der Thron des Königs ist, ist metaphorisch und nicht wörtlich zu verstehen, wie auch der Ausdruck Zepter der Gerechtigkeit metaphorisch und nicht wörtlich gemeint ist. Mit anderen Worten: Der von GOTT gesalbte König regiert mit Gerechtigkeit statt mit einem physischen Zepter. Das Wort Thron (altgr.: thronos) meint nicht immer einen buchstäblichen Sitz oder Stuhl, sondern ist häufig im Sinne von Quelle der Autorität zu verstehen (1. Könige 1,37). Der Thron steht für Macht und Gewalt. Die Quelle der Autorität des Messias ist GOTT. Hebräer 1,8 sagt aus, dass Jesus der gerechte menschliche König ist, der von GOTT, dem Allerhöchsten in besonderer Weise mehr als alle anderen Menschen geehrt wurde. Diese Auslegung stimmt mit dem Kontext des ersten Kapitels und den darauffolgenden Kapiteln überein.

10 Und: »Du, Herr, hast am Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind Deiner Hände Werk.

11 Sie werden vergehen, Du aber bleibst. Und sie werden alle veralten wie ein Gewand;

12 und wie einen Mantel wirst Du sie zusammenrollen, wie ein Gewand werden sie gewechselt werden. Du aber bist derselbe, und Deine Jahre werden nicht aufhören.« (Psalm 102,26-28)

Das richtige Verständnis dieses Verses muss mit Hilfe des zweiten Kapitels des Hebräerbriefes erschlossen werden. Auch hier gilt es zu beachten, dass der Brief ursprünglich als Fließtext verfasst war und daher weder Kapitel noch Versangaben enthielt, wie es in den heutigen Bibeln der Fall ist. Es gibt daher einen fließenden Übergang zwischen beiden Kapiteln. Hebräer 2,5 handelt von der neuen Erde, die GOTT Seinem Sohn Jesus und allen Heiligen zum ewigen Erbe geben will. Dies ist das Hauptthema der ersten beiden Kapitel des Briefes (Hebräer 2,8). Der Autor gebraucht ein Zitat aus dem Alten Testament, in dem vom Untergang und der Verwandlung der jetzigen Erde die Rede ist, und bringt es mit dem Sohn in Verbindung, welcher der Erbe dieser künftigen Welt, die GOTT machen wird, sein soll. Das Wort Herr bezieht sich hier auf GOTT, den Vater. Er ist der Schöpfer der jetzigen und der neuen Erde; nicht der Sohn. Dass Jesus Schöpfer und gleichzeitig Erbe ist, ergibt keinen Sinn. GOTT schuf die Welt durch Sein Wort (Hebräer 11,3 / 2. Petrus 3,5); nicht durch Jesus. Eine sinngemäße Übersetzung könnte lauten:

1 Nachdem GOTT vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, 2 hat Er zuletzt in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn. Er ist der Erbe, der die Welt, die GOTT um seinetwillen geschaffen hat, erben soll. 3 Er spiegelt die Herrlichkeit und das Wesen GOTTES in seinem makellosen Charakter wieder. Seine Befehle als Herrscher und König besitzen gewaltige Autorität. Er hat die Reinigung von den Sünden vollbracht und sich auf GOTTES Ehrenplatz gesetzt. 4 Damit ist ihm weitaus größere Ehre und Autorität zuteil geworden als den Engeln. 5 Denn zu welchem Engel hat GOTT jemals gesagt: »Du bist mein Sohn, heute (an diesem Tag) habe ich dich zum Erben gemacht«? Und wiederum: »Ich werde sein GOTT (Vater) sein und er wird mein Erbe (Sohn) sein«? 6 Und nachdem Er den Erstgeborenen von den Toten auferweckt hat, heißt es: »Und alle Engel GOTTES sollen vor ihm niederfallen (zu GOTTES Ehre).« 7 Von den Engeln heißt es zwar: »Er macht Seine Engel zu Winden und Seine Diener zu Feuerflammen«, 8 aber von dem Sohn: »GOTT ist dein Thron für immer und ewig, und deine Herrschaft ist eine Herrschaft des Rechts. 9 Du hast die Gerechtigkeit geliebt und die Ungerechtigkeit gehasst; darum hat dich GOTT, dein GOTT, mit Freudenöl gesalbt mehr als deine Brüder.« 10 Und: »Du, Herr (GOTT), hast am Anfang die Erde (als Erbe für Jesus) geschaffen, und die Himmel sind das Werk Deiner Hände. 11 Sie werden vergehen, Du aber bleibst. Und sie werden alle veralten wie ein Gewand; 12 und wie einen Mantel wirst Du sie zusammenrollen, wie ein Gewand werden sie gewechselt werden. Du aber bist derselbe, und Deine Jahre werden nicht aufhören.«

