Kommentar zum Neuen Testament
Apostel-Briefe - Seite 5
1. Johannes 5,20
20 Wir wissen aber, dass der Sohn GOTTES gekommen ist und uns Verständnis gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige GOTT und das ewige Leben.
Die Behauptung, Johannes würde Jesus in diesem Vers zu GOTT erklären, ist eine gravierende Missinterpretation. Sowohl im Evangelium als auch in allen drei Briefen unterscheidet Johannes konsequent zwischen GOTT und Seinem Sohn Jesus. In Vers 20 erscheint zweimal das Wort Wahrhaftiger (altgr.: alēthinos). Beide Male bezieht es sich eindeutig auf GOTT (den Vater), wobei Johannes die Bezeichnungen GOTT und Vater synonym verwendet. Auch wenn Jesus an einigen Stellen als wahrhaftig bezeichnet wird, wird nur der Vater im Alten sowie im Neuen Testament wahrer / wahrhaftiger GOTT genannt. Jesus selbst nannte den Vater den wahren GOTT (Johannes 17,3). Auch Johannes nennt den Vater den Wahrhaftigen und Jesus den Sohn des Wahrhaftigen. Würde sich alēthinos auf Jesus beziehen, gäbe es zwei wahrhaftige Götter. Es gibt jedoch keinen Grund, anzunehmen, dass Johannes im selben Satz erst den Vater und kurz darauf den Sohn wahrhaftiger GOTT nennt. Der Sohn hat den Wahrhaftigen offenbart. Jesus kam, um GOTT, den Vater bekannt zu machen (Johannes 1,18) und nicht, um sich selbst als GOTT zu offenbaren.
Die Formulierung in Seinem Sohn drückt ein Beziehungsverhältnis aus. Durch Jesus, den Sohn sind wir mit GOTT, dem Vater (dem Wahrhaftigen) verbunden. Jesus ist der Weg zu GOTT (Johannes 14,6-11). Der menschliche Sohn weist uns den Weg zum himmlischen Vater. In Seinem Sohn ist an dieser Stelle als Einschub zu verstehen, ohne dass dadurch die Hauptaussage, die sich auf GOTT, den Vater bezieht, verändert wird. GOTT (der Vater) ist die Quelle des Ewigen Lebens (Vers 20), da niemand anderes von Natur aus Unsterblichkeit besitzt und somit nur Er allein Ewiges Leben verleihen kann. Die Verse 9-12 erklären jedoch, dass GOTT das Leben mit dem Glauben an Seinen Sohn verknüpft hat. Die Voraussetzung, um das Ewige Leben zu erlangen, ist also, an Jesus zu glauben und die Gebote, die er uns vom Vater gibt, zu befolgen. Denn Jesus, der selbst Mensch ist, ist der von GOTT bestimmte Mittler zwischen GOTT und den Menschen (1. Timotheus 2,5). Das Wort dieser (altgr.: houtos) kann sich sowohl auf GOTT als auch auf Seinen Sohn beziehen. Die Bezugnahme auf das nächstgelegene Substantiv ist keine feste Regel der griechischen Grammatik, wie man an 1. Johannes 2,22 erkennen kann, wo eine ähnliche Formulierung verwendet wird. Da es sich bei in Seinem Sohn um einen Einschub handelt, der die Hauptaussage, die sich auf den Vater bezieht, nicht direkt tangiert, eignet sich die Verwendung von dieser (houtos) besser als das Wort jener (altgr.: ekeinos). Aus den genannten Gründen findet die Auslegung zugunsten des Vaters als dem wahrhaftigen GOTT unter Theologen immer mehr Zustimmung. Eine besser verständliche Wiedergabe des Verses lautet:
20 Wir wissen aber, dass der Sohn GOTTES gekommen ist und uns Einsicht gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen (= den Vater) erkennen. Und wir sind mit dem Wahrhaftigen (= dem Vater) verbunden, (Einschub:) indem wir mit Seinem Sohn Jesus Christus verbunden sind. Dieser (= der Vater) ist der wahrhaftige GOTT und das ewige Leben.
siehe:
Jer 10,10 / Joh 17,3 / Apg 4,10 f. / Apg 7,18 f. / 1. Thes 1,9 / 1. Joh 1,3 + 7 / 1. Joh 2,1 + 22 / 1. Joh 4,2 f. + 9 f. + 15 / 1. Joh 5,1 + 9-12 / 1. Joh 5,18
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Judas 1,4
1 Denn es haben sich einige Menschen eingeschlichen, über die schon längst das Urteil geschrieben ist: Gottlose sind sie, verkehren die Gnade unseres GOTTES ins Gegenteil, in Ausschweifung, und verleugnen unsern alleinigen Herrscher und Herrn Jesus Christus.
Auch Judas unterscheidet zwischen GOTT und Jesus. Die Wörter Herrscher (altgr.: despotēs) und Herr (altgr.: kyrios) meinen die Autorität Jesu als dem von GOTT gesalbten / eingesetzten König (Apostelgeschichte 2,36). Judas behauptet nicht, dass Jesus GOTT wäre, sondern drückt aus, dass es für Christen nur einen Herrn gibt, dem sie nachfolgen und nur einen Weg zu GOTT und zum Seelenheil.