 

 

 

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Hebräer 2,14-17

14 Weil nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hatte er in ähnlicher Weise daran Anteil (…) 17 Daher musste der Sohn in allem seinen Brüdern ähnlich werden, auf dass er barmherzig würde und ein treuer Hoherpriester vor GOTT, zu sühnen die Sünden des Volkes.

Dieser Vers spricht nicht von einer Inkarnation, sondern erklärt, dass GOTT Jesus als Menschen (nicht als Engel) gemacht hatte. Obwohl Jesus vollkommener Mensch ist, besaß er keine sündige Natur. Insofern war Jesus seinen Brüdern ähnlich (altgr.: paraplēsiōs); nicht absolut gleich. Jesu Sündlosigkeit ist der einzige Unterschied zu ihnen und die einzige Bedingung, um die Sünden der Menschheit zu sühnen und ein treuer Hohepriester GOTTES zu werden. Dass Jesus GOTT sein musste, um uns zu erlösen, steht hingegen nirgendwo in der Bibel.

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Hebräer 3,1-6

1 Daher, heilige Brüder, Teilhaber der himmlischen Berufung, betrachtet den Apostel und Hohen Priester unseres Bekenntnisses, Jesus, 2 der treu ist dem, der ihn dazu gemacht hat, wie auch Mose in seinem ganzen Hause! 3 Denn er ist größerer Herrlichkeit gewürdigt worden als Mose, insofern größere Ehre als das Haus der hat, der es erbaut hat. 4 Denn jedes Haus wird von jemand erbaut; der aber alles erbaut hat, ist GOTT. 5 Und Mose war zwar in Seinem ganzen Hause als Diener treu – zum Zeugnis von dem, was verkündigt werden sollte –, 6 Christus aber als Sohn über Sein Haus. Sein Haus sind wir, wenn wir die Freimütigkeit und den Ruhm der Hoffnung bis zum Ende standhaft festhalten. 

Es wird gesagt, dass GOTT derjenige ist, der Jesus zum Apostel und Hohenpriester gemacht hat, weil GOTT ihn für würdig erachtet (altgr.:  axioó) hat. Wäre Jesus GOTT, ergäbe diese Aussage keinen Sinn, da GOTT immer schon die höchste Ehre von allen besaß. Verse 3-6 zeigen eine Hierarchie auf: 1. GOTT als Erbauer Seines Hauses (= die Gemeinde); 2. Jesus als Sohn (= König / Herrscher) über GOTTES Haus; 3. Mose als Diener über GOTTES Haus. Jesus Christus ist der Eckstein (= das Fundament), auf dem GOTT Seine Gemeinde errichtet (Epheser 2,19-22).

 

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Hebräer 7,3

1. Mose 14,18-20

3 Er ist ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens. So gleicht er dem Sohn GOTTES und bleibt Priester in Ewigkeit.

Da die Juden das Alte Testament, insbesondere das Gesetz des Mose, kannten und über die Abstammung Jesu Bescheid wussten, glaubten sie nicht, dass Jesus ein Hohepriester sein könnte. Denn das Gesetz des Mose verlangte, dass Priester Nachkommen Aarons und des Stammes Levi sein mussten (Esra 2,62). Jesus hingegen ging aus dem Stamm Juda hervor (Vers 14). Dieser Abschnitt des Hebräerbriefes erklärt, dass, genauso wie Melchisedek, der ein vom großen Patriarchen Abraham anerkannter Priester ohne priesterliche Herkunft war, auch Christus ein Priester sein kann, obwohl er ebenso wie Melchisedek keine priesterliche Herkunft hat.

In Vers 3 heißt es, dass Melchisedek weder Vater noch Mutter, keinen Stammbaum und weder Anfang noch Ende des Lebens hat. Das bedeutet, dass es in der Heiligen Schrift keine Aufzeichnungen über die Lebensbiografie Melchisedeks gibt, wie es bei allen Leviten, die zur Zeit des Alten Bundes als Priester dienten, erforderlich war. Es heißt nicht, dass Melchisedek seit Ewigkeiten existierte oder dass er Christus ist. Melchisedek war ein normaler Mensch. Doch als Hohepriester war er gleichzeitig Typus bzw. Bild für Christus, den wahren Hohepriester GOTTES. Jesus hatte sowohl eine Mutter (Maria) als auch einen Vater (Joseph bzw. GOTT), die jedoch keine Leviten waren. Jesus hat auch einen aufgezeichneten Stammbaum, der bei Matthäus (Matthäus 1,1-17) und Lukas (Lukas 3,23-38) dargestellt ist. Das, was Jesus und Melchisedek verbindet, ist der fehlende Bezug zum Levitentum. Es heißt, dass Melchisedek wie der Sohn GOTTES war. Wenn er wie der Sohn war, dann kann er nicht der Sohn selbst sein. Zudem wird Melchisedek Priester des höchsten GOTTES genannt (Vers 1). Da Melchisedek ein Vorbild für Christus ist, gilt dasselbe für Jesus. Damit werden auch an dieser Stelle Jesus, der Hohepriester, und GOTT, der Höchste, klar und deutlich voneinander unterschieden. Zudem besteht die Aufgabe eines Hohenpriesters darin, GOTT zu dienen und vor Ihm Opfergaben darzubringen; so, wie Jesus es tut (Hebräer 9,14 + 24-26). Daher kann Jesus als Hohepriester nicht gleichzeitig GOTT sein, um sich selbst zu opfern. Eine verständliche Übersetzung von Vers 3 lautet deshalb:

3 Er (Melchisedek) ist (in Bezug auf das Levitentum) ohne Aufzeichnung über Vater, Mutter, noch über den Anfang oder das Ende seines Lebens. Er ist (da er Priester war, obwohl er kein Levit ist) das Vorbild für den Sohn GOTTES, der für immer und ewig Priester ist.

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Hebräer 8,1 f.

1 Das ist nun die Hauptsache bei dem, wovon wir reden: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel 2 und ist ein Diener am Heiligtum und am wahrhaftigen Zelt, das der Herr aufgerichtet hat und nicht ein Mensch. 

Aus dem Kontext wird ersichtlich, dass sich das Wort Herr auf GOTT, den Vater bezieht und nicht auf Jesus, der GOTT als Hohepriester im Heiligtum dient (Hebräer 3,4).

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Hebräer 11,24-26

24 Durch den Glauben wollte Mose, als er groß geworden war, nicht mehr Sohn der Tochter Pharaos heißen, 25 sondern wollte viel lieber mit dem Volk GOTTES zusammen misshandelt werden, als einen flüchtigen Genuss der Sünde zu haben, 26 und hielt die Schmach Christi für größeren Reichtum als die Schätze Ägyptens; denn er sah auf die Belohnung. 

Auch hier geht es nicht um eine Präexistenz Jesu. Vielmehr zieht der Schreiber eine Parallele zwischen dem Schicksal von Mose und Jesus. Beide hatten die Möglichkeit, ein wohlhabendes Leben auf Erden zu führen. Doch Mose zog das einfache und beschwerliche Dasein als Diener seines Volkes dem vergänglichen Genuss der Sünde vor. Genau wie Jesus hatte Mose dabei das unvergängliche Erbe im Blick, das er als Lohn für seine Treue zu GOTT empfangen würde und welches er als größeren Reichtum betrachtete als die Schätze Ägyptens. Insofern trug Mose die gleiche Schmach (Altgr.: oneidismon) wie sie später auch Christus trug, der sich selbst erniedrigte, um wie ein Sklave zu dienen und für die Sünden der Menschheit zu leiden. Dafür hat GOTT ihn belohnt, indem Er Jesus von den Toten auferweckt und ihn über alle Maßen erhöht hat (2. Korinther 8,9 / Philipper 2,5-11 / Hebräer 12,1 f.).

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Hebräer 13,8

8 Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.

Dieser Vers ist eine Ermahnung, sich nicht von seltsamen neuen Lehren täuschen zu lassen, wie Vers 9 deutlich macht. In Vers 7 werden die Gläubigen aufgerufen, sich an ihre Führer zu erinnern und sie nachzuahmen. Der Kontext macht die Absicht des Verses deutlich: Gläubige wurden durch neue Lehren in die Irre geführt. Der Schreiber des Hebräerbriefs erinnert sie daran, dass weder Jesus Christus noch seine Botschaft sich ändern. Die Wahrheit über ihn bleibt dieselbe, gestern, heute und auch in Zukunft. Hier ist nicht von einer ewigen Präexistenz Jesu die Rede. Vielmehr geht es um die Lehre Christi. Eine Untersuchung des Wortes gestern (altgr.: chthes) in der Heiligen Schrift zeigt, dass es sich auf etwas bezieht, das erst kurze Zeit zuvor passiert ist. Hier bezieht es sich auf die Mission Jesu auf Erden, d.h. die Zeit zwischen Jesu Geburt und seiner Himmelfahrt zum Vater.

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1. Petrus 3,18-20

18 Denn auch Christus hat einmal für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er euch zu GOTT führte; er ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist. 19 In ihm ist er auch hingegangen und hat gepredigtden Geistern im Gefängnis, 20 die einst ungehorsam waren, als GOTT in Geduld ausharrte zur Zeit Noahs, als man die Arche baute, in der wenige, nämlich acht Seelen, gerettet wurden durchs Wasser hindurch.

Nach seiner Auferstehung ging Jesus zu den Geistern im Gefängnis, um ihnen seinen Sieg zu verkünden. Im Geist kann entweder im verherrlichten (geistlichen) Körper oder mittels GOTTES Geist gewirkte Vision bedeuten. Der Prophet Hesekiel war im Geist, als GOTT ihm die verschiedenen Visionen zeigte. Auch Johannes empfing die Offenbarung als er im Geist war. Mit dem Wort Geister sind hier gefallene Engel gemeint, die zur Zeit Noahs ungehorsam waren, indem sie ihre himmlische Behausung verließen, um sich an den Töchtern der Menschen sexuell zu versündigen (1. Mose 6,1-4 / Judas 1,6). Aus dieser abnormalen Vereinigung gingen die sogenannten Riesen hervor, die an mehreren Stellen im Alten Testament erwähnt werden. Aufgrund der Schwere dieses Vergehens und als abschreckende Maßnahme schloss GOTT die betreffenden Engel im Untergrund (altgr.: tartarus) ein, wo sie seitdem auf ihre Verurteilung am Tag des Gerichts warten. In der Bibel werden Engel oft Geister (altgr.: pneuma) genannt, während Menschen in den meisten Fällen als Seelen (hebr.: nephesh / altgr.: psyche) bezeichnet werden. Dieser Vers ist kein Beweis für Jesu Präexistenz oder seine angebliche “Höllenfahrt“. Denn zum einen war Jesus tot, bevor er von GOTT auferweckt wurde. Zum anderen ist hier von einem Zeitpunkt nach Jesu Kreuzigung und Auferstehung die Rede.

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2. Petrus 1,1 f.

1 Simon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi, an alle, die mit uns denselben kostbaren Glauben empfangen haben durch die Gerechtigkeit unseres GOTTES und Heilands Jesus Christus: 2 GOTT gebe euch viel Gnade und Frieden durch die Erkenntnis GOTTES und Jesu, unseres Herrn!

Es gibt zwei verschiedene Versionen, wie Vers 1 übersetzt wird: Zum einen mit der Gerechtigkeit unseres GOTTES und Heilands Jesus Christus oder mit der Gerechtigkeit GOTTES und unseres Heilands Jesus Christus. In Titus 2,13 gibt es einen ähnlichen Wortlaut. In 1. Petrus 1,3 verwendet Petrus die Formulierung Gelobt sei GOTT, der Vater unseres Herrn Jesus Christus. Allein die Tatsache, dass Petrus bereits in Vers 2 GOTT und Jesus voneinander trennt, widerlegt die Behauptung, dass er in Vers 1 GOTT und Jesus gleichsetzen würde. Wenn der GOTT in Vers 2 von Jesus unterschieden wird, weil er der Vater ist, kann er nicht mit dem Sohn in Vers 1 identisch sein, da es sich sonst entweder um Modalismus – wonach der Vater gleichzeitig der Sohn ist – oder aber um zwei Götter handeln würde.

Zudem nennt Petrus Jesus an anderen Stellen Herr und Retter. Der Ausdruck GOTT und Retter im Zusammenhang mit Jesus findet sich hingegen an keiner anderen Stelle der beiden Petrusbriefe; auch nicht in irgendeinem anderen Brief der Apostel. Studiert man die Eingangsverse sämtlicher apostolischer Briefe im Neuen Testament, so stellt man fest, dass sowohl GOTT (der Vater) als auch Jesus Christus (unser Herr) jedes Mal separat genannt werden. GOTT ersann den Erlösungsplan auf gerechte Weise und führte ihn durch Jesus Christus aus. Sowohl GOTT, der Vater als auch Jesus mussten gerecht sein, damit wir unseren aktuellen Status im Glauben erhalten konnten. Demzufolge bezieht sich der Ausdruck göttliche Kraft in Vers 3 auf GOTT, den Vater und nicht auf Jesus. Daher lautet die richtige Übersetzung:

1 Simon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi, an alle, die mit uns denselben kostbaren Glauben empfangen haben durch die Gerechtigkeit GOTTES und unseres Heilands Jesus Christus: 2 GOTT gebe euch viel Gnade und Frieden durch die Erkenntnis GOTTES und Jesu, unseres Herrn!

(Luther-Übersetzung 1912 / Schlachter-Übersetzung 1951)

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1. Johannes 1,1-3

1 Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unseren Augen, was wir betrachtet haben und unsere Hände betastet haben, vom Wort des Lebens – 2 und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist –, 3 was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit Seinem Sohn Jesus Christus.

Johannes leitet seinen ersten Brief mit einer ähnlichen Formulierung wie im Johannesevangelium ein. Das Wort Anfang (altgr.: archē) bezieht sich auf den Anfang dessen, worauf im Kontext Bezug genommen wird. Archē wird in der Heiligen Schrift für verschiedene Dinge gebraucht, darunter die Erschaffung der Erde (Hebräer 1,10 / 2. Petrus 3,4), den Anfang der Menschheit (Matthäus 19,4), die große Trübsal (Matthäus 24,8), die Welt (Matthäus 24,21), die gute Nachricht (Markus 1,1), die Zeichen und Wunder Jesu (Johannes 2,11), Jesu öffentliches Wirken (Johannes 15,27), den Beginn der Ausbildung der Jünger Jesu (Johannes 16,4), die christliche Kirche (Apostelgeschichte 11,15), das frühere Leben des Apostel Paulus (Apostelgeschichte 26,4), die Missionsarbeit des Paulus (Philipper 4,15), die Lehre von der Erlösung durch Jesus (Hebräer 2,3), das Gebot der Liebe (1. Johannes 3,11) und die Sünde (1. Johannes 3,8). Wie im Prolog des Johannesevangeliums bezieht sich das Wort Anfang auch in 1. Johannes 1,1 auf die Botschaft des Lebens. Das Wort wir, das Johannes verwendet, wird nicht näher spezifiziert. Aus dem Kontext wird jedoch ersichtlich, dass es sich um Menschen handelt, die bei Jesus gewesen sind und ihn gesehen, gehört und berührt hatten und die noch Jahre später mit dem Apostel Johannes verbunden waren.

Der inhaltliche Gegenstand der johanneischen Briefe ist das Ewige Leben, das GOTT der Menschheit im Evangelium verheißen hat. Das Wort des Lebens (= der Erlösungsplan) war im Anfang beim Vater (Johannes 1,1 f.); d.h. der Vater ist Quelle des Heils. In diesem Plan, in dessen Zentrum der Messias – der vollkommene Mensch – steht, war das Leben verborgen (Johannes 1,4). GOTT, der Vater ist derjenige, von dem alles ausgeht und der von Anfang an existiert (1. Johannes 2,13 f.); nicht der Sohn. Zunächst ließ GOTT das Kommen des Erlösers durch Seine Propheten ankündigen. Als die Zeit erfüllt war, hat GOTT Seinen Plan verwirklicht und den Messias der Menschheit offenbart (Lukas 10,21 / Kolosser 1,26 / 1. Petrus 1,20 f.). Das Leben erschien in Gestalt des Messias (Vers 2). Indem GOTTES Wort / Plan / Ratschluss Fleisch wurde (Johannes 1,14), wurde GOTTES Verheißung Realität. Durch Jesus wurde das Ewige Leben greifbar (Vers 1). Durch ihn verstanden die Menschen, was wahre Gotteserkenntnis bedeutet (Johannes 17,3). Sie sahen / hörten / erkannten im Handeln von Jesus, was der wahre Wille GOTTES ist und wie das wahre Leben aussieht. Johannes schreibt nicht, dass der Sohn ewig wäre, sondern das Leben (1. Johannes 5,12 f.). Ewiges Leben meint das unvergängliche Leben in der kommenden Welt. Durch den Sohn haben wir die Zusage für dieses Leben (1. Johannes 4,9 f.). Jesus ist der Wegweiser zu GOTT, dem Vater (Johannes 14,6). Seine Botschaft bringt Ewiges Leben für alle, die sie annehmen und dem Sohn nachfolgen (Johannes 6,63).

Das Ziel des Glaubens ist die Gemeinschaft mit GOTT, dem Vater. Jesus ist der menschliche Mittler, der den Vater bekannt gemacht hat (Johannes 1,18 / 1. Timotheus 2,5). Indem wir Jesus erkennen, d.h. seinem Vorbild folgen und nach seinen Geboten handeln (Johannes 14,24), erkennen wir den Vater, den Wahrhaftigen (1. Johannes 5,20). Auf diese Weise haben wir Gemeinschaft mit GOTT, dem Vater und mit Jesus, Seinem Sohn (Johannes 14,6-10 / Johannes 17,3 / 1. Johannes 2,3-6 / 1. Johannes 3,6 / 1. Johannes 5,20) sowie untereinander (1. Johannes 1,7). Eine sinngemäße Übersetzung lautet:

1 Was wir von Anfang an gehört, mit unseren Augen gesehen und mit unseren Händen betastet haben, vom Ratschluss GOTTES, der uns das Leben bringt – 2 und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, das zunächst im Plan des Vaters verborgen war und uns nun in Gestalt Jesu erschienen ist –, 3 was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit Seinem Sohn Jesus Christus.

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1. Johannes 2,22 f.

22 Wer ist ein Lügner, wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. 23 Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater.

Auch in diesem Abschnitt ist mit keinem Wort von einer Dreieinigkeit oder Gottheit Jesu die Rede; zumal der Heilige Geist gar nicht erwähnt wird. In Vers 22 erklärt der Schreiber, dass Jesus der Christus / der Gesalbte GOTTES (nicht GOTT) ist. So lautet das biblische Glaubensbekenntnis. GOTT sandte Seinen menschlichen Sohn als Retter und König. Wer diese elementare Wahrheit leugnet, offenbart sich als Antichrist. Das Wort Antichrist (altgr.: antíchristos) bedeutet gegen Christus oder anstelle von Christus. Es drückt aus, dass jemand Jesus nicht als einzigen Retter und König anerkennt (Apostelgeschichte 2,36 / Apostelgeschichte 4,12) - wie beispielsweise Muslime und Vertreter anderer Religionen es tun - bzw. dass jemand sich selbst anstelle von Jesus als der wahre Erlöser ausgibt (Matthäus 24,24). Es geht nicht darum, Jesus als GOTT zu bekennen, sondern darum, Jesus in seiner Mittlerrolle als Retter (1. Timotheus 2,5) und als dem von GOTT eingesetzten Herrscher anzuerkennen (Psalm 2). Wer Jesus als Herrn und Retter anerkennt, erkennt GOTT an. Wer Jesus als Herrn und Retter ablehnt, lehnt GOTT ab. Eine ähnliche Formulierung findet sich in Johannes 5,22-24. Somit könnte eine sinngemäße Übersetzung lauten:

22 Wer ist ein Lügner, wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Gesalbte GOTTES ist? Das ist der Antichrist, der sowohl GOTT als auch Seinen Messias leugnet. 23 Wer den Messias (als Mittler) nicht anerkennt, der erkennt auch GOTT nicht an; wer den Messias anerkennt, der erkennt auch GOTT an.

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1. Johannes 4,2 f.

2 Daran erkennt ihr den Geist GOTTES: Ein jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, der ist von GOTT; 3 und ein jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, der ist nicht von GOTT. Und das ist der Geist des Antichristen, von dem ihr gehört habt, dass er kommen werde, und er ist jetzt schon in der Welt.

Dies ist einer der am häufigsten zitierten Verse, um Christen, die die Irrlehre von der Gottheit Jesu ablehnen, zu verurteilen. In Wahrheit jedoch bezeugt dieser Vers nicht, dass GOTT im Fleisch (= als Mensch) gekommen ist, wie Trinitarier behaupten. Derjenige, der im Fleisch gekommen ist, ist Jesus Christus. Hier ist weder von einer Dreieinigkeit noch von Jesu angeblicher Gottheit die Rede. In Vers 3 wird der Ausdruck im Fleisch nicht wiederholt. Dies legt nahe, dass die Betonung in Vers 2 nicht darauf liegt, dass Jesus im Fleisch gekommen ist, sondern auf der Tatsache, dass er als Erlöser erschienen ist. Die Ergänzung im Fleisch soll lediglich klarstellen, dass der Sohn GOTTES vollkommener Mensch ist und nicht nur einen Scheinleib besaß, wie die Gnostiker behaupteten. Betrachtet man diesen Vers zusammen mit Johannes 4,15 und Johannes 5,1, dann geht es um das Bekenntnis, dass Jesus der Christus / der Sohn GOTTES ist, der bereits im Fleisch (als echter Mensch) erschienen ist. Dieses Bekenntnis schließt gleichzeitig eine andere Person als Heilsbringer aus. Wer also leugnet, dass der Mensch Jesus nicht der von GOTT verheißene Retter ist, den die Apostel bezeugen, offenbart den Geist des Antichristen. Es geht also keineswegs darum, Jesus als "GOTT" zu bekennen. Insofern ist auch die Übersetzung Martin Luthers “in das Fleisch gekommen“ falsch.

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1. Johannes 5,6-8

6 Dieser ist es, der gekommen ist durch Wasser und Blut: Jesus Christus; nicht im Wasser allein, sondern im Wasser und im Blut. Und der Geist ist es, der dies bezeugt, denn der Geist ist die Wahrheit. 7 Denn es sind drei, die es bezeugen: 8 der Geist und das Wasser und das Blut; und die drei sind eins.

Bei diesen drei Versen, die von Schriftgelehrten als Comma Johanneum bezeichnet werden, handelt es sich um einen Zusatz, der im Brief des Johannes ursprünglich nicht enthalten war. Es gibt kein einziges altgriechisches Manuskript und keine neutestamentliche Übersetzung vor dem 16. Jahrhundert, die diese Verse enthalten. Manche Übersetzungen machen in Form einer Fußnote auf diese Einfügung aufmerksam. Andere Übersetzungen lassen diese beiden Verse ganz weg. Ohne diesen Zusatz bleibt kein Hinweis auf eine Dreieinigkeit. Der Kontext spricht vom Glauben, dass Jesus der Sohn GOTTES ist (Verse 5 + 10). Es gibt drei, die diese Wahrheit bezeugen, 1. der Geist, den Jesus bei seiner Taufe empfing, 2. das Wasser seiner Taufe und 3. das Blut, das Jesus am Kreuz für uns vergossen hat.

Selbst, wenn dieser Vers originell wäre, wäre er kein Beweis für die Dreieinigkeit, da sich das eins-sein nicht auf das Wesen GOTTES bezieht. Es geht vielmehr darum, dass alle drei (der Geist, das Wasser und das Blut) in ihrem Zeugnis übereinstimmen. Von GOTT, dem Vater ist an dieser Stelle noch nicht einmal die Rede. Wären Vater, Sohn und der Heilige Geist ein GOTT, hätten sämtliche Apostel dies so deutlich formuliert. Ein solches Bekenntnis sucht man jedoch im gesamten Neuen Testament vergeblich.

 

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